Der Ausbau des Bus- und Bahnangebots kommt einer Erhebung im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace zufolge in den meisten deutschen Großstädten kaum voran. In Berlin und vier weiteren Städten sei der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in den vergangenen zwei Jahren sogar zusammengestrichen worden, heißt es in der Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Nur ein Drittel der Städte habe den Nahverkehr seit 2023 spürbar - also um mehr als ein Prozent - ausgebaut.
«Um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen, müsste das ÖPNV-Angebot pro Jahr um mindestens 4,5 Prozent wachsen», heißt es. Dies erreiche nur Leipzig.
Rückgang in Berlin - Plus in Leipzig und Nürnberg
«Der ÖPNV ist das Rückgrat eines sauberen, klimaschonenden Verkehrs, doch in den meisten Städten steht der Ausbau auf der Kriechspur», sagte Greenpeace-Verkehrsexpertin Lena Donat. «Deutschlands Städte brauchen einen Booster für Bus und Bahn, dabei muss der Bund ihnen finanziell beistehen.»
Am höchsten war der Rückgang mit einem Minus von 7,1 Prozent der Studie zufolge in der Hauptstadt Berlin. Aber auch in Kiel (minus 3,7 Prozent), Köln (-3,1), Frankfurt am Main (-2,8) und in Karlsruhe (-2,5) schrumpfte das Angebot deutlich. In zwölf Städten tat sich dagegen kaum etwas - die Zu- oder Abnahme lag bei plus/minus einem Prozent. In Leipzig legte das Angebot dagegen um 14,6 Prozent zu. Auch Nürnberg (+5,4), Aachen (4,3), Münster (3,9) und Dresden (3,1) verzeichneten deutliche Zuwächse.
Fehlendes Personal und fehlendes Geld sind meist die Gründe
Die wichtigsten Gründe für Rückgang und Stagnation sind Greenpeace zufolge fehlendes Personal und unzureichende Finanzierung. So fehlten in Berlin vor allem Busfahrer. Hinzu käme ein veralteter U-Bahn-Fuhrpark, der immer wieder zu Verspätungen und Zugausfälle führt. Seit langem bestellte, aber immer wieder verzögerte neue U-Bahnzüge sollen ab September nach und nach in Betrieb gehen. Berlin habe trotz allem immer noch ein sehr gutes ÖPNV-Angebot, betonte Greenpeace.
An der Spitze der Tabelle steht Leipzig. Die Stadt in Sachsen habe 2023 beschlossen, das «Liniennetz der Zukunft» einzuführen und das ÖPNV-Angebot in drei Schritten zu verbessern. Seit 2024 biete die Stadt zusätzliche Buslinien und dichtere Takte auf mehreren Bus- und Straßenbahnlinien. Doch auch hier drohten finanzielle Probleme.
Berlin und andere Städte selbst kommen nach Greenpeace-Angaben auf einen geringeren Angebotsrückgang als die Erhebung. Die Differenz sei wahrscheinlich auf unterschiedliche Berechnungsmethoden zurückzuführen, heißt es. So würden längere Züge in der Auswertung nicht berücksichtigt.
Untersucht wurde der ÖPNV in den 30 größten Städten in Deutschland. Grundlage ist die Anzahl der Abfahrten aus öffentlich zugänglichen Fahrplandaten. Für Bielefeld, Bremen und Mannheim seien die Datensätze unvollständig gewesen.