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Strobl: Strukturen im Stuttgarter Bandenkrieg geschwächt

Messer, Schüsse, Handgranaten: Monatelang bekriegen sich junge Männer in der Region Stuttgart. Dann wird es stiller. Das könnte aus Sicht von Innenminister Strobl auch mit den Ermittlern zu tun haben.
Illustration - Polizei
Thomas Strobl - Innenminister von Baden-Württemberg

Nach Tausenden Kontrollen und Dutzenden Festnahmen rund um die anhaltende Gewaltserie im Raum Stuttgart sind die verfeindeten Banden aus Sicht von Innenminister Thomas Strobl in ihren Strukturen erschüttert worden. «Sie breiten sich nicht aus, sondern wir haben sie durch harte Schläge entscheidend geschwächt», sagte der CDU-Minister im Innenausschuss des baden-württembergischen Landtags in Stuttgart. Auch die Aktionen der Banden seien gebremst worden. Andere Bundesländer hätten ähnliche Phänomene ausgemacht und sich in Baden-Württemberg nach den Erfahrungen erkundigt.

Die blutige Fehde von zwei gewaltbereiten multiethnischen Gruppen, eine aus Esslingen und Ludwigsburg, die andere aus Göppingen und Stuttgart-Zuffenhausen, hatte die Region Stuttgart seit Mitte 2022 erschüttert. Immer wieder fielen Schüsse. Höhepunkt der Auseinandersetzungen war bislang der Anschlag mit einer Handgranate auf eine Trauergemeinde in Altbach (Kreis Esslingen). 

Nach einer früheren Schätzung des Landeskriminalamts gehörten den Gruppen einst mehr als 500 junge Menschen als Unterstützer, Mitläufer oder auch Führungspersonal an. Die Motive hinter der Bandenkriminalität sind weiterhin schwer fassbar und von Tatverdächtigen ist kein Entgegenkommen zu erwarten. «Die Aussagebereitschaft tendiert gegen Null», sagte der Präsident des Landeskriminalamts, Andreas Stenger, im Ausschuss. 

Aus seiner Sicht handelt es sich nicht um familiäre Clans oder um klassische Bandenkriminalität, sondern um ein neues und vorerst auch nicht einfach aus der Welt zu schaffendes Phänomen, das auf Dauer auch im LKA in einem gesonderten Bereich beobachtet werden muss. 

Die Gewalt sei nach zumeist wechselseitigen Ehrverletzungen eskaliert, es gehe um territoriale Machtansprüche und das Motto «Crime as a Lifestyle» («Verbrechen als Lebensstil»), mit dem sich viele in den Gruppen stark identifizierten. In den vergangenen Monaten nahm die Zahl der zumeist blutigen Zwischenfälle in der Fehde allerdings deutlich ab. 

Tausende Kontrollen und mehr als 80 Festnahmen

Gegen die beiden Gruppen wird mit einer sogenannten besonderen Aufbauorganisation, einer BAO, ermittelt. In dieser Organisationsstruktur arbeitet das LKA eng mit den Polizeipräsidien in Aalen, Ludwigsburg, Reutlingen, Stuttgart und Ulm zusammen. 

Insgesamt wurden in diesem Zusammenhang laut Innenministerium in den vergangenen zwei Jahren 2.435 Menschen und 1.497 Fahrzeuge kontrolliert, 250 Wohnungen, Geschäftsräume oder Büros durchsucht, 83 Menschen festgenommen und 104 Waffen sichergestellt, darunter Handgranaten, Maschinenpistolen und Sturmgewehre. «Durch die zahlreichen Festnahmen, auch von Führungspersonen, gilt eine der Gruppierungen in ihrem strukturellen Aufbau bereits als bedeutend geschwächt», sagte Strobl. Der Weg werde fortgesetzt, bis die Aktivitäten der Kriminellen «im Keim erstickt» und auch die letzte Tat aufgeklärt sei. 

LKA-Chef: Harte Strafen könnten abschrecken

Mehrere Urteile wurden vor allem am Landgericht Stuttgart bereits gesprochen. Insgesamt seien Angeklagte zu Haftstrafen von mehr als 120 Jahren verurteilt worden, sagte Strobl, darunter zwölf Jahre Gefängnis für den Handgranaten-Anschlag in Altbach oder acht Jahren nach Schüssen auf eine Shishabar in Plochingen. «Das sind harte Strafen. Und das nimmt natürlich dem Konzept "Kriminalität als Lebensentwurf" die Faszination, wenn die Konsequenzen dann auch so ausfallen», hatte LKA-Chef Stenger nach den Prozessen gesagt.

© dpa
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