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Milliarden-Poker startet neu: «Karten offen auf dem Tisch»

Zweiter Versuch: Die Deutsche Fußball Liga verkauft ihre Fernsehrechte und will möglichst viel Geld erlösen. Knapp zwei Wochen dauert die Auktion. Die Fragen und Antworten dazu.
Branchenkonferenz SpoBis
Fußball im Fernsehen
Steffen Merkel

Nach einem Schiedsgerichtsurteil muss die Deutsche Fußball Liga die Auktion der TV-Rechte neu starten. Möglichst bald soll der Milliarden-Poker wieder starten. Dabei geht es mit rund fünf Monaten Verspätung um insgesamt 15 TV-Pakete, die an die meistbietenden Sender und Medien-Unternehmen vergeben werden sollen. Der Neustart führt vor allem für Sky und DAZN zu einer ganz besonderen Ausgangslage, wie ein Rechte-Experte erklärt. 

Was bedeutet der Neustart für die Fans?

Durch die Verzögerung der Auktion wissen die Fans verspätet, welche Abonnements sie in der kommenden Spielzeit benötigen. Theoretisch kann es sein, dass zukünftig nur noch ein Vertrag notwendig ist. Möglich ist aber weiterhin, dass ab 2025 mehr als zwei Abos nötig sind. Für die aktuelle Saison der Fußball-Bundesliga hat die Verzögerung zunächst einmal keine Folgen. Die Verträge der Fußballfans mit Sky und/oder DAZN gelten weiter. 

Was passiert nun?

Die DFL beginnt den abgebrochenen Prozess der Auktion ganz von vorne. Das heißt, dass das bereits vergebene Paket B neu auf den Markt kommt. Es enthält die Spiele am Samstag um 15.30 Uhr und am Freitagabend sowie die Relegations-Partien. Das sind insgesamt 196 Live-Spiele. Der Streit zwischen DFL und DAZN hatte sich an der Vergabe des Pakets B entzündet. 

Wann geht es wieder los?

Die DFL will möglichst schnell starten, hat aber noch keinen Termin. Im nächsten Schritt gibt es eine inhaltliche Abstimmung im Präsidium, wie die DFL erklärte. Da neben den Prozess-Beteiligten DAZN und Sky auch die anderen Interessenten informiert werden und sich vorbereiten müssen, ist von einem Termin Ende Oktober auszugehen. Die Auktion soll wieder zwei Wochen dauern. Die bereits registrierten Sender und Unternehmen dürfen wieder mitbieten.

Warum ist das Paket B so wertvoll?

Bisher stammen mehr als 80 Prozent der Einnahmen von durchschnittlich rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison aus der Vermarktung des Bezahl-Bereichs - und dieses Verhältnis zum Free-TV dürfte sich auch nach der neuen Auktion kaum ändern. B ist dabei das größte Pay-Paket und dürfte damit auch den größten Anteil an den Einnahmen haben - umgerechnet ist das ungefähr ein Drittel des Gesamtvolumens.

Welche anderen Pakete sind wichtig? 

Wertvoll sind auch die Pakete A, C und D. Sie enthalten weitere Pay-TV-Rechte für die Live-Übertragungen der 1. Liga. 

- A enthält die Konferenzen.

- C ist das Paket mit den Topspielen am Samstag um 18.30 Uhr und dem Supercup. Es ist das Kleinste mit 34 Partien, dank der Top-Spiele aber sehr begehrt.

- D umfasst die Sonntagsspiele. Es enthält bei insgesamt 79 Live-Spielen die Möglichkeit, auch mehrmals Partien im Free-TV zu zeigen.

Welche Folgen hat der Neustart der Auktion für Sky und DAZN?

Beide Unternehmen wissen nun, wie viel dem Konkurrenten das Paket B wert ist. Das gab es noch nie. DAZN hatte nach dpa-Informationen rund 400 Millionen Euro jährlich für das Paket B geboten - also rund 1,6 Milliarden Euro für die vierjährige Rechteperiode. Über diesen Zeitraum von vier Spielzeiten gerechnet soll das Angebot sogar rund 320 Millionen Euro über dem der Konkurrenz gelegen haben. Diese Zahlen dürften vor allem Sky bei der Berechnung eines neuen Angebots helfen. Der Konkurrent weiß nun, dass spätestens im Frühjahr eine Bankbürgschaft notwendig ist und kann rechtzeitig alle formalen und finanziellen Voraussetzungen dafür erfüllen, um mit einem höheren Angebot zum Erfolg zu kommen. 

Was bedeutet das für den Poker?

«Die Wiederholung derselben Bieterrunde hat es noch nie gegeben», sagte der Sportmarketing-Experte Marco Klewenhagen. Der Geschäftsführer des Unternehmens SpoBis erklärte: «DAZN und Sky wissen jetzt voneinander, was der jeweils andere bereit war, zu bieten. Das ist wie Pokern, wo die Hälfte der Karten des anderen offen auf dem Tisch liegen.»

«Das deutlich höhere Angebot von DAZN lässt sich auch dahingehend interpretieren, dass das Unternehmen sehr willens ist, strategische Investitionen zu tätigen, um sich in Deutschland zu etablieren und gleichzeitig den direkten und stärksten Konkurrenten vom Markt zu drängen», sagte Klewenhagen. Das international tätige Medien-Unternehmen hatte Sky bereits bei der Champions League überboten und sich den Großteil der Rechte gesichert.

Der Pay-TV-Sender müsse sich bei der Bundesliga nun fragen, inwieweit er «da noch gegenhalten will - und kann», sagte der Experte. Das Unternehmen müsse klären, «wie viel Fußball-Bundesliga es braucht, um für den deutschen TV-Abonnenten-Markt künftig noch ausreichend attraktiv zu sein».

Was bedeutet das für die DFL?

Die DFL sah beim Abbruch der Auktion nicht gut aus. Das Schiedsgericht bemerkte einen Verfahrensfehler und hat der «Klage gegen die Vergabe des Rechtepakets B in der Medienrechte-Ausschreibung für die Saisons 2025/26 bis 2028/29 teilweise stattgegeben», wie es die Liga formuliert. Der Neustart könnte sich nun aber für die Liga auszahlen. Da die Konkurrenten bei der erneuten Auktion wohl mehr bieten werden als beim ersten Mal, könnte die Liga höhere Einnahmen erzielen, als sie es im ersten Versuch getan hätte.

Was gibt es noch für Pakete bei der Auktion?

Im Bezahl-Bereich bietet die DFL 275 Spiele der 2. Liga an. Dazu gehören auch 98 Konferenzen. Im Free-TV sind die Zusammenfassungen am Samstag, die derzeit in der «Sportschau» laufen, das wertvollste Paket. Für das frei empfangbare Fernsehen gibt es nur ein kleines Live-Angebot. Das Paket E enthält drei Erstliga-Spiele, eine Zweitliga-Partie, die Relegation mit vier Begegnungen und den Supercup. Die 33 Partien am Samstagabend aus Paket G könnten - so wie derzeit bei Sky und Sport1 - auch zukünftig parallel im Free- und im Pay-TV übertragen werden. Außerdem verkauft die DFL sechs weitere Highlight-Rechtepakete für frei zugängliche Sender. Weitere Rechtepakte gibt es für Audio und digitale Außenwerbung.

© dpa ⁄ Michael Rossmann, dpa
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