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Antisemitismus: schlimmster Ausbruch seit Zweitem Weltkrieg

Der Gaza-Krieg mit seinen vielen zivilen Opfern schadet Israels Ansehen. Er facht jedoch auch Antisemitismus an, den es schon vorher gab, der nun aber jüdisches Leben weltweit zunehmend gefährdet.
Nahostkonflikt
Palästinensische Unterstützer protestierten in der Nähe der Columbia University. © Andrea Renault/ZUMA Press Wire/dpa

Weltweit ist es seit dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen auf Israel und dem Gegenangriff einer israelischen Studie zufolge zum schlimmsten Ausbruch von Antisemitismus seit dem Zweiten Weltkrieg gekommen. Wenn dieser Trend anhalte, würden Juden ihre Identität künftig in der westlichen Welt nicht mehr in Sicherheit und Freiheit leben können, heißt es in dem am Sonntag veröffentlichten Jahresbericht der Universität von Tel Aviv und der Anti-Diffamierungsliga aus den USA zu Antisemitismus. So habe es zum Beispiel im vergangenen Jahr in den USA durchschnittlich etwa drei Bombendrohungen pro Tag gegen Synagogen 
und jüdische Einrichtungen gegeben.

«Dieser Bericht überbringt schlechte Nachrichten», heißt es im Vorwort. Jedoch warnen die Autoren auch vor Panik. «Die Bedrängnis und Gefahr, in der sich Juden derzeit befinden, sollte nicht überbewertet werden. Wir leben nicht im Jahr 1939, geschweige denn 1942», stellten sie klar. Allerdings habe der Antisemitismus schon in den Monaten und Jahren vor dem 7. Oktober stetig zugenommen, und «der Krieg in Gaza hat diesen bereits außer Kontrolle geratenen Brand weiter angefacht».

So seien in den USA, wo rund sechs Millionen Juden lebten, zwischen Januar und September 2023 insgesamt rund 3500 antisemitische Vorfälle gezählt worden, in den drei letzten Monaten des Jahres seit dem Hamas-Überfall jedoch fast 4000. Ähnlich sei das Bild auch in anderen Ländern wie Deutschland, wo von Januar bis September vergangenen Jahres 1365 antisemitische Ereignisse gezählt wurden und von Oktober bis Dezember 2249. 

Der Bericht warnt davor, diese Entwicklung mit «einer emotionalen Reaktion auf den Krieg und die Katastrophe, die er über die Zivilbevölkerung gebracht hat», zu erklären. Das sei nicht richtig, weil einige der abscheulichsten antisemitischen Äußerungen im Zusammenhang mit dem Konflikt schon in den ersten Tagen nach dem 7. Oktober geäußert worden seien, als Israel seine Militäraktion noch nicht begonnen habe.

Antisemitismus komme von der extremen Rechten sowie der extremen Linken und greife auf die Mitte der Gesellschaft über. Verbreitet würden solche Botschaften oft über soziale Medien, die es Böswilligen ermögliche, Unwahrheiten, Verleumdungen und Verschwörungstheorien zu verbreiten, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. 

Eine wichtige Lehre aus dem Gaza-Krieg sei, dass es keinen Frieden im Nahen Osten geben werde, wenn der Antisemitismus in den arabischen Gesellschaften nicht endgültig überwunden werde, schrieben die Autoren. Die Forderung nach entsprechenden Maßnahmen sollten bei allen künftigen diplomatischen Prozessen eine grundlegende Rolle spielen. 

© dpa
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