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Verlorenes Jahr für die Elektromobilität in Deutschland

Jahrelang boomte der E-Auto-Absatz in Deutschland - doch 2024 ist die Nachfrage drastisch eingebrochen. Diskutiert wird deshalb wieder über eine Förderung.
Volkswagen
E-Autos in Dänemark
Porsche AG - Produktion Taycan

Der E-Auto-Boom in Deutschland ist im vergangenen Jahr jäh gestoppt worden. Lediglich rund 380.600 reine Elektro-Pkw wurden 2024 neu zugelassen, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte. Das war mehr als ein Viertel weniger als im Jahr davor. Der Anteil an sämtlichen Neuzulassungen ging im Vorjahresvergleich um fast fünf Prozentpunkte auf 13,5 Prozent zurück.

Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 rund 15 Millionen reine Batterieautos auf deutschen Straßen zu haben, rückt damit in weite Ferne. Laut KBA lag der Bestand zum Jahreswechsel lediglich bei rund 1,4 Millionen Elektrofahrzeugen. 

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Dänemark und Schweden deutlich weiter

Von den Quoten mancher skandinavischer Länder bleibt Deutschland ebenfalls weit entfernt. Elektroautos machen etwa in Dänemark mittlerweile mehr als die Hälfte aller neu zugelassenen Pkw aus, wie die Branchenorganisation Mobility Denmark unter Berufung auf Zahlen der Webseite Bilstatistik.dk kürzlich mitteilte. Im Dezember entsprach ihr Anteil an den Neuzulassungen demnach sogar 61,5 Prozent. 

Noch besser steht Norwegen da. Von den knapp 129.000 Pkw, die 2024 in Norwegen neu zugelassen wurden, waren satte 88,9 Prozent E-Autos, wie die Interessenorganisation OFV mitteilte. Das Land hat stark in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investiert und finanzielle Anreize für den Kauf geschaffen.

«2024 war ein verlorenes Jahr für die Elektromobilität in Deutschland», teilte Constantin Gall, Mobilitätsfachmann beim Beratungsunternehmen EY, mit. «Obwohl neue und attraktive Modelle auf den Markt kommen, sind die Absatzzahlen deutlich niedriger als von der Branche erwartet und von der Politik erwünscht.» 

E-Autos zu teuer

Als Hauptgrund für die eingebrochene Nachfrage sieht er das abrupte Ende der staatlichen Kaufförderung, die Ende 2023 im Zuge des Haushaltsurteils des Bundesverfassungsgerichts überraschend eingestellt wurde. Fachleute führen zudem die nach wie vor hohen Preise für Elektroautos in Deutschland an. Insbesondere die deutschen Hersteller brachten bisher vor allem elektrifizierte Varianten ihrer hochpreisigen Premiummodelle auf den Markt.

In Deutschland bekomme die Kundschaft nur drei Modelle für weniger als 30 000 Euro, kritisierte der ADAC Ende November bei einem Treffen der Autobranche mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Förderung ist Wahlkampfthema

Längst ist das Thema E-Auto-Förderung daher auch im Wahlkampf angekommen. Scholz sprach sich jüngst für einen europäischen Förderansatz aus. «Wir brauchen auch Fördermaßnahmen», sagte er nach einem EU-Gipfel in Brüssel im Dezember. 

Da der Markt für Elektroautos ein europäischer sei, mit vernetzten Produktions-, Liefer- und Kundenstrukturen, wäre es das Beste, «dass wir eine europäische Lösung finden, was Kaufanreize betrifft», so der SPD-Politiker. Als Beispiele nannte er Steuervorteile oder Kaufprämien. Eine ähnliche Forderung steht auch im SPD-Wahlprogramm.

CSU schlägt Kaufprämie von bis zu 3.600 Euro vor

Die CSU wiederum hat für den Fall eines Wahlsiegs der Union bei der Bundestagswahl im Februar eine Kaufprämie in Höhe von bis zu 3.600 Euro angekündigt. Das geht aus einem Papier für die Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten im oberbayerischen Kloster Seeon hervor. Der Entwurf liegt der Deutschen Presse-Agentur vor, zuvor hatte der Bayerische Rundfunk berichtet.

In dem Papier heißt es, dass bei der Förderung vor allem der Transportweg von der Montage zum Verkaufsort berücksichtigt werden soll. Es sollen also vorrangig in Deutschland produzierte E-Autos gefördert werden. «Das bringt einen doppelten Nutzen: für die Arbeitsplätze in Deutschland und fürs Klima», sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Die Kaufprämie soll dem Papier zufolge höchstens 3.600 Euro betragen, monatliche Leasinggebühren könnten um 100 Euro sinken.

Greenpeace fordert Zulassungssteuer für Verbrenner

Die Umweltorganisation Greenpeace bekräftigte Forderungen nach einer höheren Besteuerung von Neuwagen mit Verbrenner. Eine solche gebe es bereits in zahlreichen europäischen Ländern. «Wer in Ländern wie Schweden, den Niederlanden oder Dänemark einen neuen Verbrenner kauft, wird bei sparsamen Neuwagen gering, bei besonders klimaschädlichen Spritschluckern stark besteuert», teilte Greenpeace-Mobilitätsexpertin Marion Tiemann mit. Die Steuereinnahmen könnten eine Kaufprämie von 4500 Euro für etwa 1,8 Millionen Elektroautos gegenfinanzieren, hieß es. 

Lage der Autobranche bleibt angespannt

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr laut KBA rund 2,8 Millionen Autos in Deutschland neu zugelassen. Das war etwa ein Prozent weniger als im Jahr davor und rund ein Viertel weniger als 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie. Die Zahl der Neuzulassungen im Dezember lag mit rund 224.700 Fahrzeugen mehr als 7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.

© dpa ⁄ Matthias Arnold, dpa
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