Jeder Fünfte lebt nach einer Statistik hierzulande allein - das sind anteilig deutlich mehr Menschen als in den meisten anderen Staaten der Europäischen Union. Den Anteil an Alleinlebenden in Deutschland gab das Statistische Bundesamt für das vergangene Jahr mit 20,3 Prozent an, im EU-Durchschnitt waren es 16,1 Prozent. Nur in den fünf nord- beziehungsweise nordosteuropäischen Staaten Finnland, Litauen, Schweden, Dänemark und Estland waren die Zahlen den Angaben zufolge höher.
Der Anteil betrug der europäischen Statistikbehörde Eurostat zufolge in den fünf Staaten zwischen 25,8 Prozent (Finnland) und 21,5 Prozent (Estland). Die wenigsten Alleinlebenden erfasste die Statistik anteilig in der Slowakei mit 3,8 Prozent, auf Zypern mit 8,0 Prozent und in Irland mit 8,3 Prozent.
Die Zahlen stiegen zuletzt teilweise deutlich. Bulgarien verzeichnete zwischen 2013 und 2023 ein Plus von 9,3 Prozentpunkten auf 17,8 Prozent Alleinlebende und damit den EU-weit größten Zuwachs. Nur die Slowakei zählte mit einem Minus von 4,3 Prozentpunkten auf 8,1 Prozent anteilig weniger Menschen, die allein lebten.
Anteil bei älteren Menschen höher
Ältere Menschen leben besonders häufig allein: Dies war vergangenes Jahr bei den mindestens 65-Jährigen fast doppelt so häufig der Fall wie beim Durchschnitt der Bevölkerung. In der EU betraf dies 31,6 Prozent der Menschen ab 65 Jahren, in Deutschland 34,6 Prozent, wie das Bundesamt mitteilte.
Die Anteile schwanken beträchtlich: In Litauen lebte gut die Hälfte aller mindestens 65-Jährigen allein, mit 51,0 Prozent war der Anteil hier am höchsten. Am niedrigsten war er in der Slowakei, wo 2023 lediglich 11,6 Prozent der Menschen ab 65 Jahren allein lebten.
Frauen lebten auch aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung in fast allen EU-Staaten häufiger allein als Männer. Ihr Anteil betrug 2023 im Schnitt 54,7 Prozent.
Alleinlebende sind in der Statistik Menschen, die in einem Einpersonenhaushalt leben. Gezählt werden Menschen in privaten Hauptwohnsitzhaushalten. Menschen in Gemeinschaftsunterkünften oder Einrichtungen wie beispielsweise Alten- oder Pflegeheimen werden nicht erfasst.
Einsamkeit nimmt zu
Allein leben heißt nicht zwangsläufig, gleichzeitig einsam zu sein - dennoch gibt es in vielen Fällen einen Zusammenhang. Gefühle der Einsamkeit nehmen laut Studien in Deutschland zu. Grund ist auch die Corona-Pandemie, die besonders junge Menschen einsamer machte. Dem Einsamkeitsbarometer der Bundesregierung zufolge sind neben Alleinerziehenden und Migranten zudem Menschen hohen Alters besonders betroffen.
Verbände fordern hier konkrete Schritte der Politik. Als einen Grund für die hohe Zahl von Alleinlebenden verwies der Sozialverband Deutschland auf die demografische Entwicklung mit einer älter werdenden Bevölkerung. Auch Ausbildung und Karriereorientierung führten zu längeren Phasen des Alleinlebens. «Das ist nicht per se etwas Negatives. Dennoch beobachten wir mit Sorge, dass immer mehr Menschen von Einsamkeit betroffen sind», erklärte die Vorstandsvorsitzende des Verbands, Michaela Engelmeier.
Erhöht sei das Risiko insbesondere bei Menschen im Alter über 75 Jahren. «Wirksame Maßnahmen gegen Einsamkeit erfordern zusätzliche Investitionen in Personal und Strukturen öffentlicher Begegnungsstätten», forderte Engelmeier. Außerdem müsse die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf verbessert werden, damit Angehörige sich überhaupt der Pflege widmen könnten.