Das Paris-Ticket ist sicher, doch an die Reise in die französische Olympia-Metropole verschwenden Deutschlands Basketballer noch keinen Gedanken. «Wir sind hier noch nicht fertig», sagte NBA-Profi Franz Wagner. Schließlich steht am Freitag (21.00 Uhr) in Lille zunächst noch das Duell mit Gastgeber Frankreich mit Wunderkind Victor Wembanyama um den Gruppensieg auf dem Programm.
«Es gibt nichts Besseres, als gegen den Favoriten daheim zu spielen», sagte Kapitän Dennis Schröder in der ARD. «27.000 Leute werden gegen uns sein. Wir freuen uns darauf, diese Challenge anzunehmen.»
Die Bedeutung von Platz eins
Platz eins in der Vorrunde ist deshalb von großer Bedeutung, weil man damit im weiteren Turnierverlauf erst einmal dem US-Dream-Team um LeBron James aus dem Weg gehen würde. Den Amerikanern begegnete das deutsche Team in der Vorbereitung zwar auf Augenhöhe und verlor nur knapp mit 88:92. Auf dem Weg zur angestrebten Medaille wollen Schröder und Co. ein Kräftemessen mit den NBA-Stars dennoch nach Möglichkeit so lange wie möglich vermeiden.
Dafür muss gegen die ebenfalls noch ungeschlagenen Franzosen ein Erfolg her. Im Vorfeld von Olympia gab es einen Sieg und eine Niederlage gegen die Équipe Tricolore. Allerdings hatten beide Partien wenig Aussagekraft. Bei der deutlichen Pleite in Köln fehlten auf deutscher Seite unter anderem Franz und Moritz Wagner sowie Daniel Theis. Beim Sieg in Montpellier ein paar Tage später war bei den Franzosen Wembanyama nicht dabei.
Wunderkind Wembanyama
Und der 2,24 Meter große Ausnahme-Basketballer macht bei den Franzosen den Unterschied. In Lille wird jede Aktion des 20-Jährigen frenetisch bejubelt. Schon beim Einwerfen brandet immer wieder Applaus auf, wenn Wemby seine Würfe traumwandlerisch sicher verwandelt.
Was macht den Franzosen mit den Riesenarmen so besonders? «Seine Größe, seine Beweglichkeit, sein Talent», antwortete Franz Wagner voller Hochachtung. «Er ist schon krass, gerade auch in so einem jungen Alter. So einen Spieler gab es wahrscheinlich noch nicht», sagte Wagner über den Superstar von den San Antonio Spurs. «Der ist fast 2,25 Meter groß und kann sich so bewegen wie ich», schwärmte der rund 40 Zentimeter kleinere Schröder. «Wemby ist einfach unglaublich.»
Respekt, aber keine Angst
Der Respekt vor Wembanyama ist also da, Angst haben Deutschlands Weltmeister aber keine. «Wir werden trotzdem in die Zone ziehen und zum Ring gehen», kündigte Wagner einen mutigen Auftritt an. Dass die Franzosen verwundbar sind, zeigte ihr Duell mit Japan, das sie nur mit viel Glück in der Verlängerung für sich entschieden.
Und auch wenn gegen Brasilien nicht alles rund lief, machte der deutsche Auftritt am Dienstagabend Mut. Denn das Team von Bundestrainer Gordon Herbert bewies erneut, dass es auch mit Widrigkeiten umgehen kann. «Mit Ausnahme des zweiten Viertels sind wir bei uns geblieben. Ich bin sehr zufrieden», sagte Herbert.
Der Erfolgscoach und sein Team werden am Samstag nach Paris umziehen, am Dienstag steht in der Bercy Arena dann das Viertelfinale an. Genug Zeit also, um in der Hauptstadt nach eineinhalb Wochen in der Außenstelle Lille auch die richtige Olympia-Stimmung aufzusaugen. «Wir haben das richtige olympische Dorf ja schon bei der Eröffnungsfeier kurz gesehen. Das ist schon etwas Anderes als das hier in Lille», sagte Franz Wagner.