Auf der Suche nach einer neuen Nutzung für das verfallene Areal am Bogensee in Wandlitz mit der früheren Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels lässt das Land Berlin einige Konzepte bewerten. Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Finanzen in Berlin sagte, nach Interesse auch von Privatpersonen, Verbänden und Unternehmen würden «die seriösen und potenziell realistischen Konzeptvorschläge» derzeit geprüft.
Aber auch ein Abriss und eine Renaturierung des Geländes in der brandenburgischen Gemeinde Wandlitz ist nicht vom Tisch. Für das Land Berlin als Eigentümer drängt die Zeit, zumal das inzwischen marode Areal Millionen verschlingt.
In Zeiten knapper Finanzen steigt der Druck
«Was wir brauchen, ist ein nachhaltiges Nutzungskonzept. Das betrifft sowohl einen Mehrwert für die Allgemeinheit, die die vielschichtige historische Bedeutung des Areals berücksichtigt, als auch ein finanziell tragfähiges Konzept», hieß es von der Senatsverwaltung für Finanzen. «Nach zwei Jahrzehnten ohne Ergebnis, einer angespannten Haushaltslage, in der um Prioritäten gerungen wird, kann dies kein Prozess mehr sein, der sich weiter über Jahre hinzieht.»
Allein die Bewirtschaftungskosten beliefen sich 2023 auf rund 280.000 Euro. Zwischen den Jahren 2019 bis 2022 habe das Land Berlin zudem etwa 4 Millionen Euro für Notsicherungsmaßnahmen investiert.
Auf dem rund 17 Hektar großen Areal in einem Wald nordöstlich von Berlin hatte sich Goebbels ein Landhaus bauen lassen. Zu DDR-Zeiten gab es dort eine Jugendhochschule der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Seit dem Jahr 2000 ist das Areal ungenutzt und verfällt.
Im Mai hatte Berlins Finanzsenator Stefan Evers (CDU) gesagt, er würde die Liegenschaft notfalls verschenken. Dies gilt immer noch. Die Finanzverwaltung betonte dabei, eine Schenkung «war und ist» ausdrücklich an Bund, Land oder die Kommune adressiert, «wenn es dann einer tragfähigen Nutzungsoption dient».
Land Berlin: Notfalls Schlussstrich ziehen
Die voraussichtlichen Kosten, um die Gebäude abzureißen und das Gelände zu renaturieren - also in einen möglichst naturnahen Zustand zu bringen - werden laut Finanzverwaltung auf rund 40 Millionen Euro geschätzt. Eine Vielfaches müsste für eine neue Nutzung und Erschließung des Areals investiert werden: Mindestens 300 Millionen Euro, wie es hieß. «Wenn auch die aktuellen Bemühungen ins Leere laufen, wird Berlin aber keine andere Wahl bleiben, als einen Schlussstrich zu ziehen und das Gelände zu renaturieren.»
Der Landkreis Barnim und die Gemeinde pochen auf eine neue Nutzung des historischen Geländes etwa als Ort zur Förderung der Demokratie. Zunächst soll eine Studie die Perspektiven aufzeigen. Die Lokalpolitiker sind zuversichtlich, dass sie dafür auch Fördergelder des Bundesbauministeriums erhalten. Aus Sicht des Wandlitzer Bürgermeisters Oliver Borchert (Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz) ist das Bogensee-Areal ein bundesweit und international einzigartiger Ort.