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Statt Frühjahrsputz: Allergiker sollten Inventur machen

Das Zuhause regelmäßig sauberzumachen, ist für Allergiker wichtiger als ein großer Frühjahrsputz. Eine Expertin rät stattdessen zu einer anderen jährlichen Routine.
Mann bei der Hausarbeit
Mann bezieht ein Bett
Mann bringt ein Schutzgitter am fenster an
Anja Schwalfenberg

Der Frühling steht vor der Tür. Viele nehmen den Beginn der wärmeren Jahreszeit zum Anlass für einen Rundumschlag und machen in den vier Wänden ordentlich sauber. 

Wer gegen Hausstaubmilben allergisch ist, muss aber ohnehin regelmäßig gründlich putzen - ist ein Frühjahrsputz da trotzdem sinnvoll? Und was gilt für Menschen mit Heuschnupfen?

Anja Schwalfenberg ist Patientenberaterin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). Im Interview gibt sie Tipps, was Menschen mit Allergie zu Hause beachten sollten. Und zwar nicht nur im Frühling.

Frau Schwalfenberg, lohnt sich für Menschen mit Hausstaubmilbenallergie ein Frühjahrsputz?

Anja Schwalfenberg: Es spricht nichts dagegen, aber es ist auch kein Muss, denn Allergiker müssen ja ohnehin regelmäßig saubermachen. Um sich das häufige Putzen so einfach wie möglich zu machen, sollten sie die Wohnung eher minimalistisch einrichten. 

Anstelle eines klassischen Frühjahrsputzes könnte man eine Art Inventur machen, wo man schaut: Welche Möglichkeiten gibt es im Wohnumfeld für den Allergenkontakt, also mit Staub? Wie kann ich das reduzieren? Soll ich lieber auf offene Bücherregale verzichten? Habe ich viele textile Materialien, Kissen, Decken oder so, die ich vielleicht gar nicht waschen kann? Stofftiere und so weiter? 

Es bietet sich an, die Räume nicht zu voll zu stellen und möglichst geschlossene Möbel zu nutzen, damit sich nicht so viel Staub niederlassen kann.

Die wichtigste Maßnahme zu jeder Jahreszeit ist aber die sogenannte Sanierung des Bettes, vor allem der Matratze. Die sollte einen möglichst allergendichten Überzug, ein sogenanntes Encasing, haben. Denn die Hauptbelastung der Hausstaubmilben haben wir in der Matratze. 

Auch ein Encasing für das Kopfkissen würde ich in jedem Fall als sinnvoll betrachten. Es gibt die Möglichkeit, auch die Oberbetten mit Encasings zu versehen - dabei die Reinigungsempfehlung des Herstellers berücksichtigen. Alternativ können Allergiker die Oberbetten auch bei mindestens 60 Grad waschen, je nach Beschwerdelage etwa alle vier bis sechs Wochen. 

Schlafen zum Beispiel auch Geschwisterkinder im Raum sollte man alle Bettmatratzen mit Encasings versehen.

Worauf sollten Allergiker beim Putzen grundsätzlich achten?

Schwalfenberg: Für Hausstaubmilbenallergiker ist es immer wichtig, dass nicht zu viel Staub aufgewirbelt wird. Helfen können Mikrofasertücher, die den Staub besser halten. Glatte Bodenbeläge sollte man am besten feucht oder zumindest nebelfeucht wischen, das ist noch einmal besser, als nur saugen. Teppichböden sollten kurzflorig sein, damit man sie besser absaugen kann. 

Als Allergiker brauche ich einen guten Staubsauger, am besten mit einem Hepa-Filter der Klasse 13 oder 14. Diese Filter halten selbst sehr kleine Partikel zurück. Es gibt heutzutage auch viele Geräte, die so gelenkig sind, dass man unter Möbel kommt und so auch schwer zugängliche Ecken sauber halten kann. 

Wer sehr empfindliche Atemwege hat, kann sich beim Putzen mit einer Atemschutzmaske schützen, damit er nicht mit dem Staub konfrontiert wird. Es gibt auch Patienten, die neben einer Hausstaubmilbenallergie ein allergisches Asthma haben. Die reagieren unter Umständen auch auf Duftstoffe und sollten daher bei Reinigungsmitteln auf die Inhaltsstoffe achten. 

Es kann sinnvoll sein, beim Putzen Handschuhe zu tragen, weil manche Menschen auf Kontaktallergene reagieren. Damit die Hände nicht so schwitzen, kann man unter den Putzhandschuhen Baumwollhandschuhe tragen, denn der Schweiß kann für empfindliche Haut zum Problem werden.

Was empfehlen Sie Pollenallergikern?

Schwalfenberg: Im Frühling kann es natürlich sein, dass der Polleneintrag ins Haus höher ist. Allergiker sollten schauen, wie die eigenen Beschwerden sind. Wenn sie gut zurechtkommen, besteht keine Notwendigkeit, mehr zu putzen als sonst.

Auch Pollenallergiker könnten stattdessen einmal Inventur machen: Wie gut bin ich zu Hause vor Pollen geschützt? Kann man noch etwas verändern, damit weniger Pollen hineinkommen? Wo ist beispielsweise das Fenster, wo am meisten Wind draufsteht? Hier kann es sinnvoll sein, sich mit einem Pollenschutzgitter etwas abzuschirmen, damit beim Lüften nicht so viele Pollen hereinkommen. Gerade beim Putzen ist Lüften nämlich auch wichtig.

Damit sie selbst nicht zu viele Pollen ins Haus bringen, können Allergiker draußen Kopfbedeckungen und abschließende Brillen tragen. Kleidung sollte man nicht in alle Räume tragen, schon gar nicht ins Schlafzimmer, und lieber in einem Vorraum ausziehen.

© dpa ⁄ Interview: Hilde Kraatz, dpa
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