Nach dem Abflug von US-Präsident Joe Biden aus Berlin kehrt in die Hauptstadt allmählich wieder Normalität ein. «Die Verkehrseinschränkungen werden schrittweise zurückgenommen», teilte die Verkehrsinformationszentrale mit. Am Potsdamer Platz etwa wurden die Absperrgitter bereits gestapelt. Große Teile in Berlin-Mitte waren für den Besuch des Staatsoberhaupts abgesperrt worden.
Im Bahnverkehr kann es indes noch eine Weile dauern, bis alles wieder normal fährt. Nach dem Präsidentenbesuch könne es auf allen Linien der Berliner S-Bahn noch zu Verspätungen und Zugausfällen kommen, teilte das Unternehmen mit.
Nach einem etwa 20-stündigen Blitzbesuch hatte der 81-Jährige Berlin am Abend wieder verlassen. Biden flog mit seiner Regierungsmaschine Air Force One vom Flughafen BER in Schönefeld ab. Den Tag über hatte er unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzler Olaf Scholz (SPD) zu Gesprächen getroffen und einen Verdienstorden entgegengenommen.
Außerdem traf sich Biden gemeinsam mit Scholz auch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer. Biden war erst am späten Donnerstagabend in Berlin eingetroffen.
Wohl Tausende Polizisten im Einsatz
Aufgrund des Besuchs kam es für die Hauptstädter zu weitreichenden Einschränkungen. An Zufahrtsstraßen zum Regierungsviertel, dem Schloss Bellevue und dem Potsdamer Platz standen Absperrgitter und Polizisten. Der Verkehr der S-Bahn wurde auf vielen Strecken reduziert. Polizisten aus zwölf Bundesländern und der Bundespolizei sicherten nach Angaben einer Polizeisprecherin den Besuch ab.
Wie viele Beamte insgesamt im Einsatz waren, teilte die Polizei unter Verweis auf die hohe Sicherheitsstufe nicht mit. Es dürften Tausende gewesen sein. Biden gehört zu den Politikern, die weltweit die höchste Sicherheitsstufe haben. Entsprechend umfangreich sind die Sicherheitsvorkehrungen in Berlin. Neben Hunderten Berliner Polizisten kamen nach Angaben der Berliner Polizeisprecherin Einsatzkräfte unter anderem aus den übrigen Ost-Ländern, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg.
Scharfschützen auf Gebäuden
Die Polizei sicherte mit umfangreichen Vorkehrungen das Regierungsviertel und die Anfahrtsstraßen ab. Auf Gebäuden im Bereich des Schlosses Bellevue, wo Bundespräsident Steinmeier den Gast am Vormittag empfing, waren Scharfschützen der Spezialeinheiten der Polizei postiert.
Ein Hubschrauber begleitete in der Luft die Fahrzeugkolonnen, die Biden in seiner Limousine mit Spitznamen «The Beast» («Die Bestie») vom Schloss Bellevue zum Kanzleramt eskortierten.
Auf der Spree fuhren Polizisten der Wasserschutzpolizei in Booten und Jetskis. Hundestaffeln waren für die Suche nach Sprengstoff im Einsatz. Auch Röntgengeräte, mit denen Autos durchleuchtet werden können, wurden eingesetzt - etwa im Bereich des Potsdamer Platzes, wo Biden im Hotel Ritz-Carlton wohnte.
Passant stört TV-Sender bei Live-Schalte
Bei einer Live-Schalte in dem Bereich versuchte nach Angaben des Senders RTL ein Passant mehrfach, mit Beleidigungen und Einschüchterungen die Sendung zu stören. Der Unbekannte sei bei dem Vorfall am Potsdamer Platz aggressiv aufgetreten, sagte eine RTL-Sprecherin.
Unmittelbar danach informierte das Team demnach die Polizei. Der Sender leitete alle verfügbaren Foto- und Video-Aufnahmen zu dem Vorfall an die Beamten weiter. Eine Polizeisprecherin sagte, Medienschaffende seien bei der Arbeit behindert worden. Nähere Angaben zu dem Zwischenfall machte sie nicht.
Erhebliche Verkehrsbehinderungen
Bereits seit Donnerstagnachmittag kam es zu Ausfällen bei der S-Bahn. Auf anderen Strecken wurde ausgedünnt. Am Freitag fuhren S-Bahnen zwischen Ostbahnhof und Bahnhof Zoo zeitweise nicht oder seltener, weil die Strecke am Schloss Bellevue entlangläuft, wo Biden empfangen wurde. Auch andere Linien waren betroffen. Bei den Regionalzügen und vielen Fernzügen mit Halt am Hauptbahnhof gab es ebenfalls Änderungen.
Die Beeinträchtigungen sollten voraussichtlich bis in die Abendstunden dauern. Insbesondere bei der Abreise des Präsidenten könne es «zu massiven Verkehrseinschränkungen kommen», hieß es von der Verkehrsinformationszentrale.
Erste Straßensperrungen - etwa am Schloss Bellevue - waren unmittelbar nach einzelnen Besuchsprogrammen wieder aufgehoben worden. «Wenn Bereiche nicht mehr geschützt werden müssen, geben wir sie wieder frei», hieß es von der Polizei.