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Autoindustrie «im Sturzflug» - VW-Krise zieht Kreise

VW steht mit möglichen Werksschließungen besonders im Blick, doch die gesamte Branche sieht unsicheren Zeiten entgegen. Aktuell läuft es nicht - und auch die Zukunftsaussichten sind düster.
Volkswagen - Betriebsversammlung
Volkswagen - Betriebsversammlung
Volkswagen - Betriebsversammlung
Volkswagen - Betriebsversammlung
Blume und Schäfer
Gröger und Cavallo

Mit seinem verschärften Sparkurs hat Volkswagen die eigene Belegschaft auf die Barrikaden gebracht. Bei der Betriebsversammlung in Wolfsburg wurde der Vorstand mit lautstarkem Protest empfangen. Und während die Konzernspitze ihre Sparpläne vor 25.000 Beschäftigten verteidigte, kündigte Betriebsratschefin Daniela Cavallo erbitterten Widerstand an. Werkschließungen, Entlassungen und Lohnkürzungen will sie auf keinen Fall hinnehmen. «Mit uns ist das nicht zu machen.»

Europas größter Autobauer hatte angekündigt, angesichts der sich zuspitzenden Lage den eingeschlagenen Sparkurs bei der Kernmarke VW noch einmal zu verschärfen. Auch Werkschließungen in Deutschland und betriebsbedingte Kündigungen werden nicht länger ausgeschlossen. Die mit dem Betriebsrat vereinbarte Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausschließt, soll aufgekündigt werden. Erstmals seit 30 Jahren könnte es bei VW dann Entlassungen geben.

Krise auf Neuwagenmarkt

Volkswagen könnte nur die sprichwörtliche Spitze des Eisberges sein, befürchten Experten. Die gesamte deutsche Autoindustrie kämpft mit schwachen Absatzzahlen insbesondere bei E-Autos und blickt nach Darstellung des Ifo-Instituts voller Sorge in die Zukunft. Aktuell läuft es nicht am deutschen Automarkt. Der Absatz von neuen Autos ist im August im Vergleich zum Vorjahresmonat eingebrochen. Das liegt vor allem an der zuletzt schwachen Nachfrage nach reinen Elektroautos, wie aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hervorgeht. Aber auch bei fast allen weiteren Antriebsarten gingen die Zahlen teils deutlich zurück.

Dem KBA zufolge wurden im August rund 69 Prozent weniger Elektroautos neu zugelassen als im August des Vorjahres. Bei Autos mit Dieselmotoren lag das Minus bei 24,4 Prozent, bei Autos mit Benzinmotoren bei 7,4 Prozent. Über alle Antriebsarten hinweg liegt das Minus bei der Zahl der Neuzulassungen bei 27,8 Prozent. 

Autoindustrie «im Sturzflug»

Laut Ifo-Institut ist auch der Ausblick düster. Ausgesprochen pessimistische Erwartungen haben das von dem Münchner Institut erhobene Geschäftsklima in der Branche im August um 6,2 Punkte auf minus 24,7 Punkte absacken lassen. Es war nach einer vorübergehenden leichten Erholung der vierte Rückgang in Folge. «Die Stimmung in der Autoindustrie ist im Sturzflug», sagt Ifo-Expertin Anita Wölfl.

Besonders negativ entwickelten sich die Erwartungen an die kommenden sechs Monate. «Die Unternehmen der deutschen Autoindustrie leiden unter einem Mangel an neuen Aufträgen – insbesondere aus dem Ausland», sagte Wölfl. «Dies schlägt sich mittlerweile auch in der Personalplanung nieder».

E-Autos kaum gefragt

Beim KBA in Flensburg hieß es, der aktuelle Einbruch auf dem deutschen Neuwagenmarkt sei auch auf Sondereffekte aus dem Vorjahr zurückzuführen. Dennoch bleibt festzuhalten: Die Situation auf Neuwagenmarkt ist äußerst angespannt», sagte Constantin Gall von der Beratung EY zu den Zahlen. «Von einer nachhaltigen Erholung sind wir weit entfernt, die Lücke zum Vorkrisenniveau bleibt sehr groß.» Im bisherigen Jahresverlauf wurden in Deutschland fast 590.000 Neuwagen weniger verkauft als im Vergleichszeitraum 2019, also vor der Corona-Pandemie. 

Angesichts der wenigen Elektroauto-Neuzulassungen wies EY darauf hin, dass im August 2023 ungewöhnlich viele solcher Fahrzeuge zugelassen wurden. Damals hätten Last-Minute-Käufe gewerblicher Kunden noch die Elektro-Neuzulassungen in die Höhe getrieben – vor dem Auslaufen der staatlichen Förderung für Unternehmen zum 1. September 2023. 

Rolle rückwärts bei der Förderung?

Die Bundesregierung plant nun wieder eine staatliche Unterstützung, um den Absatz von Elektroautos neu anzukurbeln. Konkret geht es um stärkere steuerliche Anreize für E-Autos als Dienstwagen. Die Nachfrage nach E-Autos war nach dem Stopp der staatlichen Förderung eingebrochen. Die Bundesregierung hatte den sogenannten Umweltbonus im Dezember abrupt beendet. Grund waren Sparzwänge im Haushalt.

Im Juli verständigte sich die Ampel-Koalition im Zuge der Haushaltsverhandlungen auf eine «Wachstumsinitiative». Eine der Maßnahmen ist die steuerliche Förderung von E-Autos als Dienstwagen. Demnach soll für Unternehmen rückwirkend zum 1. Juli 2024 eine Sonder-Abschreibung für neu zugelassene vollelektrische und vergleichbare Nullemissionsfahrzeuge eingeführt werden. Außerdem soll bei der Dienstwagenbesteuerung für E-Fahrzeuge der sogenannte Deckel für den Brutto-Listenpreis von 70.000 Euro auf 95.000 Euro angehoben werden.

Verkäufe für zwei Werke fehlen

Das allein dürfte aber nicht reichen, um alle Werke auszulasten. Finanzvorstand Arno Antlitz verwies auf der Betriebsversammlung auf generelle Überkapazitäten, nicht nur bei den E-Autos. In Europa würden derzeit zwei Millionen Autos weniger pro Jahr verkauft als vor der Corona-Pandemie. Und das werde sich auch kaum ändern. Für VW mit einem Marktanteil von rund einem Viertel in Europa bedeute das: «Es fehlen uns die Verkäufe von rund 500.000 Autos, die Verkäufe für rund zwei Werke. Und das hat nichts mit unseren Produkten zu tun oder schlechter Leistung des Vertriebs. Der Markt ist schlicht nicht mehr da.»

 

© dpa ⁄ Frank Johannsen und Holger Göpel, dpa
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