In Italien hat der Prozess zu einem der aufsehenerregendsten Mordfälle der vergangenen Jahre begonnen: Vor einem Gericht in Venedig muss sich ein 22-jähriger Student verantworten, dem vorgeworfen wird, im vergangenen November seine ein Jahr ältere Ex-Freundin getötet zu haben. Der Italiener wurde erst nach acht Tagen Flucht durch Österreich und Bayern an einer Autobahn-Raststätte an der A9 nahe Leipzig festgenommen. Bei einer Verurteilung wegen Mordes droht ihm lebenslange Haft.
Der Fall löste in Italien eine große Diskussion über sogenannte Femizide aus - also wenn Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden. Als häufigste Form gilt die Tötung von Frauen durch ihren Partner oder Ex-Partner. In Italien gab es im vergangenen Jahr mindestens 43 solche Morde. Der Tod der damals 22 Jahre alten Giulia Cecchettin war dabei der Fall, der für das größte Aufsehen sorgte.
Nach acht Tagen Flucht nahe Leipzig festgenommen
Die Studentin aus der norditalienischen Stadt Padua wurde auf einem Parkplatz in der Provinz Venedig mit 75 Messerstichen getötet. Schnell richtete sich der Verdacht gegen ihren Ex-Freund, der ihr nach der Trennung monatelang nachgestellt hatte. Die Fahndung beherrschte tagelang die Schlagzeilen, bis der Student in Deutschland festgenommen werden konnte. Offenbar war ihm auf der Autobahn das Benzin ausgegangen. Auf Bitten der italienischen Justiz wurde er ausgeliefert.
In den Vernehmungen legte der junge Mann ein Geständnis ab. Dabei gab er auch zu, zu einem Treffen mit seiner Ex-Freundin neben Geschenken in einem Rucksack auch das Mordwerkzeug mitgebracht zu haben. Zum Auftakt des Prozesses war er nicht persönlich anwesend. Offen ist, ob er überhaupt vor Gericht erscheinen wird. Über seinen Anwalt ließ der 22-Jährige eine Erklärung verlesen. «Ich werde dem Prozess nur beiwohnen, wenn es erforderlich ist. Und ich hoffe, dass er bald zu Ende ist.»