Die Stiftung Warentest ist Bahn gefahren - und kommt zu dem Ergebnis: Die Deutsche Bahn (DB) ist häufiger unpünktlich als pünktlich. Der Konkurrent Flixtrain stehe dem allerdings kaum nach, heißt es in der Zeitschrift «test» (Ausgabe 9/2024).
24 der 40 getesteten DB-Züge kamen mehr als eine Minute zu spät an, im Schnitt betrugen die Verspätungen 35 Minuten. Bei Flix waren drei von zehn Zügen zu spät, und zwar im Durchschnitt 27 Minuten.
Die Tester, die acht DB-Fernverkehrsstrecken jeweils fünfmal abfuhren (bei Flixtrain nur die entsprechend angebotenen zwei Strecken), bemängelten außerdem den Umgang mit den Verspätungen: Oft wurde während der Reise nicht ausreichend informiert und auch die Erstattungspraxis im Nachgang gravierender Verspätungen ließ zu wünschen übrig.
So zahlte die DB in vier von fünf Fällen das zustehende Geld nicht innerhalb der gesetzlichen Frist von einem Monat aus, berichtet die Stiftung Warentest von ihrer Stichprobe. Flix bewerteten die Prüfer hier nicht, weil es nur einen Erstattungsfall gegeben habe.
Bahn verweist auf Sanierungen
Die DB sieht selbst Verbesserungsbedarf bei der Pünktlichkeit und verweist auf bereits angelaufene Generalsanierungen der wichtigsten Strecken. Mit der Sanierung werde das Schienennetz auch widerstandsfähiger gegen Extremwetterereignisse, so eine Sprecherin.
Zudem sei bei Verspätungs-Erstattungen die digitale Antragstellung vereinfacht worden, betont die Bahn-Sprecherin. Rund 70 Prozent aller Einreichungen erfolgen demnach bereits digital, davon werde etwa die Hälfte innerhalb von zwei Tagen nach Eingang voll automatisiert abschließend bearbeitet. Die Bearbeitungsdauer hänge unter anderem davon ab, wie komplex ein Fall und wie hoch das Antragsaufkommen sei.
Die Flix SE, der Betreiber von Flixtrain, nennt als wesentliche Ursache für Verspätungen die Infrastruktur, also etwa auch die Vorfahrt eines DB-Zuges. Man setze aber seit Beginn dieses Jahres neue Lokomotiven für mehr Verlässlichkeit ein.
Warentest-Urteil fällt mäßig aus
Das Fazit der Tester: Weder die Deutsche Bahn noch Flixtrain sind aktuell klar zu empfehlen, beide sind im Service-Test nur «befriedigend», erreichen also die Schulnote 3. Die DB sei zu unpünktlich, biete aber im ICE mehr Komfort und deutlich besseres WLAN als die Flixtrain-Züge. Flixtrain wiederum sei stets günstiger, fahre aber nur auf wenigen Strecken.
Praktische Tipps fürs Buchen geben die Warentester auch: Reservieren Sie bei Flixtrain einen Platz im Wagen 100, heißt es zum Beispiel. Dort in der Mitte des Zuges scheine das Internet besser zu sein, zudem sei nur dieser Wagen klimatisiert. Die Platzwahl kostet aber extra.
Bei der DB sollten Sie mindestens eine Woche im Voraus das Ticket buchen, so die Stiftung Warentest. Danach stiegen die Preise meist noch einmal deutlich an. Wer acht Wochen vor der Reise bucht, kann in der Regel noch einmal mehr sparen.
Was die Stiftung Warentest zudem bei der Deutschen Bahn kritisiert: Dass Menschen, die nicht digital unterwegs seien, mehr und mehr aufs Abstellgleis geschoben würden. Stichwort Abschaffung der analogen Bahncard sowie Spartickets, die überwiegend digital und gar nicht mehr am Automaten zu haben seien.