Timo Barthel begründet die chinesische Dominanz im Wasserspringen mit dem umstrittenen Sportsystem in der Volksrepublik. «Die leben in einem Internat, zu viert auf einem Zimmer. Die trainieren zwölf Stunden, die kennen nichts anderes außer Wasserspringen», sagte der deutsche Olympia-Starter: «Die haben kein Privatleben so wie wir das haben, dass wir rausgehen, Eis essen, ins Restaurant gehen, Familie treffen. Teilweise sehen die ihre Familie drei Jahre nicht. Das ist der Unterschied zwischen absoluter Weltklasse und unserer Leistung heute. Aber die Frage ist auch: Will man das so? Will man so ein Leben haben, damit man Gold hat?»
Barthel belegte im Turm-Synchronspringen mit Partner Jaden Eikermann den siebten Platz. Auf die siegreichen Chinesen Lian Junjie und Yang Hao fehlten dem deutschen Duo nach sechs Sprüngen 125,94 Punkte. Zur Einordnung: Die Weltmeister wären auch mit einem Kürsprung weniger klar vor Barthel/Eikermann gelandet.
Schon zum Auftakt der Wassersprung-Wettbewerbe in Paris hatte China durch Chang Yani und Chen Yiwen Gold gewonnen. Auch in den restlichen Wettbewerben im Aquatics Centre gehen die Chinesen als Topfavoriten an den Start.
Ein ähnliches Sportlerleben zu führen wie die Athleten aus China ist für Barthel keine Alternative. Zumal die Entlohnung für einen Olympiasieg in Deutschland - die Stiftung Deutsche Sporthilfe prämiert Gold mit 20.000 Euro - auch kein ausreichender Anreiz sei. «Ist es das alles wert für 20.000? Dass man sein ganzes Leben hinten anstellt? Ich mache es nur für mich, Geld spielt bei uns leider keine Rolle», sagte Barthel.