Die Liste seiner Hits ist schier unendlich. Im nächsten Jahr wird Lionel Richie Songklassiker wie «Hello», «Dancing On The Ceiling» oder «Easy» von seiner ehemaligen Band The Commodores wieder auf deutschen Bühnen zum Besten geben.
Die «Say Hello To The Hits»-Tour führt den US-Superstar im kommenden Jahr durch fünf deutsche Städte. Auftakt ist am 31. Mai in Belfast. «Wir kommen wieder», sagt Richie hörbar erfreut im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London.
Der Sänger ist aus seinem Studio in Los Angeles zugeschaltet und macht seinen 80er-Jahre-Hits «All Night Long» und «Running With The Night» alle Ehre - denn es ist 2.00 Uhr nachts bei ihm. «Jetzt ist genau die Zeit, in der ich richtig aufblühe», erklärt der Nachtmensch.
«Wenn du den eher müden Lionel Richie erleben willst, dann erwisch mich mal so um 10.00 Uhr morgens, okay? 9.00 Uhr, 8.00 Uhr – da läuft bei mir gar nichts. Aber jetzt bin ich hellwach. Das ist meine beste Zeit.»
Erste Europa-Tournee seit 2018
Wenn Richie 2025 wieder in Europa auf der Bühne steht, ist es zwei Jahre her, dass er zuletzt hier war. Ein paar Festivals und Open-Air-Auftritte gab er, seine letzte echte Europa-Tournee fand allerdings 2018 statt.
«Ich kann kaum glauben, dass wir so lange weg waren», sagt er. «Bei Festivals siehst du einfach nur ein Meer von Menschen und spürst nicht wirklich, wie die Leute drauf sind. Deshalb wird das jetzt etwas ganz Besonderes, weil die Hallenkonzerte für mich nah und persönlich sind.»
Wenn Richie über die Konzerte spricht und sagt, dass er sich auf jede Stadt «von Oberhausen bis Berlin» freut, dann glaubt man es ihm. Seine Euphorie ist nicht gekünstelt, sondern authentisch. Mit 75 Jahren lebt er immer noch für die Bühne. «Auf der Bühne bin ich zu Hause.» Überzeugen kann man sich davon unter anderem auf Richies Live-Album «Hello from Las Vegas».
Keine Sprachbarriere bei Konzerten
Bei aller Begeisterung Richies für Deutschland - mit dem Deutsch hapert es bei ihm nach eigener Aussage. «Es ist erstaunlich, dass mein Deutsch im Laufe der Jahre schlechter geworden ist, obwohl ich die Städtenamen perfekt aussprechen kann», sagt er und lacht. «Man könnte meinen, ich hätte das mit dem Deutsch inzwischen drauf, aber das wird wohl nichts mehr.»
«Unglaublich» findet die Soul-Ikone, dass das deutsche Publikum seine englischen Texte nahezu komplett mitsingen kann. «Es gibt Orte, an denen ich manchmal für kurze Zeit unsicher bin, ob ich in Deutschland bin oder in Atlanta. Ist das hier Chicago?» Er lacht. «Denn das Publikum singt jedes Wort mit. Jedes einzelne Wort!»
Seit über 50 Jahren im Musikgeschäft
50 Jahre ist es jetzt her, dass «Machine Gun», das Debütalbum seiner ersten Band The Commodores, veröffentlicht wurde. Dass er heute immer noch im Geschäft ist, findet Lionel Richie nicht selbstverständlich. «Wenn du einen Hit landest, denkst du, das geht immer so weiter. Aber meistens ist das nicht der Fall», sagt er. «Wenn du Glück hast, hast du ein oder zwei Songs, die bleiben. Wenn du aber einen ganzen Katalog voller Hits hast, ist es das Unglaublichste überhaupt.»
Außerdem müsse man als Künstler mit dem Erfolg umgehen können. «Die meisten Künstler schaffen es einfach nicht, mit dem Ruhm klarzukommen, und als Erstes geht der Künstler selbst daran zugrunde und erlebt seinen Ruhm gar nicht mehr», sagt Richie, der als Juror bei «American Idol» die nächste Generation von Popstars berät.
«Aber ich bin in beiden Fällen gesegnet. Ich bin noch hier, und die Musik ist auch noch da. Und für mich ist es das Größte, wenn die Fans kommen. Das ist mein 'Halleluja'.»
Tournee für Richie wie Urlaub
Während andere Stars in seinem Alter über die Strapazen des Tourens klagen, empfindet es Richie genau andersrum. Solange er auftritt, braucht er keinen Urlaub. «Mein Urlaub ist, dass ich eine Show in Oberhausen buchen darf und ein Konzert in München», sagt er.
«Meine Familie fragt mich ständig: "Papa, wann machen wir mal Urlaub." Und meine Antwort ist: "Wir sind doch im Urlaub. Kommt einfach mit auf Tournee." Ich genieße das wirklich.»
Auf seinem Deutschland-«Urlaub» kommt Lionel Richie 2025 nach Köln (22. Juni, Lanxess-Arena), Oberhausen (24. Juni, Rudolf-Weber-Arena), Hamburg (29. Juni), Barclays-Arena), Berlin (3. Juli, Uber-Arena) und München (9. Juli, Olympiahalle).
Neue Musik eine Frage der Zeit
Weitere Projekte hat der 75-Jährige, der auch Parfüms entwickelt und Wohnaccessoires gestaltet, bereits in Planung. Im kommenden Jahr soll seine Autobiografie erscheinen. Über zehn Jahre nach seinem letzten Studioalbum gibt es auch Hoffnung auf ein neues Album.
«Das ist noch nicht vom Tisch», versichert der vielbeschäftigte Musiker. «Aber es geht alles etwas langsamer voran. Ich versuche gerade, einen Zeitpunkt zu finden, an dem ich mich wirklich darauf fokussieren und die Musik fertigstellen kann.»