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Verstappen als Widerstandskämpfer - Russells Herzschmerz

Sieben verschiedene Sieger in den ersten 14 Rennen: Spannung ist in der Formel 1 garantiert. Die Schwächeperiode von Red Bull und Verstappen kann die Konkurrenz aber kaum nutzen.
Großer Preis von Belgien
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Sergio Perez

Vorhersehbar an der unvorhersehbaren Spa-Show mit der nachträglichen Disqualifikation des vermeintlichen Formel-1-Rennsiegers George Russell war mal wieder nur die Vorstellung von Weltmeister Max Verstappen. Auch in einem leistungsmäßig von der Konkurrenz wie McLaren und Mercedes längst eingeholten Red Bull lässt sich der dreimalige Weltmeister nicht von seinem Titelpfad abbringen.

Verstappen nutzt trotz solcher Widrigkeiten wie einer Startplatzstrafe die Schwäche von Verfolgern wie Lando Norris aus und rast mit einem üppigen 78-Punkte-Polster auf den Engländer in die Sommerpause. Sieben verschiedene Rennsieger in den ersten 14 von insgesamt 24 Grand Prix: Selbst das spannungsgeladene Gewinner-Roulette in dieser Saison ist für Widerstandskämpfer Verstappen noch verschmerzbar.

Untröstlich war nach der Aberkennung seines Überraschungssiegs in Belgien Mercedes-Fahrer Russell. Nach dem Abtanken bei der Endabnahme brachte sein Silberpfeil eineinhalb Kilogramm zu wenig auf die Waage. Das Mindestgewicht eines Formel-1-Wagens liegt bei 798 Kilogramm, Russells Auto wog aber nur 796,5 Kilogramm. «Es bricht mir das Herz, vom heutigen Rennen disqualifiziert worden zu sein», räumte der Engländer ein.

Nach einer mutigen Ein-Stopp-Strategie durfte er sich zumindest für rund zwei Stunden als dreimaliger Grand-Prix-Gewinner fühlen. Nach dem Urteil der Rennkommissare rückte Lewis Hamilton vor und durfte seinen 105. Karrieresieg verzeichnen. «Es tut mir leid für George, und man will kein Rennen durch eine Disqualifikation gewinnen», äußerte der 39-Jährige.

War's bei Russell der Gummiverlust?

«Wir können uns nur bei George entschuldigen, der ein so starkes Rennen gefahren ist», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff vor dem Auftakt in eine vierwöchige Rennpause. Wie es zu Russells Leichtgewicht kam? «Wir gehen davon aus, dass der Gummiverlust durch nur einen Stopp eine Rolle gespielt hat, und wir werden daran arbeiten, zu verstehen, wie es dazu kam», erklärte Chefingenieur Andrew Shovlin und wies auf den erheblichen Reifenabrieb während eines Grand Prix hin.

Für Verstappen und Red Bull kommen die Ferien gerade recht. In den vergangenen vier Rennen hat er nicht mehr gewinnen können. In dieser Zeit gewann dreimal ein Fahrer von Mercedes. In der WM-Wertung kann Verstappen aber in erster Linie der McLaren von Norris gefährlich werden. Doch der Miami-Sieger patzt zu oft, in Spa-Francorchamps gleich beim Start. Das führte am Ende dazu, dass Verstappen als Vierter direkt vor Norris ins Ziel kam. Und das, obwohl der Niederländer als Elfter sieben Ränge hinter Norris gestartet war.

Sky-Experte Ralf Schumacher empfahl dem WM-Zweiten schon mal die Arbeit mit einem Mentaltrainer, um Selbstvertrauen aufzubauen und ruhiger zu werden. Die kleinen Patzer müsse Norris «dringend» abstellen, sonst würde ihm noch der eigene Teamkollege Oscar Piastri, dem 110 Punkte auf Verstappen fehlen, den Rang ablaufen.

McLaren steht in der Sommerpause vor der Grundsatzentscheidung, die Gleichberechtigung seiner Fahrer aufzuheben. Die Jagd auf Verstappen könnte nur einer von beiden gewinnen. Szenen wie in Ungarn, als Norris erst widerwillig Rang eins an Piastri wieder abtrat, sollen sich nicht wiederholen.

Perez steht bei Red Bull vor dem Aus

«Wir werden in der Sommerpause sprechen», kündigte McLaren-Geschäftsführer Zak Brown an. Wenn Piastri Norris unterstützen könne, «ohne sein eigenes Rennen zu kompromittieren», dann werde man das prüfen.

Für Verstappen spielt es keine große Rolle, wer ihm im Nacken sitzt. Der 26-Jährige schaut in erster Linie auf sich. Da kümmert ihn auch die Debatte um eine vorzeitige Ablösung seines Teamkollegen Sergio Perez wenig, der in Belgien als Siebter mal wieder enttäuschte. Der Mexikaner könnte schon in den Ferien von Daniel Ricciardo (35) von Schwester-Team Racing Bulls abgelöst werden.

«Das ist nicht mein Problem», beschied Verstappen. «Für mich geht es mit dem Auto, das im Moment wahrscheinlich nicht das schnellste ist, darum, den Schaden zu begrenzen und zu versuchen, jedes Mal so nah wie möglich dran zu sein.» Ende August in Zandvoort weiß man in der Formel 1 mehr.

© dpa ⁄ Martin Moravec, dpa
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