In Tel Aviv und anderen israelischen Städten haben Tausende Menschen für ein Abkommen zur Freilassung von 115 Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas demonstriert. «Der militärische Druck auf die Hamas wird dazu führen, dass noch mehr Geiseln sterben», sagte ein Redner der Kundgebung in Tel Aviv, dessen Onkel in den Gazastreifen verschleppt wurde, wie die Zeitung «Haaretz» berichtete. Die Mutter eines anderen Entführten rief in die Menge: «Das ist unsere letzte Chance, um einen Deal zu erreichen, der Leben rettet.»
Weitere Proteste gab es nach Medienberichten in Jerusalem, Haifa, Beerscheba sowie in Caesarea vor der privaten Villa von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung der Geiseln im Gegenzug für die Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen ziehen sich schon über Monate hin. Dabei vermitteln die USA, Ägypten und Katar.
Vor allem amerikanische Vertreter sprachen in letzter Zeit von einer gewissen Annäherung der Standpunkte. Am kommenden Donnerstag soll erstmals seit langer Zeit wieder eine Verhandlungsrunde über die Bühne gehen, zu der sowohl israelische als auch Hamas-Delegierte erwartet werden, auch wenn sie nicht am selben Verhandlungstisch Platz nehmen. Die Runde soll in Kairo oder in Doha stattfinden.
Die islamistische Hamas und andere Gruppen aus dem Gazastreifen hatten am 7. Oktober des Vorjahres den Süden Israels überfallen, mehr als 1200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln verschleppt. Das beispiellose Massaker war Auslöser des Gaza-Kriegs, in dessen Zuge Israel danach trachtet, die Hamas und andere militante Gruppen im Gazastreifen zu zerschlagen.
Während einer kurzen Waffenruhe kamen mehr als 100 Geiseln frei, unter ihnen vor allem Frauen und ältere Menschen. Die Freigelassene berichteten von zum Teil unmenschlichen Bedingungen in der Geiselhaft, von Entbehrungen, Gewalttätigkeiten und psychologischem Terror. Die Hamas hat nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen aber viele nicht mehr am Leben sein dürften.