In den Niederlanden sind ab sofort die Namen der rund 425.000 mutmaßlichen Kollaborateure mit den deutschen Nazi-Besatzern im Zweiten Weltkrieg online einsehbar - und damit ist nicht jeder glücklich. Nach Bedenken von Nachfahren der mutmaßlichen Kollaborateure, aber auch von Opfer-Angehörigen, wurde zunächst darauf verzichtet, auch die kompletten Akten jener Menschen online zugänglich zu machen, die die Deutschen unterstützten und teils schwere Verbrechen begingen. Die Akten selbst können vorläufig nur im Nationalarchiv in Den Haag eingesehen werden.
Betroffene leiden unter Familiengeschichte
Lange Zeit ist in den Niederlanden mit dem Finger auf Menschen gezeigt worden, bei denen es das Vermuten gab, dass sie im Krieg auf der falschen Seite gestanden haben. Wie der öffentlich-rechtliche Sender NOS berichtete, ergab eine Umfrage kürzlich, dass ein Fünftel der Niederländer auch heute lieber nicht die Nachfahren eines Kollaborateurs in einem öffentlichen Amt etwa als Bürgermeister oder Abgeordneter haben möchte. Und die Kinder und Enkelkinder von Kollaborateuren leiden nach der Umfrage oft noch unter der Familiengeschichte. Betroffene auf Täter- und Opferseite fürchten nun, dass mit dem Öffnen der Archive schlecht verheilte Wunden wieder aufreißen.
Das neue Namensregister liefert zu Betroffenen Personendaten und den Wohnort sowie die Angabe, welche Polizeistellen und Gerichte sich mit der Person befasst haben. Genannt werden auch die Nummern der Akten, aus denen hervorgeht, was den Betroffenen konkret vorgeworfen wird und die im Nationalarchiv einsehbar sind.