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Bedford-Strohm: Demokratie braucht unabhängige Kirchen

Markus Söder fordert von den Kirchen, sich mit politischen Ansichten zurückzuhalten. Nun äußert sich dazu ein prominenter Kirchenmann - mit deutlichen Worten.
Heinrich Bedford-Strohm
Markus Söder
Stadtkirche St. Moriz Coburg
Würzburger Dom

Der Vorsitzende des Weltkirchenrates, Heinrich Bedford-Strohm, betont nach den umstrittenen Forderungen von Markus Söder die Unabhängigkeit der Kirchen - und findet deutliche Worte. «Kirchen haben nicht die Aufgabe, den politisch Verantwortlichen nach dem Munde zu reden. Sie würden damit die Sache, für die sie stehen, im Kern verraten», sagte er bei einem Gesprächsabend zum Thema «Flucht, Asyl und Migration» in Stendal in Sachsen-Anhalt. 

«Die Rechte der Kirchen gar von ihrem Wohlverhalten gegenüber denen abhängig machen zu wollen, die die politische Macht haben, wäre geradezu absurd. Aus meiner Arbeit im Weltkirchenrat kenne ich solche Haltungen aus autokratisch regierten Ländern. In Demokratien haben sie keinen Platz», sagte der frühere bayerische Landesbischof und langjährige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). 

«Gesellschaft braucht Kirchen, die sich öffentlich zu Wort melden»

Bayerns Ministerpräsident Söder (CSU) hatte den Kirchen nach Kritik am Kurs der Union in der Migrationspolitik mehr politische Zurückhaltung nahegelegt und in dem Zusammenhang unverhohlen darauf verwiesen, dass der Freistaat ja die Gehälter der Kirchen zahle - und dass die Union die einzige Partei sei, die noch an der Seite der Kirchen stehe.

«Wenn es in diesen Tagen Töne aus den Reihen der Politik gibt, die den Kirchen das Recht auf kritische Stellungnahmen zu Grundorientierungsfragen in den gegenwärtigen Debatten absprechen wollen, dann liegt da ein grundsätzliches Missverständnis vor», betonte Bedford-Strohm. 

«Eine demokratische Gesellschaft braucht Kirchen, die sich öffentlich zu Wort melden, die sich besonders für die Schwachen und Verletzlichen einsetzen und die sich genau durch das Aussprechen von Wahrheiten, auch unbequemen Wahrheiten, am gesellschaftlichen Diskurs beteiligen und so zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen.»

© dpa
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