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Frank Castorf: «Die AfD ist die Rache des Ostens»

Er mag Thesen - auf der Bühne und in Interviews. Frank Castorf «schämt sich ein bisschen» für die Erfolge der AfD, kann aber auch manche mutmaßlich dazu führende Gedankengänge nachvollziehen.
Theaterregisseur Frank Castorf
Mag steile Thesen: Theaterregisseur Frank Castorf. (Archivbild) © Jšörg Carstensen/dpa

Der Theaterregisseur Frank Castorf (73) glaubt die Motive von Wählerinnen und Wählern der Alternative für Deutschland (AfD) zu kennen. «Ich denke, sie sind angetrieben von einem ganz einfachen Gedanken. Die AfD ist die Rache des Ostens», sagt der 73-Jährige in einem Interview der «Berliner Zeitung» (bereits online, Print 10.8.). Dass die AfD auch außerhalb Ostdeutschlands recht gute Ergebnisse einfährt, ignoriert Castorf an der Stelle.

«Es ist ja auch ein Skandal: Wer leitet die Redaktionen, Theater, Museen, Hochschulen, wer sitzt den Gerichten vor?», fragt Castorf in dem Interview weiter. «Christoph Hein hat zutreffend beschrieben, wie die Westprofessoren, die zu Hause keine Posten abbekommen haben, aus der zweiten Reihe in die offene Wunde Ostdeutschlands stießen.» Rache löse «den pawlowschen Reflex auf der anderen Seite aus». 

Er finde das nicht gut, so der 1951 in Berlin (Ost) geborene Castorf: «Man schämt sich ein bisschen, dass so gewählt wird, aber man kann es ihnen doch nicht verbieten. Der Zustand gefällt mir nicht, aber ich kann nichts dazu sagen, weil ich keine richtige Lösung sehe.» Er habe «etwas Hoffnung, wenn ich nach Frankreich und die Front Populaire blicke, dass linke Kräfte wieder erstarken können».

Der frühere Intendant der Volksbühne Berlin (1992 bis 2017) äußert sich in dem Gespräch auch über die Demos gegen rechts, die Anfang des Jahres stattfanden und an denen auch führende Politiker der Ampel-Koalition wie Bundeskanzler Olaf Scholz oder Außenministerin Annalena Baerbock teilnahmen. 

«Die vielen, die gegen rechts, oder was sie dafür halten, auf die Straße gehen, erinnern mich mehr an die Demonstrationen zum Tag der Republik und zum 1. Mai in der DDR», sagt Castorf, «wo alle Erich Honecker, der tatsächlich bei den Nazis im Zuchthaus in Brandenburg gesessen hat, mit ihren roten Fahnen zugewinkt haben und dann schnell abgebogen sind, um einen schönen freien Tag zu haben. Nach dem Motto: Ich mach, was ihr wollt, aber ansonsten leckt mich am Arsch.»

Das nächste Theaterprojekt von Castorf ist eine Inszenierung nach dem Fallada-Roman «Kleiner Mann, was nun?» im Berliner Ensemble (Premiere am 14. September).

© dpa
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