Die wahren Größen des Fußballs

Die argentinische Nationalmannschaft gewinnt ein beklopptes WM-Finale erst im Elfmeterschießen gegen Frankreich und Kapitän Lionel Messi wird nicht nur in der Heimat als "der größte Spieler aller Zeiten" verehrt. Dabei ist er jetzt zwar Weltmeister, aber andere waren besser.
WM Finale: Die wahren Größen des Fußballs
WM Finale: Die wahren Größen des Fußballs
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WM Finale: Die wahren Größen des Fußballs

Auch wenn es die Argentinien-Fans unter den Lesern schmerzen mag, der Allergrößte ist und bleibt Pelé. Die brasilianische Legende hielt den WM-Pokal schon dreimal in den Händen: 1958, 1962 und 1970 – das ist bis heute unübertroffen.

Gleich dahinter folgt unser „Kaiser“. Franz Beckenbauer war Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft von 1974 und holte den goldenen Pokal 1990 als „Teamchef“. Und dann gibt es da noch einen gewissen Didier Deschamps, der 1998 erst als Spieler und 2018 schließlich als Trainer mit Frankreich Weltmeister wurde.

Sie alle sind größer als Messi. Und ob der den Intellekt besitzt, auch als Trainer Weltmeister zu werden, ist ziemlich fraglich, wenn man an seinen divenhaften Auftritt nach dem Viertelfinale gegen die Niederlande denkt. Sein großes Vorbild Diego Armando Maradona scheiterte übrigens in dieser Mission 2010 kläglich. Mit 0:4 wurden seine „Gauchos“ damals von Schweinsteiger, Müller & Co schon im Viertelfinale vernascht.

Ach ja, und wo wir schon mal dabei sind, auch in Sachen WM-Tore sind andere Spieler besser als der 1,70 Meter kleine Argentinier. Der legendäre Miroslav Klose liegt in dieser Statistik mit 16 Treffern vorn und erzielte seine letzten Tore ausgerechnet 2014 in der Heimat des Brasilianers Ronaldo, der mit 15 Toren auf Platz 2 folgt.

Auf dem dritten Rang folgt Gerd Müller, der allerdings die beste Torquote von allen hat. Der „Bomber der Nation“ schaffte 14 WM-Tore, brauchte dafür aber lediglich 13 WM-Partien. Messi liegt dagegen nur auf Platz 4 mit 13 Treffern bei 26 Partien.

Mit 26 WM-Spielen hat Messi zwar nunmehr die meisten von allen, aber das ist kein Kunststück, schließlich wird eine WM erst seit 1998 mit 32 Teams gespielt, wodurch ein Weltmeister sieben Partien pro Turnier bestreitet. Da in vier Jahren gar 48 Teams um den WM-Titel spielen werden, kann man davon ausgehen, dass Frankreichs erst 23-jähriger Star Kylian Mbappé Messi locker einholen wird.

Argentinien – Frankreich 7:5 n.E.

Doch kommen wir zurück zum WM-Finale des diesjährigen Turniers in Katar. So richtig wusste man nicht, für wen man eigentlich sein sollte, denn beide Teams hatten im Turnierverlauf nicht gerade durch sympathisches Auftreten geglänzt und von einigen merkwürdigen Schiedsrichterentscheidungen profitiert.

So bekam z.B. Argentinien im Halbfinale ein Witz-Elfmeter gegen Kroatien und gelangte so auf die Siegerstraße. Und die Marokkaner würden FIFA-Präsident Gianni Infantino am liebsten noch heute an die Wäsche gehen, wurden ihnen doch gegen Frankreich gleich zwei Elfmeter verwehrt.

Wohl bei keinem WM-Turnier zuvor gab es – trotz VAR – so viele eklatante Fehlentscheidungen. Da war es eine Wohltat mit Szymon Marciniak im WM-Finale einen richtig guten Schiedsrichter in Aktion zu sehen. Der beste Mann auf dem Platz hielt sich angenehm zurück, zückte acht berechtigte gelbe Karte und lag bei allen Elfmeterentscheidungen goldrichtig – Respekt!

Dabei sah es zunächst nach einem langweiligen, weil einseitigen Kick aus. Frankreich, dessen Team wegen einer grassierenden Grippe einige Ausfälle zu verbuchen hatte, war gar nicht richtig auf dem Platz und leistete sich eine Reihe ungewohnter Abwehrfehler, die von Mac Allister (5. Minute), De Paul (8. Minute) und Di Maria (17. Minute) aber nicht genutzt werden konnte.

Schließlich war es der überraschend auf der linken Angriffsseite aufgestellt Di Maria, der mit einem Tempo-Dribbling in den Strafraum eindrang und von Dembélé gefoult wurde. Messi ließ sich nicht lange bitten und knallte die Kugel knallhart zum 1:0 in die Maschen (23. Minute).

