Games Music Hörbücher Fitness MyTone Alle Services
vodafone.de

Mann amputierte Hoden - Mehrjährige Haftstrafe

Über Foren sollen die Kontakte zwischen dem Mann aus Thüringen und den Interessierten zustande gekommen sein. Die OPs auf Wunsch der Betroffenen führte der 75-Jährige in seinem Wohnzimmer durch.
Landgericht Erfurt
Am Landgericht Erfurt endete der Prozess gegen einen Mann, der ohne medizinische Ausbildung an Männern Kastrationen durchgeführt haben soll. © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Wegen der Amputation von Hoden, Zehen und eines Penisses hat das Landgericht Erfurt einen 75-Jährigen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Der Mann aus Thüringen ohne medizinische Ausbildung soll laut Urteil in mehreren Fällen auf Wunsch der Betroffenen und gegen Bezahlung die Amputationen durchgeführt haben - auf seiner Wohnzimmer-Couch. Verurteilt wurde der Mann wegen sieben Fällen schwerer Körperverletzung und eines weiteren Falls von Körperverletzung zu drei Jahren und zehn Monaten. «Was wir mit dieser Strafe auf jeden Fall bewirken wollen, ist, dass es keine Nachahmer gibt», sagte der Vorsitzende Richter Udo Tietjen.

«Scham behaftetes Verfahren»

«Es war ein außergewöhnliches Verfahren, es war auch ein mit Scham behaftetes Verfahren», so Tietjen. Auch die gehörten Zeugen, die von sich aus den Angeklagten um die Eingriffe gebeten hatten, sei es schwergefallen, sich vor Gericht zu äußern, so der Richter weiter. Die Öffentlichkeit war während des Großteils der Verhandlung ausgeschlossen.

In der Urteilsbegründung wurde darauf verwiesen, dass sich der heute 75 Jahre alte Angeklagte in den vorgeworfenen Fällen geständig gezeigt habe. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor eine Gesamtfreiheitsstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten gefordert, die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Darum ging es den Betroffenen bei den Eingriffen

In der Urteilsbegründung erklärte Richter Tietjen, die Betroffenen aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands hätten sich selbst an den Mann gewandt und um die jeweiligen Eingriffe gebeten. Ihnen sei es etwa um den ersten Schritt einer Geschlechtsangleichung gegangen, oder auch um die Bekämpfung von Schmerzen im Genitalbereich. 

In einem Fall habe ein Mann angegeben, unter einer bestimmten Krankheit zu leiden, wonach er überzeugt sei, die entfernten Körperteile gehörten nicht zu ihm. Die meisten der vor Gericht gehörten Betroffenen gaben laut Tietjen an, an einer Bestrafung des Angeklagten nicht interessiert zu sein. Tatsächlich habe der Mann sich nach den Amputationen auch weiter um die Betroffenen gekümmert, wenn diese auf ihn zukamen.

Geld soll nicht Motivation gewesen sein

Weiter hieß es in der Urteilsbegründung, dass der Mann bei seiner Einlassung angegeben habe, sich vor den Eingriffen längere Zeit auch in Internetforen mit dem Thema Kastration beschäftigt zu haben. Er habe den Betroffenen demnach helfen wollen. Geld habe bei den Amputationen nur ein untergeordnetes Interesse gespielt. An dieser Aussage des Mannes äußerte das Gericht allerdings Zweifel. Der heute 75-Jährige hatte auch selbst die Eingriffe in den Spezialforen im Internet angeboten.

Verbleib von Körperteilen unklar

Die Fälle liegen alle einige Jahre in der Vergangenheit, der älteste stammt aus dem Jahr 2015. Zwischen 500 und 2200 Euro soll der Mann für die Amputationen genommen haben. Für die Eingriffe habe er eine Kunststoffmatte auf sein Sofa gelegt, den Genitalbereich der Betroffenen mittels Spritze betäubt und auch desinfiziert. Was mit den entfernten Körperteilen passierte, habe sich nicht klären lassen, so Richter Tietjen. Mindestens ein Eingriff sei zudem potenziell lebensgefährlich für den Betroffenen gewesen. 

Ähnlicher Fall in Bayern

Auf die Spur des Mannes aus Thüringen kamen die Ermittler nach einem Hinweis von Kollegen aus Erdingen, die in einem anderen Kastrationsverfahren gegen einen Mann aus Bayern ermittelten. Im Dezember 2021 war ein damals 67 Jahre alter Elektriker wegen schwerer, gefährlicher und einfacher Körperverletzung am Landgericht München II zu mehr als acht Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte zugegeben, in Sadisten-Foren im Internet «Kastrationen» angeboten zu haben. Mehrere Männer zahlten ihm demnach Geld dafür, dass er sie beispielsweise folterte und die Hoden entfernte. Einer der Männer starb nach dem Eingriff - woran, konnte das Gericht nicht mehr ergründen.

© dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
Schauspieler Tim Wilde
People news
Überraschung für «WaPo Bodensee»-Star Tim Wilde
Mirthwood: Beste Tipps zur Farming-Simulation
Games news
Mirthwood: Beste Tipps zur Farming-Simulation
Life is Strange: Double Exposure – Das Ende erklärt
Games news
Life is Strange: Double Exposure – Das Ende erklärt
Ein Schild weist den Weg zu öffentlichen Toiletten
Internet news & surftipps
Diese App führt Sie zu öffentlichen Toiletten
Ansprüche von Facebook-Nutzern
Internet news & surftipps
BGH stärkt Opfer von Datendiebstahl bei Facebook
EPUB und Co.: Die wichtigsten E-Book-Formate im Überblick 
Handy ratgeber & tests
EPUB und Co.: Die wichtigsten E-Book-Formate im Überblick 
Alexander Zverev (l) und Rafael Nadal (r)
Sport news
Zverev zu Nadal-Abschied: «Schmerz ist das falsche Wort»
Kamin im Haus anfeuern
Wohnen
Umweltfreundlich und gesund: So gelingt das Heizen im Kamin