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Nummer 1 nach Schilddrüsenkrebs: «Happy ending» für Berger

Torhüterin Ann-Katrin Berger stand sehr lange im Schatten von Merle Frohms. Mit 33 und nach schweren Zeiten ist die gebürtige Göppingerin in der DFB-Auswahl zwischen den Pfosten angekommen.
Paris 2024 - Deutschland - Australien
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Tief gerührt stand Ann-Katrin Berger in den Katakomben des Stade Vélodrome und schilderte mit stockender Stimme ihre Gefühle. Zwei Jahre nach ihrer zweiten Krebsdiagnose steht die 33-Jährige bei Olympia plötzlich als Nummer 1 im Tor der deutschen Fußballerinnen. «Olympische Spiele, das bedeutet einfach alles. Dass die ganzen harten Zeiten, die hinter mir sind, sich einfach gelohnt haben», sagte Berger nach dem überzeugenden 3:0-Auftaktsieg der DFB-Auswahl gegen Australien in Marseille.

Zurück nach Schilddrüsenkrebs 

Bei Berger wurde erstmals 2017 und dann während der EM 2022, als sie in England Ersatz von Stammkeeperin Merle Frohms war, Schilddrüsenkrebs festgestellt. Die Torfrau vom US-Club NJ/NY Gotham FC kämpfte sich jeweils schnell in den Leistungssport zurück. Nach ihrem elften und bisher wichtigsten Länderspiel musste sie aber erst einmal um Fassung ringen. «Es ist schön, dass es noch ein Happy ending gibt. Bei den Olympischen Spielen zu spielen, ist mein Happy ending», sagte Berger. 

Im zweiten Vorrundenspiel am Sonntag (21.00 Uhr) ebenfalls in der französischen Hafenstadt geht es für Berger mit den DFB-Frauen nun ausgerechnet gegen die Auswahl ihrer Wahlheimat. Die Amerikanerinnen gewannen ihren Auftakt gegen Sambia ebenfalls 3:0. Doch die Torfrau kann Bundestrainer Horst Hrubesch wenig Tipps zum nächsten Gegner geben, auch wenn sie natürlich einige Spielerinnen kennt: «Ich habe keine Ahnung. Ich schaue nicht so viel Frauenfußball, muss ich ehrlich sagen.» 

Berger dachte, sie werde von Hrubesch «verarscht» 

Nach langer Wartezeit ist Berger ganz oben angekommen im Nationalteam, auch wenn sie noch die Nummer 12 trägt. Dass sie als Torhüterin des FC Chelsea 2021 und 2022 den dritten Platz bei der Wahl zur FIFA-Welttorhüterin des Jahres belegt hatte, änderte damals nichts an ihrem Ersatz-Status im deutschen Team. 

Mit einem Lächeln stand Berger nun bei der Nationalhymne vor dem Australien-Spiel auf dem Rasen. «Meine Familie hat immer gesagt, wenn du mal bei der Nationalmannschaft spielst und du die Hymne singst, dann solltest du das mit einem Grinsen machen, weil die immer alle so ernst sind», erklärte sie später. 

Hrubesch hatte das Duell zwischen Berger und Frohms bis zuletzt nach außen hin offen gelassen. «Ich habe echt gedacht, dass er mich verarschen möchte. Ganz ehrlich. Ich hab’s wirklich nicht glauben können», sagte Berger vor ein paar Tagen zu der Mitteilung des Bundestrainers, dass sie zwischen den Pfosten stehen werde. «Selbst als ich auf dem Platz stand, habe ich mich kneifen müssen und mir gesagt: Es ist wirklich wahr.» 

Kapitänin Popp freut sich mit Berger 

Berger zeigte wie das gesamte Nationalteam eine sehr souveräne Leistung und hätte in der Anfangsphase mit einem weiten Abschlag beinahe sogar ein Tor durch Jule Brand eingeleitet. Auf die Frage, wie sie es geschafft habe, so cool zu bleiben, meinte sie lächelnd: «Jahrelange Arbeit. Jahrelange Arbeit, Leute.» Die Nervosität habe sie sich nicht anmerken lassen dürfen. «Ich denke da immer an meine Mannschaft. Denn wenn ich verkacke, dann ist es meistens ein Tor.» 

Auch Kapitänin Alexandra Popp freute sich «für Anne, dass sie es nach langer, langer Zeit doch geschafft hat.» Berger strahle eine extreme Ruhe aus, wenn sie den Ball am Fuß habe. Hrubesch, für den Berger die «neue Alte» ist, lobte «diese Abschläge, diese Strafraumbeherrschung. Oben in der Luft ist sie gut, das Fußballerische kommt noch hinzu.» Aber das sei bei Frohms genauso, schob er hinterher: «Wohl dem, der zwei solche Torhüterinnen hat.»

Das Lob ist nur ein schwacher Trost für die bisherige Nummer 1 vom VfL Wolfsburg, die sich in den vergangenen Jahren kaum etwas hat zuschulden kommen lassen. Hrubesch hatte bei seiner Entscheidung zunächst mit ihr gesprochen: «Klar hat sie einen Tag bestimmt geschluckt, da bin ich mir ganz sicher.» Für Berger hat sich das Verhältnis zu ihrer Teamkollegin deshalb nicht groß verändert: «Schlussendlich sind wir Sportfrauen. Horst war einfach klar und deutlich.»

© dpa ⁄ Ulrike John, dpa
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