Der langjährige Chorleiter der Bayreuther Festspiele, Eberhard Friedrich, hat seine Kündigung eingereicht. Das bestätigte Festspiel-Sprecher Hubertus Herrmann. Zuvor hatte der «Nordbayerische Kurier» über die Kündigung berichtet und auch aus einem entsprechenden Schreiben Friedrichs an die Festspielleitung zitiert. Demnach sei er in großer Sorge, dass der Festspielchor sich durch «Bedingungen, die nicht ich zu verantworten habe», verändern werde und dass sowohl Klang, musikalische Qualität und Präzision darunter leiden, schreibt die Zeitung.
Friedrich wäre als Altersgründen ohnehin ausgeschieden
Friedrich ist 66 Jahre alt und nach Angaben Herrmanns hätte es am 26. August «ohnehin einen Termin mit ihm und der Festspielleitung gegeben, da er 2025 das Renteneintrittsalter erreicht haben wird». Friedrich habe zwei Verträge - «einen als Chorleiter, den man formal juristisch nicht kündigen muss, da er jedes Jahr neu ausgestellt wird, was aufgrund des Erreichens des Renteneintrittsalters 2025 nicht geschehen wäre. Der andere Werkvertrag für die Zusammenstellung des Chores muss gekündigt werden, da Herr Friedrich aber wie erwähnt das Renteneintrittsalter erreicht und kein Chordirektor mehr ist, hat er diesen Werkvertrag formaljuristisch korrekt gekündigt».
Die Suche nach einem Nachfolger scheint auch schon weit gediehen zu sein: «Über die Nachfolge werden wir zum Ende der laufenden Festspielsaison informieren», sagte Herrmann. Der Chorvorstand müsse noch angehört werden und eine Stellungnahme zum potenziellen Nachfolger abgeben. Die Festspiele enden am 27. August mit dem «Tannhäuser».
Ende vergangenen Jahres hatte der Verwaltungsrat des weltberühmten Opernfestivals Einsparungen auf der Grundlage eines von der Geschäftsführung vorgelegten Wirtschaftsplans beschlossen, die auch den Chor trafen.
Kritiker befürchteten «Stellenkahlschlag» beim Chor
Die Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles (VdO) befürchtete einen «Stellenkahlschlag», weil die Zahl der festen Chor-Mitglieder um 40 Prozent von 134 auf 80 schrumpfen sollte. Die Festspiele sprachen dagegen von einer «Umstrukturierung des Festspielchores». Der werde künftig aus einem Hauptchor und einem Sonderchor bestehen - «womit auch weiterhin bei allen exponierten Chorwerken die gewohnten 134 Chormitglieder zu erleben sind».
Grund für die Sparmaßnahmen waren nach Angaben der Festspiele «deutliche Kostensteigerungen», von denen alle Opernhäuser betroffen seien. Genannt werden hohe Energiekosten, teures Material und gestiegene Personalkosten «durch sehr hohe Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst».
«Es ist nochmals zu betonen, dass es keine Verkleinerung des Chores geben wird», teilten die Festspiele mit. «Fakt ist, dass nicht immer alle 134 Chormitglieder dort, wo der Chor zum Einsatz kommt, benötigt werden. Wo die vollständige Anzahl benötigt wird, ist mit dem jeweiligen Chordirektor zu diskutieren, damit es künstlerisch keine Einbußen gibt. Selbstverständlich wird bei "Lohengrin", "Tannhäuser" und der Festwiese der "Meistersinger" die komplette Anzahl an Chormitgliedern zur Verfügung stehen.»
Festspiele: Mögliche Nachfolger sehen «Umstrukturierung als Chance»
Die Festspiele betonten auch: «Sehr produktive Gespräche mit geeigneten Personen zur Nachfolge haben gezeigt, dass auch diese die Umstrukturierung als Chance und vor allem als zeitgemäß ansehen.»
Friedrich, der schon 1993 als Assistent zum Bayreuther Festspiel-Chor gekommen war und ihn 2000 als Leiter übernahm, hatte sich bislang nicht öffentlich zu den Sparmaßnahmen geäußert. In der ersten Festspielwoche wurde der Chor nach jeder Vorstellung, bei der er dabei war, ausnahmslos vom Publikum gefeiert.