Manchester City rutscht immer tiefer in die Krise - und Trainer Pep Guardiola ist nicht nur sprichwörtlich angekratzt aus dem nächsten sportlichen Dämpfer herausgegangen. Nach dem 3:3 in der Champions League gegen Feyenoord Rotterdam trotz einer 3:0-Führung sorgte der Star-Coach mit einer blutigen Schramme auf der Nase und roten Kratzspuren auf Stirn und Glatze für Aufsehen.
Er hatte sich während des Spiels immer wieder an den Kopf und ins Gesicht gefasst und dabei versehentlich mit dem Fingernagel verletzt, wie er auf der Pressekonferenz schilderte. «Ich wollte mich selbst verletzten», witzelte Guardiola dann noch, ehe er das Podium verließ.
Wenige Stunden später schrieb der Spanier in den sozialen Medien, dass er von einer entsprechenden Reporterfrage überrumpelt worden sei. Es habe dabei nicht das sehr ernsthafte Problem von Selbstverletzungen ansprechen wollen. Zudem teilte Guardiola die Kontaktdaten einer Organisation, an die sich Menschen mit mentalen Problemen wenden können, wenn sie Hilfe suchen.
Guardiola zu Schlussphase: «Wir sind zerbrechlich»
Sportlich hatte Manchester City am Vorabend einmal mehr enttäuscht und war nach dem Remis von den eigenen Fans ausgebuht und mit Pfiffen bedacht worden. Guardiola könne die Reaktion nachvollziehen, wie er sagte: «Sie sind enttäuscht, natürlich verstehen wir das. Sie haben absolut das Recht zu zeigen, wie sie sich fühlen.»
Vor dem Feyenoord-Match hatte City fünf Pflichtspiele nacheinander verloren - und auch das Remis fühlte sich wie eine Niederlage an. Die Engländer führten im eigenen Stadion bis zur 75. Minute mit 3:0, ehe sie sich noch drei Gegentore einfingen und den Sieg verspielten. Das war in der Champions League zuvor noch nie einem Team passiert.
«Wir haben zuletzt viele Spiele verloren, wir sind zerbrechlich», analysierte Guardiola, der die größte Ergebnisflaute seiner Trainerkarriere durchlebt. «Ich weiß nicht, ob es eine mentale Sache ist.»
Direkte Achtelfinal-Qualifikation in Gefahr
Laut des Statistik-Dienstes Opta hat Guardiola erstmals in seiner Trainerkarriere eine 3:0-Führung noch verspielt, City war so etwas seit 1989 nicht mehr passiert. Die BBC rechnete vor, dass der Club erstmals seit 1963 in sechs aufeinanderfolgenden Partien mindestens zwei Gegentore pro Match kassierte.
Statt mit einem Sieg in das obere Drittel der Champions-League-Tabelle zu klettern, verharrt der Titelträger von 2023 weiter im Mittelfeld und droht die direkte Achtelfinal-Qualifikation zu verpassen.
Liverpool, Juventus, Paris: «Wird ganz schwer»
Und die nächsten Aufgaben haben es wieder in sich: Am Wochenende gastiert City in der Premier League beim souveränen Tabellenführer FC Liverpool. In der Champions League müssen Guardiola und seine Schützlinge im Dezember und Januar zu Juventus Turin und Paris Saint-Germain. «Aber daran denke ich jetzt noch nicht», sagte der Coach nach der Feyenoord-Enttäuschung. «Wir müssen uns erholen und auf das nächste Spiel vorbereiten. Wenn wir nicht in der Lage sind, Spiele wie dieses heute zu gewinnen, dann wird es ganz schwer.»