Die Suche nach dem Vermissten aus Annaberg in einem stillgelegten Bergwerksstollen im Stadtteil Frohnau wird fortgesetzt. Eine erneute Absuche des dort eingebrochenen Bereichs brachte keine Klarheit zum Verbleib des seit gut einer Woche verschwundenen 34-Jährigen, der möglicherweise «einen für ihn tödlichen Einsturz ausgelöst hat», teilte eine Sprecherin der Stadt Annaberg-Buchholz mit. Im Zuge einer Inspektion durch die Bergsicherung Schneeberg, das Oberbergamt und die Polizei «wurde der Bereich heute Morgen vom illegal errichteten Einstieg in den Kippenhainer Stollen bis zum Verbruch gründlich begutachtet». Momentan bestehe noch keine vollständige Gewissheit, «dass der Vermisste tatsächlich unter den Geröllmassen liegt.»
Einsatz von Spezialgerät möglich
Geprüft wird nun, ob der Bereich im Altbergbaugelände Frohnau mit einem speziellen, auch in der Archäologie eingesetzten hochauflösenden Georadargerät untersucht werden kann. Falls dort Hohlräume existieren, könnten etwa Bohrungen erfolgen und diese mit Kameras befahren werden, um Klarheit über das Schicksal des Vermissten zu gewinnen.
Seit Tagen kein Lebenszeichen oder Hinweis
Von dem seit vergangener Woche Vermissten fehlt weiterhin jede Spur. Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse gehen die Behörden davon aus, dass sich der Mann über einen selbst gegrabenen Schacht unbefugt Zutritt zum Kippenhainer Stollen verschafft hat, noch darin aufhält und möglicherweise nicht mehr am Leben ist. Etwa 40 Meter vom Stolleneingang entfernt ist nach Rathausangaben Erdreich eingebrochen und der etwa 25 Meter hohe Lüftungsschaft teils mit Geröll gefüllt.
Gegenstände des Mannes vor Ort gefunden
Am Mittwoch vergangener Woche informierte ein Mitarbeiter des Oberbergamtes die Polizei darüber, dass ein Einstiegsloch gegraben wurde. Ein in der Nähe befindliches Fahrrad und ein Rucksack stammten von dem Vermissten. Auch ein von den Einsatzkräften gefundener gefährlicher Gegenstand - ein selbst gebastelter Metallzylinder mit Sprengstoff - wird dem Mann zugerechnet.
Leichenspürhunde reagieren bei Suche
Zwei Leichenspürhunde schlugen dann am Dienstag an, zeigten «keine eindeutige Reaktion, die einen vollständig sicheren Schluss auf einen Leichenfund zulassen würde», befand die Stadtverwaltung. Die Tiere schnüffelten an oberirdischen Öffnungen in dem bewaldeten Altbergbaugelände, auch am illegalen Einstieg und der Verbruchstelle - aber nur von außen.
Stollen aus dem historischen Silberbergbau
Unter der Stadt Annaberg gibt es ein verzweigtes System von Stollen und Tunneln aus dem früheren Bergbau, die teils 500 Jahre alt und nicht bekannt sind. Der Kippenhainer Stollen stammt dem Sächsischen Oberbergamt zufolge aus dem Silberbergbau im frühen 16. Jahrhundert und wurde im 18. Jahrhundert nochmals für die Gewinnung von Silber- und Kobalterz betrieben.
Im Altbergbaubereich sind die Stollen etwa 1,80 Metern hoch und 80 Zentimeter breit, sie überschneiden sich teils mit solchen der Wismut, die bis zu 2,50 Metern mal 3 Meter messen. Solche Relikte des Altbergbaus gibt es nach Angaben der Behörde viele im gesamten Erzgebirge und Vogtland. Zugänge zu den Anlagen, zerstörte Schlösser oder Absperrungen werden in regelmäßigen Abständen gemeldet.