Sie kam, würgte und siegte: Die von ihren Konkurrenten chronisch unterschätzte Reality-TV-Teilnehmerin Georgina Fleur hat die Sommer-Ausgabe des RTL-Dschungelcamps gewonnen. In der am Samstag beim Streamingdienst RTL+ veröffentlichten Folge setzte sich die 34-Jährige in einem ebenso epischen wie erschütternden Duell gegen ihre letzte Konkurrentin Kader Loth (51) durch, bei dem sie tapfer Mäuseschwänze und Impala-Augen verspeiste. Immer wieder würgte Georgina dabei so heftig, dass Augenzeugen den Blick abwenden mussten. Aber es gelang: Am Ende bekam die in Dubai lebende Ex-«Bachelor»-Kandidatin» ein Krönchen und ein Preisgeld von 100.000 Euro.
Georgina durchströmte unübersehbar eine gewisse Genugtuung. «Ich wurde immer nur so ein bisschen von oben herab behandelt», klagte sie über ihre Mitcamper. Einige Tage zuvor hatte sie auch schon einmal geweint, weil sie von allen unterschätzt werde («Die machen mich fertig am frühen Morgen. Die sind so psycho!»). Auch eilte ihr aufgrund unglücklicher Auftritte in anderen Formaten - das konnte man nicht wegdiskutieren - ein gewisser Ruf voraus. Die Reality-Kandidatin galt als etwas verwöhnt und wenig belastbar. Beides dürfte mit den heroischen Würge-Festspielen im Dschungel nun vom Tisch sein.
Gigi redet mit seiner unteren Körperhälfte
Zu Beginn des Finales wurden die fünf verbliebenen Camper zunächst auf drei reduziert - durch gegenseitige Nominierung. Der Bannstrahl traf Ex-Viva-Moderator Mola Adebisi (51) und Ex-Model Sarah Knappik (37). Vor allem für Adebisi bitter, der zuvor immer wieder versucht hatte, den Anschein zu erwecken, als durchblicke er die Show-Logik wie kein anderer.
Damit war zugleich klar: Der Sieg wird zwischen Georgina, Reality-Liebling Gigi Birofio (25) und Reality-Queen Kader Loth ausgemacht. Wobei man fast annehmen musste, dass weiterhin noch eine vierte Persönlichkeit mit am Lagerfeuer sitzt, da Gigi mehrmals in eine Art direkten Gedankenaustausch mit seiner unteren Körperhälfte trat. Er lupfte die Bettdecke hoch, blickte an sich herunter und sagte beschwörend: «Wart' noch bis morgen. Chill' bis morgen.»
«Sie ist wirklich eine Maschine»
Wobei er genau diese Tätigkeit seinen zwei verbliebenen Konkurrentinnen zum Vorwurf machte. Georgina habe die Hälfte des Dschungels auf ihrer Liege «verpennt» und Kader gleichsam «viel gechillt». Sein Fazit offenbar: Niemand habe den Sieg so sehr verdient wie er. Womöglich handelte es sich auch um ein emotionales Überbleibsel von der Folge zuvor, als der 25-Jährige ausgerechnet bei einem Wissensquiz hatte bestehen können (Georgina hatte dort übrigens auf die Frage, welche Romanfigur von Affen großgezogen werde und sich in die Amerikanerin Jane Porter verliebe, mit der kuriosen Antwort «Godzilla» aufgewartet).
Doch auch dieser Mann mit hochfliegenden Ambitionen wurde bald «wegrasiert», wie es Kader Loth ausdrückte. Bei einem Spiel, bei dem es darum ging, möglichst genau die Dauer von sechs Minuten abzuschätzen, versagte Gigi. Noch einmal Kader Loth zum Zähl-Fehler des geknickten Mannes: «Gigi hatte viel zu viele Frauen in seinem Leben. Irgendwann hat er aufgehört zu zählen.» Ihre Konkurrentin Georgina analysierte sie dagegen mit den weisen Worten: «Sie ist wirklich eine Maschine, ja? In weiblicher Form.»
Loth war es auch, die eine Art freudige Endzeitstimmung einläutete. «Wir treten die letzte Reise an», verkündete sie. «Ist das euch bewusst?» Was eine wohl ungewollte Metaebene hatte. Bei der Spezial-Staffel waren ausnahmslos Kandidatinnen und Kandidaten angetreten, die in den 20 Jahren der Show schon einmal im Dschungelcamp gehaust hatten. Ein dritter Einsatz für diese «Legenden» ist schwer vorstellbar, wenn auch nicht ausgeschlossen. Weitsichtig ließ Loth daher auch verlauten, dass sie das Preisgeld für ihre Rente benötige. Georgina erklärte dagegen, sie wolle es für ihre Tochter anlegen. Als alleinerziehende Mutter könne sie die Summe sehr gut gebrauchen.
Von wegen arbeitslos!
Zugleich unterstrichen die beiden Frauen, dass ihre rätselhafte Branche der Reality-TV-Dauerkandidaten keineswegs nur lustig sei. «Guck' mal, wie hart wir unser Geld verdienen hier. Glaubt kein Mensch!», sagte Loth. «Die Leute denken da draußen, dass wir arbeitslos sind.» Georgina pflichtete bei: «Und unterstellen uns, wir würden nix tun. Wir würden nicht arbeiten.» Kurz musste man glauben, einer Gewerkschaftsgründung beizuwohnen.
Alles gipfelte in einer finalen Prüfung, bei der sendungstypisch allerhand Ekelkram gegessen werden musste. Loth hatte dabei keine Chance, obwohl sie Moderator Jan Köppen im Stile eines Bankberaters beschwor, dass es doch um 100.000 Euro gehe. Georgina aber stopfte Mäuseschwänze (mit der ungläubigen Frage: «Kann man das essen?»), fermentierte Eier, Impala-Augen und schließlich Hühner-Innereien in sich hinein. Ja, wirklich stopfte. Zeitweise hielt sie die Hand vor den Mund, damit nichts wieder rausflog.
Die in Heidelberg geborene 34-Jährige hatte schon zuvor immer wieder gezeigt, dass sie sehr tough sein kann. Zwischen ihrem ersten Auftritt im Dschungel im Jahr 2013, bei der sie nur den sechsten Platz errang, und der Sommer-Staffel 2024 lagen Welten. Georgina wirkte etwas gefestigter, ein wenig ausgeglichener, zumindest ein bisschen nachdenklicher. Das ist die Art von Heldenreise, die das Dschungelcamp regelmäßig belohnt.
Gibt es noch einmal einen «Legenden»-Dschungel
Wobei diesmal ganz andere Regeln galten. Nicht die Zuschauer stimmten über Wohl und Wehe der Insassen ab, sondern die Camper selbst mussten ausfechten, wer am Lagerfeuer bleiben durfte. Das sorgte für eine in Teilen ganz andere Dramaturgie. RTL hatte die Staffel aufgezeichnet und nicht live gesendet. Moderatorin Sonja Zietlow (56) stellte in Aussicht, dass es vielleicht noch einmal eine derartige «Legenden-Staffel» (offizieller Titel: «Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden») geben könnte.
Versöhnlich jedenfalls scheint es für die Finalisten ausgegangen zu sein. «Ich glaub' mal: Der Gewinn ist nicht das Geilste, sondern etwas ganz, ganz anderes», sagte Gigi, dessen Bandbreite im Camp von öffentlich zur Schau gestellter Flatulenz bis zu Alltagsphilosophie gereicht hatte. Dieses andere sei, sagte er: «Wertschätzung.»