Nach Ballgewinn in der eigenen Hälfte ging es für die „Albiceleste“ auch in der 36. Minute blitzschnell nach vorne. Im Rücken der Defensive der „Bleus“ legte Mac Allister in den Lauf von Di Maria, der im Strafraum Lloris zum 2:0 überlupfte (36. Minute).

Nach 41 Minuten hatte Frankreichs Trainer Deschamps genug gesehen. Für Dembélé und Giroud kamen der Frankfurter Kolo Muani und Gladbachs Thuram. Trotzdem hatten die Argentinier in Form von Alvarez (59. Minute), Messi (60. Minute) und Mac Allister (63. Minute) weiterhin die Oberhand.

Erst in der 70. Minute hatte Mbappé die erste Chance überhaupt für den amtierenden Weltmeister, der kurz danach mit einem Doppelschlag den Spielverlauf auf den Kopf stellte. Erst foulte Otamendi Kolo Muani in der Box und Mbappé verwandelte den fälligen Elfer sicher (80. Minute). Zwei Minuten jagte der Super-Star von Paris St. Germain nach feinem Doppelpass mit Thuram das Leder unwiderstehlich per Volley-Abnahme ins Netz der „Albiceleste“.

In der Folge waren „Les Bleus“ das bessere Team. Mbappé und Rabiot scheiterten in der Nachspielzeit der regulären 90 Minuten. In der Verlängerung lag die optische Überlegenheit auch bei der Deschamps-Truppe, doch Argentinien machte das 3:2. Bei einem Heber hinter die Abwehrkette stand Martinez hauchdünn nicht im Abseits. Seinen Schuss konnte Keeper Lloris zwar parieren, doch Messis Abstauber war dann drin (109. Minute).

Die Argentinier fummelten fortan an der französischen Eckfahne herum, wurden aber wenig später für ihr Zeitspiel bestraft. Mbappé feuerte nach einem Konter einen Schuss aus der Distanz ab, doch Montiel wehrte diesen in der Box regelwidrig mit dem Ellbogen ab – wieder Elfmeter für den Weltmeister und wieder eine klare Sache für Mbappé, der vom Punkt sein achtes WM-Tor erzielte und somit zum Rekordtorschützen dieser WM aufstieg (116. Minute).

In der Nachspielzeit hatten beide Teams die Chance zum 4:3, doch weil Argentiniens Torhüter Martinez glänzend gegen Kolo Muani parierte und sein Namensvetter vorne neben Lloris‘ Tor köpfte, musste die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen. Während Mbappé zum dritten Mal an diesem Abend sicher verwandelte, scheiterte der Münchner Coman an Keeper Martinez und Tchouameni schoss neben das Tor.

Messi & Co dagegen verwandelten alle Strafstöße sicher und wurden Weltmeister, doch bevor der argentinische Kapitän den Pokal in den Abendhimmel von Doha recken durfte, spielte sich eine kuriose Szene ab. Erst behängte FIFA-Präsident Infantino ihn mit einer Goldmedaille. Dann kam Katars Emir Tamim Bin-Hamad Al-Thani von hinten und legte dem sichtlich perplexen Argentinier ein Gewand um.

Zwar ist der Bischt, so heißt das Teil, in Arabien ein Zeichen der Ehre, doch warum man die Zeremonie nicht nach der Pokalübergabe durchziehen konnte, weiß wohl nur die FIFA. So bleibt wieder einmal der Eindruck, dass sich das kleine Emirat am Golf größer machen möchte, als es ist. Das passt auch zu Infantinos wiederholter Aussage, das Turnier in Katar sei die „beste WM aller Zeiten“ gewesen – dieses Prädikat ist und bleibt aber eindeutig dem deutschen „Sommermärchen“ von 2006 vorbehalten.

Fazit: Argentinien ist zum dritten Mal Champion, aber auch nur, weil – nicht nur in diesem Match – eine Menge Glück im Spiel war. Nach Messis Ära wird es für die „Albiceleste“ aber sicherlich schwer den Titel 2026 zu verteidigen. Frankreichs junge Truppe dagegen dürfte in vier Jahren wieder zum Favoritenkreis zählen, wenn mit Kanada, den USA und Mexiko drei demokratische Länder Gastgeber sind.

Den deutschen Fußball-Fans bleibt die Vorfreude auf die EM im eigenen Lande. Schon in 18 Monaten kann die deutsche Nationalmannschaft Geschichte schreiben – hoffentlich unbelastet von Diskussionen um Regenbogen-, „One Love“- oder anderen Binden.

© Tom Meyer
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