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Möhrle übernimmt Suhrkamp komplett - Unselds Witwe hört auf

Der Suhrkamp-Verlag bekommt einen neuen Inhaber: Dirk Möhrle übernimmt in knapp einem Monat sämtliche Verlagsanteile. Siegfried Unselds Witwe Ulla Unseld-Berkéwicz zieht sich zurück.
Suhrkamp-Verlag - Suhrkamp Villa
Klingelschild mit Verlagsname © Michael Kappeler/dpa

Der Unternehmer Dirk Möhrle übernimmt ab November sämtliche Verlagsanteile des legendären Suhrkamp-Verlags. Er wird damit alleiniger Inhaber des Verlags, der mit seinem intellektuell und künstlerisch anspruchsvollen Programm jahrzehntelang das geistige Leben der Bundesrepublik geprägt hat. Der Unternehmer Möhrle hält seit 2015 bereits 39 Prozent des Traditionsverlags. Es ehre ihn, dass unter den Aktionären Konsens herrsche, ihm «diese gewichtige Aufgabe zu überantworten», betonte Möhrle.

«Die Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung, unter dem Vorsitz von Ulla Unseld-Berkéwicz, und die Familie Ströher werden sich entsprechend zum 31.10.2024 als Aktionäre der Suhrkamp Verlag AG zurückziehen», teilte der in Berlin sitzende Verlag mit. Zuvor hatte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» darüber berichtet. 

Suhrkamp als «Maßstab für literarische Qualität in Deutschland»

Unseld-Berkéwicz (75) ließ sich mit den Worten zitieren, dass es Zeit sei, «die Verantwortung, die Siegfried Unseld mir "abverlangt" hat, wie es bei Bertolt Brecht heißt, abzugeben». «Meine Tätigkeit und jene der Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung hat mit dem 100. Geburtstag Siegfried Unselds ihr Ende gefunden.» Man wünsche dem Verlag, den Autoren und Mitarbeitern alles erdenklich Gute und Herrn Möhrle eine glückliche Hand.

Möhrle ließ sich zitieren mit den Worten: «Diesen bedeutenden, weltweit hoch angesehenen Verlag zu bewahren und ihn in eine gute Zukunft zu begleiten, bedeutet eine große Verantwortung. Ich möchte sie mit Freude und Zuversicht annehmen.» Suhrkamp sei «zum Maßstab für literarische Qualität in Deutschland» geworden und habe «die jüdische Geistestradition gepflegt», habe sie fortgesetzt und erneuert. 

Der Suhrkamp-Verlag, 1950 von Peter Suhrkamp (1891-1959) gegründet, hat mit seinen regenbogenfarbigen Bänden und vielen anderen Büchern jahrzehntelang das gesellschaftliche Klima in Deutschland geprägt. Der Verlag war lange in Frankfurt am Main beheimatet, bevor er 2010 nach Berlin zog. 

Brecht, Hesse und Bachmann fanden beim Verlag ihre geistige Heimat

Von 1959 bis zu seinem Tod 2002 war der 1924 geborene Siegfried Unseld alleiniger Verleger des Suhrkamp-Verlags. «Der Suhrkamp-Verlag verlegt keine Bücher, sondern Autoren», ist einer der markanten Grundsätze, die auf Unseld zurückgehen. Er griff dabei auf Hesses «Siddhartha» zurück: «Du sollst keiner Lehre folgen, sondern deiner selbst!»

Große Autoren und Autorinnen wie Hermann Hesse, Bertolt Brecht, Martin Walser, Ingeborg Bachmann und Christa Wolf fanden bei dem Verlag ihre geistige Heimat, auch Peter Handke, Peter Sloterdijk, Jürgen Habermas, Judith Butler, Annie Ernaux und Uwe Tellkamp gehören zum Programm.

Nach Siegfried Unselds Tod übernahm seine Witwe

Als Unseld vor 22 Jahren starb, wurde seine Witwe Ulla Unseld-Berkéwicz der Kopf des Hauses. Wenig später lieferte Suhrkamp aber nicht nur ein viel beachtetes Buch-Programm, sondern auch den spektakulärsten Verlagsstreit der deutschen Nachkriegsgeschichte. 

Gegen den erklärten Willen von Unseld-Berkéwicz übernahm der Hamburger Medienunternehmer Hans Barlach, Enkel des expressionistischen Bildhauers Ernst Barlach, im Jahr 2006 Anteile. Neun Jahre lang überzogen sich die beteiligten Parteien mit einer schier unüberschaubaren Zahl juristischer Verfahren. 

Zu den Ergebnissen zählten der Umzug nach Berlin, die Umwandlung in eine AG und die damit verbundene Entmachtung Barlachs, der 2015 im Alter von 59 Jahren an einer Lungenzündung starb. Danach kehrte Ruhe im Hause ein, auch mit dem Einstieg des Unternehmers Möhrle.

 

 

 

© dpa
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