Der Krankenstand in Niedersachsen ist nach Auswertung der Krankenkasse DAK-Gesundheit auch im Sommer 2024 auf einem Rekordniveau geblieben. Die Zahl der Krankschreibungsfälle stieg im dritten Quartal um 11,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie die Kasse für Niedersachsen mitteilte. Der Rekordsommer beim Arbeitsausfall aus dem Vorjahr sei nicht überschritten worden, weil die durchschnittliche Dauer je Fall zurückgegangen sei.
Die Analyse von mehr als 200.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten im Land ergab einen Krankenstand von insgesamt 5,1 Prozent. An jedem Tag von Juli bis September waren demnach im Durchschnitt 51 von 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern krankgeschrieben. Bundesweit lag der Krankenstand bei 5,0 Prozent, was die Kasse als ungewöhnlich für ein Sommer-Quartal mit hohen Temperaturen und vielen Ferienwochen bezeichnete.
Die meisten Fehltage verursachten nach den Daten Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Sie waren im Sommerquartal für insgesamt 94 Fehltage je 100 Beschäftigte verantwortlich – mehr als im bundesweiten Durchschnitt mit 88 Tagen. Dahinter folgen psychische Erkrankungen auf Platz zwei. Atemwegserkrankungen wie etwa Bronchitis und andere Infekte bezeichnete die Kasse ebenfalls relevant für den Krankenstand.
Angesichts der anhaltenden Wirtschaftsschwäche komme den Fehlzeiten eine besondere Bedeutung zu. «Der hohe Krankenstand ist ein zusätzliches Risiko für die Erfolgschancen der Unternehmen, die Wachstumsschwäche zu überwinden», sagte der Landeschef der DAK-Gesundheit Dirk Vennekold.
Bundeschef Andreas Storm hatte zuvor eine «seriöse und gründliche Debatte über die wirklichen Ursachen» gefordert. «Schnellschüsse wie die Forderung nach einer Abschaffung der telefonischen Krankschreibung oder eine Blaumacher-Debatte helfen den Betroffenen und den Betrieben nicht weiter», sagte er. Bei der DAK sind nach eigenen Angaben bundesweit gut 5,5 Millionen Menschen versichert, rund 530.000 davon in Niedersachsen.
Etwas positiver beschrieb die Kasse die Entwicklung in Bremen, wo der Krankenstand im Sommer 2024 mit 4,8 Prozent deutlich unter dem Vorjahresniveau gelegen habe. In die Analyse dort flossen demnach Krankschreibungen von knapp 13.100 erwerbstätigen DAK-Versicherten ein. «Ob es sich um kurzfristige Effekte oder eine generelle Trendwende handelt, werden wir in den kommenden Monaten weiter untersuchen», kündigte der Landeschef der Bremer DAK-Gesundheit, Michael-Niklas Rühe, an.