Die Olympischen Spiele waren für die deutschen Sportfans Fernseh-Festspiele. Die Beliebtheit zeigte sich an beeindrucken Zahlen für die 17 Tage mit stundenlangen Fernseh-Übertragungen und zehn parallelen Internetstreams bei ARD und ZDF. «Die Begeisterung für diese Olympischen Spiele war so groß wie lange nicht mehr», kommentierte ZDF-Sportchef Yorck Polus. «Diese sportliche Vielfalt bietet nur Olympia, nur bei diesem Ereignis schauen die Menschen von morgens bis Mitternacht verlässlich bei uns zu.»
Die Begeisterung
Das Erste und das Zweite zeigten allein im klassischen Fernsehen 243 Stunden live aus Paris und kamen nach eigenen Angaben über diese lange Zeit auf eine durchschnittliche Reichweite von 3,62 Millionen Zuschauern. Der Marktanteil lag bei 30,9 Prozent. Das waren mehr als doppelt so viel wie bei den Spielen in Tokio, die freilich in einer anderen Zeitzone ausgetragen wurden.
«Die Übertragungen waren super-erfolgreich», sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. «Olympia schafft es, alles zu verbinden. Das ist typisch für die Spiele: Die Menschen nehmen das komplette Programm an und schauen nicht nur einzelne Disziplinen.»
Ähnliche Fernseh-Zahlen gab es zuletzt bei den Spielen 2012 in London. Der Unterschied zu damals ist der Wandel bei der Nutzung des Internet-Angebots. Bis zum Samstag wurden etwa 225 Millionen Mal die Livestreams in den Mediatheken bei ARD und ZDF abgerufen. Dies habe 65 Millionen Nutzungsstunden entsprochen.
«Die Zahlen digital sind explodiert, so viel wurde das Angebot noch nie genutzt», erklärte der ARD-Sportchef. «Das hat linear und digital alles übertroffen, was wir erwartet hatten», schwärmte Balkausky. Anders als sonst beim klassischen Fernsehen stellte er fest: «Auch die jüngeren Menschen haben sehr viel geschaut.»
Die Zahlen
Den Topwert der Spiele gab es schon am ersten Tag die ARD-Übertragung der Eröffnungsfeier mit im Schnitt 10,44 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 45,5 Prozent. Laut ARD und ZDF war dies die meistgesehene Übertragung bei Olympischen Spielen seit zwanzig Jahren.
Bei den Sport-Übertragungen der folgenden 16 Tage ragten 8,01 Millionen bei der Leichtathletik heraus. Vor allem abends schauten regelmäßig mehr als sechs Millionen Menschen über einen längeren Zeitraum zu. Zum Vergleich: Bei den Spielen in Tokio war die Zusammenfassung vom Finalerfolg von Tennisspieler Alexander Zverev mit 4,5 Millionen die erfolgreichste Sendung.
Auch am letzten Olympia-Tag waren die Spiele in Paris ein absoluter Quoten-Hit. Die mehr als dreistündige Abschlussfeier sahen im Durchschnitt 7,778 Millionen Menschen im ZDF. Das ergab nach Angaben der AGF Videoforschung einen Marktanteil von 40,5 Prozent. Es war die mit Abstand erfolgreichste TV-Sendung des Tages.
Der Ärger
In den ersten Olympia-Tagen gab es einige Male Kritik an der Bildführung - von Zuschauern, aber auch von TV-Reportern live auf Sendung. Grund war das Signal, das für das Internationale Olympische Komitee (IOC) vom Hostbroadcaster OBS produziert wurde. ARD-Reporter Bernd Schmelzer, der das erste Spiel der deutschen Fußballerinnen gegen die USA im Livestream kommentiert hatte, bezeichnete die Bild-Regie auf der Plattform X als «abenteuerlich».
Auch die Verantwortlichen der deutschen Sender ärgerten sich und monierten die Fehler bei OBS. «Sie haben die Kritik angenommen und sich korrigiert», berichtete der ARD-Sportchef. Balkausky wies zudem auf international unterschiedliche Konzepte für die Sport-Berichterstattung hin und lobte: «Insgesamt gab es wahnsinnig viele tolle Bilder.» Geärgert hat ihn jedoch die Entscheidung der Veranstalter, beim Triathlon und beim Freiwasserschwimmen an der schmutzigen Seine als Austragungsort festzuhalten: «Da hätten sie sich für die Athleten und gegen die Bilder entscheiden müssen.»
Die Pannen
Auch bei den beiden öffentlich-rechtlichen Sendern gab es Fehler, die besonders gerne auf Internetplattformen heftig kritisiert wurden. Ein Beispiel: «Was tatsächlich nicht gut lief», sagte der ZDF-Sportchef, «war der Fehler bei der 3x3-Basketball-Übertragung mit dem Wegschalten kurz vor Ende des Halbfinalspiels. Dafür haben wir uns umgehend entschuldigt.»
Angesichts des Umfangs von 243 Stunden im Fernsehen und rund 1500 Stunden im Internet war die Kritik aus Sicht von ARD und ZDF allerdings überschaubar. «Bei einem derartigen Sendevolumen ist es leider nicht ausgeschlossen, dass ein Fehler unterlaufen kann», sagte Polus. «Wenn man bei diesen Abwägungen 99 Mal die richtige Entscheidung fällt, bleibt dennoch der eine Fehler viel stärker in Erinnerung.»