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Formel-1-Jäger Norris im Chaos der Gefühle

Den ersten Schritt zur Wachablösung in der Formel 1 hat McLaren geschafft und führt jetzt die Teamwertung an. Im Rennen um den Fahrertitel für Lando Norris wünscht sich der Teamchef Langeweile.
Großer Preis von Aserbaidschan
Großer Preis von Aserbaidschan
Lando Norris

Formel-1-Aufholjäger Lando Norris steckte nach seinem turbulenten Arbeitstag in Baku tief im Gefühlschaos. Bei aller Freude über die erste Führung in der Teamwertung seit zehn Jahren und seinen unwiderstehlichen Sturm durch das halbe Feld bis fast aufs Podium trauerte der McLaren-Pilot auch einer verpassten Gelegenheit im Titelrennen mit Max Verstappen nach. «Es ist enttäuschend, vor allem mit so einem guten Auto heute. Ich bin der Typ, der darüber nachdenkt, was hätte sein können», bekannte der 24-Jährige.

So ist das in diesen Tagen bei McLaren und Norris. Befreit aus dem Klammergriff des Red-Bull-Teams, das in Aserbaidschan den nächsten Tiefschlag erlitt, strebt das britische Traditionsteam nach den Sternen.

Der zweite Saisonsieg von Oscar Piastri führte McLaren an die Spitze der Konstrukteure, zeigte Teamkollege Norris aber auch, was an diesem Wochenende in Aserbaidschan möglich war. Hätte der WM-Zweite nicht die Qualifikation verpatzt, könnte er vor den letzten sieben Saisonläufen noch dichter hinter Titelverteidiger Verstappen liegen. 

Gelingt McLaren das perfekte Saisonende?

«Der Abstand ist immer noch ordentlich», sagte der WM-Spitzenreiter. 59 Punkte Vorsprung nimmt Verstappen mit ins Nachtrennen in Singapur am Sonntag (14.00 Uhr/Sky). «Sie müssen ein perfektes Saisonende hinlegen», rechnete der Niederländer vor. 

Doch warum eigentlich sollte McLaren das nicht gelingen? «Wir haben einen unglaublichen Job gemacht und Red Bull eingefangen. Sie zu übertreffen, schneller zu sein und jetzt das Topteam in der Formel 1 ist etwas, auf das wir sehr stolz sein sollten», sagte Norris, der mit dem Australier Piastri das derzeit wohl stärkste Fahrerduo in der Formel 1 bildet.

Erstaunliche Auferstehung 

Bis zurück an die Spitze der Rennserie musste McLaren tiefe Täler durchschreiten. Mit den Motorenpartnern Honda und Renault versackte das einst so erfolgreiche Team im Mittelfeld. Schon legendär sind die Wutausbrüche von Ex-Weltmeister Fernando Alonso, der bei seinem zweiten McLaren-Gastspiel am Auto verzweifelte. Noch zu Beginn des Vorjahres hätte wohl kaum jemand mit dieser Auferstehung des Rennstalls gerechnet.

Jetzt führt McLaren mit 20 Punkten Vorsprung vor Red Bull die Teamwertung an. «Ich sage immer, wir gucken da nicht drauf. Aber nur für eine Sekunde will ich es mir anschauen. Zu Saisonbeginn 2023 waren wir ja noch Letzter», sagte Teamchef Andrea Stella. Im zweiten Jahr unter der Führung des Italieners, der den Deutschen Andreas Seidl ablöste, zeigt die Leistungskurve bei McLaren weiter steil nach oben.

Und Stella treibt seine Mannschaft weiter vorwärts und will künftig im Red-Bull-Stil dominieren. «Das Auto ist immer noch nicht schnell genug, um für ein paar langweilige Rennen zu sorgen. Das ist zwar nicht im Interesse der Formel 1, aber so wollen wir Rennen fahren», sagte der 53-Jährige. 

Verstappen-Frust über Red Bull: Wie ein Go-Kart

Bei Red Bull hat Motorsportberater Helmut Marko den Teamtitel am Ende eines fast schon desaströsen Sommers beinahe abgeschrieben. «Ehrlich gesagt ja. In Singapur wird das alles noch viel schlimmer», unkte der Österreicher am Sky-Mikrofon und stellte Besserung erst für den übernächsten Grand Prix im texanischen Austin in Aussicht. 

Wie ein Go-Kart habe sich sein Dienstwagen angefühlt, klagte Weltmeister Verstappen nach dem nächsten Rumpel-Auftritt und Platz fünf. Sieben WM-Läufe nacheinander ohne Sieg, das hat der 26-Jährige zuletzt 2020 erlebt. Verstappens Kampfgeist im Rennen um seinen vierten Fahrertitel in Serie aber ist intakt. «Noch ist diese Party nicht vorbei», rief er vor der Abreise aus Baku den feiernden McLaren-Rivalen zu. 

© dpa ⁄ Christian Hollmann, dpa
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