China hat nach eigenen Angaben erstmals seit Jahrzehnten eine Interkontinental-Rakete mit einer Sprengkopfattrappe in den Pazifischen Ozean abgefeuert. Die Raketentruppe der Volksbefreiungsarmee habe den Test am Morgen (Ortszeit) durchgeführt; die Rakete sei auf hoher See ins geplante Zielgebiet gefallen, teilte das Verteidigungsministerium in Peking mit. Die Mitteilung ist ungewöhnlich, da über solche Raketentests Chinas nur selten etwas bekannt wird.
Nach Angaben der Behörde handelte es sich um eine Routineübung im jährlichen Trainingsplan der Einheit. Der Raketentest sei nicht gegen ein Land oder ein Ziel gerichtet gewesen, sagte Sprecher Zhang Xiaogang. Dem Ministerium zufolge sollten damit die Leistungsfähigkeit der Waffen und die militärische Ausbildung geprüft werden. Vom Raketenflug betroffene Länder wurden nach Armee-Angaben vorab informiert. Weitere Details zur Art der Rakete und das genaue Testgebiet nannte das Ministerium nicht.
Der letzte bekannte Test einer Interkontinental-Rakete über dem Pazifik durch China geht auf den Mai 1980 zurück. Damals flog das Geschoss vom Typ Dongfeng-5 mehr als 9.000 Kilometer weit. Die Volksrepublik testete andere Raketenmodelle vom Typ Dongfeng (DF) allerdings auch später noch unter anderen Bedingungen, etwa im August 2015 im Inland, wie die staatseigene Zeitung der kommunistischen Jugendliga damals berichtet hatte.
China baut Atomwaffenarsenal aus
Die Raketentruppe der Volksbefreiungsarmee ist für das nukleare und konventionelle Raketenarsenal Chinas zuständig. Interkontinental-Raketen können Tausende Kilometer weit reichen und nukleare Sprengköpfe tragen. China ist Atommacht und besitzt mit der DF-41 einen Interkontinental-Raketentyp, der bis zu 15.000 Kilometer weit reichen kann.
Laut einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums vom vergangenen Jahr könnte China schätzungsweise mehr als 500 nukleare Sprengköpfe besitzen und dürfte das Arsenal weiter ausbauen. Damit hat China noch deutlich weniger Atomsprengköpfe als die USA und Russland.