Sonne und Beton basiert auf dem gleichnamigen Roman von Felix Lobrecht, seines Zeichens Stand-up-Comedian, Podcaster und Autor. Laut Lobrecht, besteht die Geschichte zu je 50 Prozent aus Fiktion und tatsächlichen Erlebnissen. Womöglich liegt es an dieser Authentizität, dass die Milieu-Studie nie ins Lächerliche abdriftet, wenn die Jugendlichen auf Gangster machen.
Die Story von Sonne und Beton: Ein Sommer in Berlin-Gropiusstadt
Der Film bringt Dich zurück ins Jahr 2003. In den Ortsteil Gropiusstadt von Berlin-Neukölln, der als Brennpunkt bekannt ist. Lukas (Levy Rico Arcos), Julius (Vincent Wiemer), Gino (Rafael Luis Klein-Heßling) und Sanchez (Aaron Maldonado Morales) wohnen in der Platte. Sie haben nichts und davon noch zu wenig.
Kiffen ist ein Thema.
Mädchen sind ein Thema.
Gewalt ist ein Thema.
Nach einem Gang-Konflikt schuldet Lukas einem Dealer 500 Euro. Die Lösung liegt in der Schule. Genauer im Keller der Schule. Dort lagern brandneue Computer, die sich vielleicht zu Geld machen lassen.
Ein glaubhafter Cast mit vertrauter Dynamik
Sonne und Beton ist vor allem ein Charakterstück über Freundschaft und über den Traum nach luxuriöser Normalität – etwa den Eintritt fürs Freibad bezahlen zu können. Dafür bleibt Regisseur David Wnendt lange in den Szenen. Wir beobachten die Protagonisten, auch wenn es erdrückend still ist. Eine Stille nach der es meistens knallt – verbal und körperlich.
Die Cliquenstruktur erinnert an ähnlich gestrickte Konstellationen anderer Coming-of-Age-Filme. Lukas ist ein Talent mit ungenutztem Potenzial; Julius ist der Möchtegern-Playboy; Gino schweigsam und Sanchez der Neuzugang und Impulsgeber. Die Dynamik der vier erinnert an den „Club der Verlierer“ aus Stephen Kings „ES“, aber auch an die Clique aus „Jim Carroll – In den Straßen von New York“. Die ganze Jugendsprache, die Kraftausdrücke und die oft vorgeschobene Pöbelei zahlt sich – wie so häufig bei Filmen dieser Machart – in den ruhigen Momenten aus. Wenn raue Panzer abgelegt, Freundschaften neu verhandelt und Wunden versorgt werden. In diesen Momenten überzeugt auch das Spiel der jugendlichen Darsteller besonders.
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Überzeichnete Karikaturen und spitzen Cameos
Würde man Sonne und Beton etwas vorhalten wollen, dann, dass Autoritätspersonen und die meisten Erwachsenen wie komplett dysfunktionale Karikaturen daherkommen. Unterstellt man dem Film einen jugendlichen Blick auf die Welt, mag diese Inszenierung sogar hinhauen.
Namedropping ist zwar an dieser Stelle kein Muss, wenn Du jedoch ein offenes Ohr fürs Rap-Genre hast, freust Du Dich auf Luvre47 und Lucio101 in Nebenrollen. Für einen Cameo gibt sich Felix Lobrecht auch selbst die Ehre.
Blut und Schweiß: Keine Langeweile
Regisseur David Wnendt lässt keine Langeweile aufkommen. Wie viel Musikmontagen ein Film wie Sonne und Beton wirklich braucht, sei einmal dahingestellt. Für unseren Geschmack hätten es ein, zwei weniger sein können, für Dich ist es womöglich genau richtig so. Gilt auch für den Grad an Gewalt. Sonne und Beton ist brutal. Und vermutlich ist der Film so drastisch, weil eine Jugend im Milieu eben potenziell damit verbunden ist.
Geschönt wird hier nichts; Gewalt gegen Jugendliche und Frauen gibt es leider. Und Kamerafrau Jieun Yi hält die Linse drauf. Das ist eindringlich, aber zu keinem Zeitpunkt entsteht der Eindruck, dass David Wnendt die Darstellung zum reinen Selbstzweck verkommen ließe. Vielmehr geht es um eine simple Dualität: jede Aktion erzeugt eine Reaktion.
Sonne und Beton in der Kritik: Unser Fazit zum Coming-of-Age-Drama
Sonne und Beton ist Brutalismus als Filmgenre. Dort wo Beiträge wie „4Blocks“ das Milieu-Leben hier und da zu sehr glorifizieren, verklärt Sonne und Beton seine Gewalt nie zur Held:innentat. Das einzig schöne im Block, ist die Hoffnung eines Tages nicht mehr darin zu wohnen. David Wnendts Coming-of-Age-Drama gaukelt niemandem vor, dass die Letzten die Ersten sein werden. Aber vielleicht die Zweiten.
Für uns ist Sonne und Beton ein Mustwatch!
Sonne und Beton | |
Originaltitel: | Sonne und Beton |
Genre: | Coming of Age // Krimi // Milieu |
Start: | 3. März 2023 (Kino) |
Laufzeit: | 119 Minuten |
Altersfreigabe: | Ab 12 Jahren (FSK), ungeschnitten |
Regie: | David Wnendt |
Drehbuch: | David Wnendt, Felix Lobrecht |
Basiert auf: | „Sonne und Beton“ (2017); Roman von Felix Lobrecht |
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