Als Verbots-Bundestrainer hat sich Julian Nagelsmann während der EM nicht wirklich hervorgetan - doch in dieser einen Sache hält er die Nationalspieler an der kurzen Leine. Es gebe «klare Regeln», wer das Teamquartier in Herzogenaurach betreten dürfe und wer nicht, und «zu denjenigen, die es nicht betreten dürfen, gehören auch die Berater», stellte der 36-Jährige klar.
Natürlich weiß Nagelsmann, dass so ein großes Turnier auch ohne Beraterbesuch eine riesige Spieler-Börse ist. «Dafür steht zu viel auf dem Spiel, was Transfers angeht für alle Beteiligten», sagte er, «als dass das dann ruhen würde». Das betrifft aber nicht nur deutsche Spieler wie Jonathan Tah, Waldemar Anton, Joshua Kimmich und Niclas Füllkrug.
Rund um die Öffnung des Transferfensters am vergangenen Montag gibt es während der EM reichlich Transfer-Spekulationen. Verträge werden ausgehandelt, Wechsel eingefädelt, um Ablösen gefeilscht. Einige namhafte Profis wie der Portugiese Pepe und der Franzose Adrien Rabiot sind seit dem 1. Juli offiziell vertragslos, sie spielen bei der EM ganz besonders um ihre persönliche Zukunft.
Wie teuer sind Williams und Yamal?
Einer, der bei dieser Europameisterschaft seinen Marktwert besonders steigern konnte, ist Nico Williams. Der Linksaußen von Deutschlands Viertelfinalgegner Spanien wäre in diesem Sommer sogar ablösefrei und hätte sich einen europäischen Spitzenclub vermutlich frei aussuchen können, hätte er im vergangenen Winter seinen auslaufenden Vertrag bei Athletic Bilbao nicht bis 2027 verlängert.
Die gute Nachricht für alle interessierten Vereine: Im Vertrag ist eine Ausstiegsklausel in Höhe von rund 60 Millionen Euro verankert. Nach Angaben von «Sport» sei der FC Barcelona mit Trainer Hansi Flick «ganz verrückt» danach, den 21-Jährigen unter Vertrag zu nehmen.
Um seinen kongenialen Partner im spanischen Nationalteam zu kaufen, müssen Interessente schon deutlich tiefer in die Tasche greifen. Laut «Mundo Deportivo» hat der FC Barcelona ein 250-Millionen-Euro-Angebot von Paris Saint-Germain für Jungstar Lamine Yamal abgelehnt. Der Flügelstürmer, der einen Tag vor dem EM-Finale seinen 17. Geburtstag feiert, gilt als kommender Weltstar im Fußball und drückt auch schon dieser EM seinen Stempel auf.
Leverkusen winkt bei Calafiori ab
Der beste Spieler der EM-Vorrunde war für Christoph Kramer aber ein anderer: der Italiener Riccardo Calafiori. «Wenn ich ein Topverein wäre, würde ich alles Geld, was ich habe, für den ausgeben», sagte der ZDF-Experte: «In allem, was er macht, ist er super.» Das ist auch den Topclubs nicht verborgen geblieben, vor allem Real Madrid soll starkes Interesse an dem Innenverteidiger haben.
Auf die Frage von ZDF-Moderator, ob Kramers eigener Club Borussia Mönchengladbach Verwendung für den 22-Jährigen vom FC Bologna hätte, antworte Kramer: Er wisse nicht, «ob wir das nötige Kleingeld haben». Die kolportierte Ablöse von rund 40 Millionen hat laut «Kicker» auch schon den deutschen Meister Bayer Leverkusen abgeschreckt.
Von EM-Neuling Georgien haben bis zum Achtelfinal-Aus gegen Spanien auch einige Profis das Interesse zahlreicher Vereine auf sich gezogen. Allen voran Chwischa Kwaratschelia, den Paris Saint-Germain angeblich für 120 Millionen Euro holen will. Das Problem: Die SSC Neapel will den 23-Jährigen partout nicht abgeben.
Neapel wehrt sich: «Ende der Geschichte»
Der Club sah sich während der EM sogar dazu veranlasst, ein Statement via Kurznachrichtendienst X zu verschicken: «Kwaratschelia ist nicht auf dem Markt. Es sind nicht die Agenten oder Väter, die die Zukunft eines Spielers mit Vertrag bei der SSC Neapel entscheiden, sondern der Verein Neapel!!! Ende der Geschichte.»
Anders sieht es bei Teamkollege Giorgi Mamardashvili (23) aus. Der bei der EM überragende Torhüter darf den FC Valencia Medienberichten zufolge für rund 35 Millionen Euro verlassen, zum FC Bayern will Mamardashvili aber wegen Manuel Neuer (noch) nicht wechseln: «Noch hat der FC Bayern den besten Torwart der Welt. Daher ist es aktuell nicht möglich, dorthin zu wechseln.»
Hat sich Völler verplappert?
Perfekt gemacht werden die meisten Deals aber erst nach Turnierende. Dann ist auch mit einer Entscheidung über den möglichen Wechsel des deutschen Abwehrspielers Anton vom VfB Stuttgart zu rechnen. «Er hat sich letztendlich dann für Dortmund entschieden», hatte DFB-Sportdirektor Rudi Völler bei einer Pressekonferenz kürzlich ausgeplaudert - und damit ein Transfer-Geheimnis gelüftet? Mitnichten, stellte er später klar. Er habe nur den aktuellen Stand in den Medien wiedergegeben. «Ich wollte hier nichts verkünden, mal gucken, ob ich recht habe oder nicht», sagte Völler schmunzelnd.