Mit einem Dokumentarfilm über die Kraft der Kunst eröffnen die 58. Hofer Filmtage. In «Zeppelin oben rechts» zeigt Regisseur Olli Duerr die Arbeit der inklusiven Gießener Kunstwerkstatt «Atelier23». Menschen mit Handicap oder Erkrankungen können sich dort ganz der Kunst widmen. Der Film hat Festivalchef Thorsten Schaumann sofort überzeugt: «Es war wahnsinnig inspirierend zu sehen, mit welcher Leidenschaft dort Kunst gelebt wird, welche Freiräume sie öffnet – und da dachte ich mir: Das ist genau das, was wir brauchen. Das gehört auf die große Leinwand.»
Zugleich sind in Hof auch Kunstwerke aus dem Atelier in einer Ausstellung zu sehen. «Kunst öffnet Räume», sagte Schaumann weiter. Letztendlich seien alle Menschen Künstler oder Künstlerinnen, «denn alle haben Geschichten zu erzählen. Jeder Mensch auf eigene Art. Es ist wichtig, dass Kunst- und Kulturverständnis in der Gesellschaft massiv zu fördern, weil es so viel Positives bringt für uns alle. Der Film und die Kunstwerke sind ein ganz wichtiges Zeichen, dass man viele Herausforderungen im Leben mit Kunst bewältigen kann – zwar nicht alle, aber sehr, sehr viele.»
Das Festival startet am kommenden Dienstag (22. Oktober). An sechs Tagen werden mehr als 130 Filme gezeigt. Traditionell widmet sich Hof der Nachwuchsförderung und einem anspruchsvollen Filmprogramm aus aller Welt. Rote Teppiche, Glamour und Champagner sucht man dort vergebens - dafür wirbt das Festival mit familiärem Charakter: «Das, was Hof stark macht, sind die kurzen Distanzen, das wahnsinnig offene Publikum, das Team, das jetzt teilweise schon in der dritten Generation arbeitet. Das ist wie Familie und mit einer Umarmung der Welt aus Hof heraus», sagte der Festivalchef.
Die 1967 gegründeten Hofer Filmtage verhalfen vielen heute bedeutsamen Köpfen der Filmbranche zum Durchbruch - Tom Tykwer, Caroline Link, Wim Wenders oder Werner Herzog.
«Das Publikum ist immer und überall da»
Die Beiträge des Festivals gibt es auch in diesem Jahr wieder als Stream online zu sehen. «Wir müssen auf allen Kanälen sein. Das Publikum ist immer und überall da und wo das Publikum ist, müssen wir hin», sagte Schaumann der Deutschen Presse-Agentur. «Das Publikum ist glücklich, wenn es mal Filme abseits des Mainstreams schauen kann. Als Filmfestival sorgen wir für Vielfalt im Kino, abseits von digitalen Algorithmen. Dabei ist der Austausch mit den Filmschaffenden und dem Publikum ein wichtiger Bestandteil der Filmtage.»
In diesem Jahr gibt es besonders viele Dokumentarfilme im Programm - was keine Absicht gewesen ist, wie Schaumann versicherte: Die Entscheidung bei mehr als 2.000 Einreichungen falle jedes Jahr schwer. «Möglicherweise liegt es an den Kostenstrukturen, dass besonders viele Dokumentarfilme eingereicht werden. Sowieso finde ich Dokumentarfilme immer so spannend, weil sie noch näher am Leben dran sind. Ich liebe Kino - und letztendlich sind es ja die Geschichten, die auf der Leinwand erzählt werden. Ob das jetzt ein Dokumentarfilm ist und ein Spielfilm, ist dann für mich sekundär. Kino muss nachhaltig wirken.»