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Finger weg? Warum wir uns so oft ins Gesicht fassen

Kinder ermahnt man, sich nicht ständig ins Gesicht zu fassen - doch auch wir Erwachsenen tun es. Und zwar öfter, als wir denken. Wozu das gut ist und was es uns auch über andere verrät.
Eine Frau berührt ihr Gesicht
Menschen fassen sich etwa 800 Mal am Tag ins Gesicht: Diese Berührungen helfen, Stress zu reduzieren und Emotionen zu regulieren. © Christin Klose/dpa-tmn

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie oft Sie sich täglich ins Gesicht fassen? Der Psychologe Julian Packheiser von der Ruhr-Universität Bochum forscht unter anderem zu Gesundheitseffekten von Berührungen und berichtet im Magazin «Spektrum Psychologie» (Ausgabe 01/2025), dass Menschen das durchschnittlich 50 Mal pro Stunde tun – das ergibt bis zu 800 Berührungen pro Tag. Manche davon haben einen praktischen Zweck, etwa um die Frisur zu richten oder müde Augen zu reiben. Doch die meisten erfolgen ohne ersichtlichen Grund.

Berührungen reduzieren Stress

Packheiser erklärt, dass unbewusste Gesichtsberührungen eine wichtige Funktion erfüllen könnten: «Laut neueren Theorien dienen unbewusste Gesichtsberührungen zur Stressreduktion und helfen, den Gefühlshaushalt zu regulieren.» 

Berührungen im Allgemeinen fördern bekanntermaßen die Gesundheit, so der Psychologe. Sie können Ängste lindern, Traurigkeit mindern, Schmerzen reduzieren und sogar den Blutdruck senken. Das gilt nicht nur für Kontakt mit anderen: Forschende der Goethe-Universität Frankfurt fanden 2021 in einer randomisierten kontrollierten Studie heraus, dass sowohl Berührungen von anderen als auch von einem selbst vor einer Stresssituation einen Effekt auf das Stresslevel der Teilnehmer hatten.

Sowohl diejenigen, die von anderen berührt wurden als auch die, die sich selbst berührten, hatten hinterher einen niedrigeren Wert des Stresshormons Cortisol im Blut als die dritte Gruppe der «Unberührten». 

Welche Rolle spielt das Gesicht?

Zwar wählten die Teilnehmenden der Selbstberührungsgruppe nicht immer das Gesicht, manche strichen sich über den Arm oder legten die Hände auf die Brust. Dennoch deuten andere Forschungen darauf hin, dass Gesichtsberührungen in stressigen oder kognitiv anspruchsvollen Situationen besonders häufig vorkommen, so Packheiser weiter. 

Das zeigt etwa eine systematische Übersichtsarbeit eines Forscherteams des Paul-Flechsig-Instituts – Zentrum für Neuropathologie und Hirnforschung der Universitätsklinik Leipzig, die ebenfalls 2021 veröffentlicht wurde.

«Obwohl es noch wenig Forschung zu Selbstberührungen gibt, deuten solche Indizien darauf hin, dass das Berühren des eigenen Gesichts Stress mildern kann.» 

Joe Navarro, ein ehemaliger FBI-Verhaltensanalyst, erklärt im Magazin «Psychology Today», dass die Gründe für diese Vorliebe in der Anatomie unseres Körpers liegen. Unsere Gesichter sind besonders reich an empfindlichen Nervenenden, die mit dem Gehirn direkt verbunden sind. Diese Nerven – insbesondere der fünfte (Trigeminusnerv) und der siebte Hirnnerv (Facialisnerv) – ermöglichten es, dass Berührungen im Gesicht das Gehirn schneller und effektiver erreichen als an anderen Körperstellen.

Ein sanftes Streichen über die Wange oder das Berühren der Lippen sende beruhigende Signale blitzschnell ins Gehirn. Diese Sofortwirkung ist entscheidend, weil wir gerade in stressigen Momenten schnell Erleichterung brauchen. Das Ins-Gesicht-Fassen beruhige das Gehirn und helfe dabei, die innere Balance wiederherzustellen.

So sei es für andere auch ein Hinweis darauf, wie es im Inneren aussieht, ob jemand gestresst ist und Unterstützung braucht, so Navarro.

«Wenn sich also Ihr Partner oder die Kollegin das nächste Mal häufig an die Nase fasst, fragen Sie ruhig einmal nach, ob alles in Ordnung ist», rät Julian Packheiser.

Übrigens: Sich nicht ins Gesicht zu fassen, wäre manchmal besser - Stichwort Krankheitserreger -, ist aber gar nicht so leicht: «Die aktive Vermeidung von Berührungen im Gesicht zur Verringerung von Infektionen erfordert geistige Anstrengung», schreiben die Leipziger Forscher. Das müssen wir also ganz bewusst tun.

© dpa
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