Bislang haben vor allem das Saarland und der Südwesten von Rheinland-Pfalz gegen Hochwasser gekämpft, doch ab morgen könnten auch andere Regionen Deutschlands von Unwettern betroffen sein. Der Schwerpunkt liege diesmal voraussichtlich nicht im Saarland und südlichen Rheinland-Pfalz, sondern erstrecke sich vom Gebiet der Eifel über Mittelhessen bis nach Südostbayern, sagte Meteorologe Nico Bauer vom Deutschen Wetterdienst. In den bisherigen Hochwassergebieten werde es etwas geringere Mengen Regen geben.
Erneuter Regen vorhergesagt
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) könne es im Süden des Saarlands und von Rheinland-Pfalz bereits am morgigen Vormittag schauerartigen und teils länger andauernden Regen geben. Im Verlauf des Tages weite sich der Regen weiter nach Norden aus. Der Wetterdienst schreibt von einem mehrstündigen Stark- oder Dauerregen mit Hochwassergefahr an Bächen und Flüssen. «Der Schwerpunkt liegt diesmal voraussichtlich nicht im Saarland und südlichen Rheinland-Pfalz, sondern etwas weiter im Norden, im Gebiet von der Eifel über Mittelhessen, bis nach Südostbayern», sagte Meteorologe Nico Bauer vom DWD. In den Hochwassergebieten werde es etwas geringere Mengen Regen geben.
Rückblick
Enorme Regenmengen hatten in den beiden Ländern bereits am Freitag und in der Nacht zu Samstag für Überflutungen, Erdrutsche und vollgelaufene Straßen und Keller gesorgt. Am Sonntag hatte sich die Lage zunächst entspannt, später am Tag kam es teils wieder zu Starkregen. Bei der Hochwasserlage kam eine 67-Jährige ums Leben. Die Frau war bei einem Rettungseinsatz in Saarbrücken am Freitag von einem Einsatzfahrzeug erfasst worden und starb am Sonntagabend in einer Klinik an den Folgen, wie die Stadt mitteilte. Oberbürgermeister Uwe Conradt sprach von einer «schrecklichen Tragödie».
Am Pfingstmontag gab es für die Einsatzkräfte eine kleine Pause. «Die Lage ist beruhigt», sagte der Sprecher des Innenministeriums. Im ganzen Land gebe es stark fallende Pegelstände. «Da liegt ein Schwerpunkt darauf, dass wir aufräumen können und uns vorbereiten auf das, was dann eventuell noch kommt.»
Schäden im Millionenbereich
Nach erster Einschätzung habe das Hochwasser Schäden «weit in den Millionenbereich hinein» angerichtet, sagte die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Das Ausmaß der Schäden werde man erst richtig sehen können, wenn das Wasser ganz zurückgegangen sei. «Schon heute ist allerdings klar, dass wir es mit massiven Schäden an privatem Eigentum, aber auch an Infrastruktur wie Straßen, Brücken oder auch Kitas zu tun haben werden», sagte sie. «Wir kämpfen seit wenigen Tagen gegen Wassermassen, werden aber sicherlich Jahre mit den Folgen kämpfen müssen.»
Dabei sei klar: «Der Staat wird helfen müssen, dort wo große Schäden entstanden sind und Menschen damit überfordert sind», sagte Rehlinger. Die Saar-Regierung habe bereits den Weg für finanzielle Hilfen frei gemacht, «damit die Menschen nicht im Regen stehen». Die Menschen sollten «jetzt schnell Sicherheit haben, welche Unterstützung sie bekommen», sagte die Regierungschefin. Sicher werde es auch Gespräche mit dem Bund darüber geben.
Die Einsatzkräfte hätten bei mehr als 4000 Einsätzen «Unfassbares» geleistet, sagte Rehlinger. Hinzu kämen mehr als 10.000 Helfer plus Tausende Bürger in Nachbarschaftshilfe. Die SPD-Politikerin sprach von einem «unglaublichen Kraftakt».
Scholz verspricht Solidarität
Bundeskanzler Olaf Scholz war am Samstag gemeinsam mit Rehlinger im Saarland vor Ort. Der SPD-Politiker sagte in Kleinblittersdorf, es stehe nun die akute Hilfe im Vordergrund. Wenn die unmittelbare Not- und Gefahrenlage zurückgegangen sei, werde es darum gehen, dass man miteinander verabrede, was zu tun sei, um denjenigen, die in Not geraten seien, zu helfen. «Wir haben da eine gute Praxis der Solidarität», sagte der Kanzler.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), Innenminister Michael Ebling (SPD) und Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) besuchten am Samstag betroffene Gebiete in Rheinland-Pfalz. Dort war es am Sonntagabend etwa in Kirn zu neuen Überflutungen und Erdrutschen gekommen, vor allem der Stadtteil Sulzbach war laut Polizeiangaben teilweise nicht zu passieren.
Stark- und Dauerregen durch Klimawandel wahrscheinlicher
Aktivisten und Aktivistinnen von Fridays for Future sammelten sich am Montag für eine Aktion in Saarbrücken. Eine Sprecherin sagte, man habe sich mit Gummistiefeln in die Saar gestellt. «Wir fordern, dass die Klimakrise nicht ausgeblendet wird und dass nicht fahrlässig gehandelt wird», sagte sie. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland forderte ein Sofortprogramm gegen Klimakrise und Starkregen, wie die Ortsgruppe Saarbrücken mitteilte. «Das Starkregenereignis am vergangenen Wochenende war kein Warnschuss mehr, sondern der erste Teil einer dramatischen Klimakrise im Saarland», sagte Ronald Maltha, Sprecher des BUND Saarbrücken.
Solche Starkregenlagen kommen laut DWD-Meteorologe Bauer durch den Klimawandel häufiger vor. «Die werden häufiger und intensiver, einfach aus dem Grund, dass eine wärmere Atmosphäre mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann und dadurch die Niederschläge heftiger ausfallen.»