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Wieder Diskussionen um Berlinale-Film «No Other Land»

Bei der Berlinale lösten die Filmemacher von «No Other Land» eine Debatte über Antisemitismus in der Kulturbranche mit aus. Nun gibt es neue Unruhen um das Werk.
«No Other Land»
Yuval Abraham und Basel Adra wurden nach der Vorstellung von «No Other Land» in die Akademie der Künste digital zugeschaltet. (Archivbild) © Monika Skolimowska/dpa

Einer der Regisseure des Dokumentarfilms «No Other Land» - der bei der Berlinale eine Debatte über Antisemitismus in der Kulturbranche mit auslöste - hat sich über eine inzwischen gelöschte Filmbeschreibung auf dem Hauptstadtportal Berlins entrüstet. Auf der Website stand zeitweise, der Film des palästinensisch-israelischen Teams weise «antisemitische Tendenzen» auf. 

Inzwischen wurde das gelöscht - und der Berliner Senat verweist darauf, dass die Filmbeschreibung wie allgemein die Kino-Texte auf der Internetseite «berlin.de» von einem externen Dienstleister stammten.

Filmemacher: Fühle mich nicht willkommen in Berlin

Zuvor waren die Filmemacher am Dienstagabend nach einer Vorstellung ihres Films in Berlin digital zugeschaltet worden. «Ich fühle mich nicht sicher und nicht willkommen in Berlin», sagte der israelische Regisseur Yuval Abraham. Er sei schockiert.

«Ich möchte rechtlich dagegen vorgehen, denn ich kann nicht darüber hinwegsehen und zulassen, dass diese hasserfüllten Kommentare und der Missbrauch dieses Wortes weitergeht», sagte er.

Die Anschuldigung der «antisemitischen Tendenzen» sei «schlichtweg falsch», schrieb der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, bei X. Der Film zeige eine harte Realität und stelle sich auf die Seite der Palästinenser, deren Häuser abgerissen werden. Über die politischen Aspekte könne man streiten. 

Das stand auf der Berliner Internetseite

Auf der Website «berlin.de» - ein Angebot des Landes Berlin - wurde «No Other Land» zeitweise so beschrieben: «Fertiggestellt wurde der Film, der antisemitische Tendenzen aufweist, 2023, nach dem Angriff der Hamas auf Israel, der in dieser Dokumentation keinen Niederschlag findet.» Mittlerweile wurde die Passage gekürzt und die Beschreibung «antisemitische Tendenzen» gestrichen: «Fertiggestellt wurde der Film 2023, nach dem Angriff der Hamas auf Israel.»

Tatsächlich endeten die Dreharbeiten zum Film im Oktober 2023 - der Terrorangriff wird am Ende des Films aber durch die Einblendung von Nachrichtenschnipseln erwähnt.

Der Kinobereich auf «berlin.de» werde von der BerlinOnline GmbH verantwortet, die ihre Infos zu neuen Filmen wiederum von einem externen Dienstleister beziehe, teilte die Senatskanzlei der Deutschen Presse-Agentur mit. «Durch eine technische Integration werden diese Inhalte automatisiert auf "berlin.de" veröffentlicht, wie im übrigen auch auf anderen Stadtportalen deutschlandweit.» Die BerlinOnline GmbH habe nach einem Hinweis auf die Beschreibung den Dienstleister um Korrektur gebeten, die am späten Dienstagabend erfolgt sei. 

Am Mittwochnachmittag wurde auf der Seite der Hinweis ergänzt: «In einer früheren Version des Textes hieß es, dass dieser Film «antisemitische Tendenzen aufweist». Diese Bewertung war falsch und unzulässig. Sie wurde deshalb entfernt. «Berlin.de» bittet diesen Fehler zu entschuldigen.»

Filmemacher: Großteil meiner Familie wurde im Holocaust ermordet

Er könne nicht zulassen, dass das Wort Antisemitismus weiterhin so missbraucht werde, hatte Abraham am Dienstag gesagt. Ein Großteil seiner Familie sei im Holocaust ermordet worden, das Wort Antisemitismus habe deswegen eine sehr persönliche Bedeutung für ihn. 

«No Other Land», der den Dokumentarfilmpreis bei der Berlinale gewonnen hatte, dreht sich um die Vertreibung von Palästinenserinnen und Palästinensern in den Dörfern von Masafer Jatta südlich von Hebron im Westjordanland. Der Film zeigt, wie der Palästinenser Basel Adra den schrittweisen Abriss der Dörfer seiner Heimatregion durch Soldaten im Auftrag der israelischen Regierung dokumentiert. 

Während der Berlinale-Gala hatten mehrere Filmemacher Kritik an Israel geäußert, die als einseitig und antisemitisch kritisiert wurde. Der Vorwurf traf auch Abraham, der bei der Verleihung von einer «Situation der Apartheid» zwischen Israelis und Palästinensern gesprochen hatte.

© dpa
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