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«Ideen für zwölf weitere Bücher»: Dan Brown wird 60

Mit Thrillern wie «Sakrileg» ist Dan Brown weltberühmt geworden - auch wenn viele Kritiker sich nicht begeistert zeigten. Jetzt wird der Bestseller-Autor 60 Jahre alt - und schreibt fleißig weiter.
Dan Brown
Bestseller-Autor Dan Brown wird 60. © Emmi Korhonen/Lehtikuva/dpa

Der Tag von Dan Brown startet früh. «Ich versuche aus dem Schlaf und aus dem Traum so schnell wie möglich an meinen Schreibtisch zu kommen», sagte der Bestsellerautor, der am Samstag (22.6.) 60 Jahre alt wird, einmal in einem Interview. «Das Großartige am Schreiben um 4 Uhr morgens ist, dass niemand anderes E-Mails schreibt. Ich renne in die Küche, hole mir einen Spinat-Smoothie und ein bisschen Kaffee und gehe direkt in mein Büro, wo ich zwischen sechs und neun Stunden arbeite, je nachdem, wieviel Energie ich habe.»

So hätten auch Schreibblockaden keine Chance, sagt Brown. «Die Lösung für Schreibblockaden ist das Schreiben. Schreibe etwas Schlechtes, das niemand jemals sehen wird. Aber der Prozess wird dir den Weg zurück zum Guten zeigen. Für jede Seite, die ich behalte, schmeiße ich etwa zehn Seiten weg.»

Mit dieser Disziplin hat es Brown zu einem der erfolgreichsten Autoren seiner Generation geschafft. Erfolgs-Thriller wie «Sakrileg», «Das verlorene Symbol» und «Inferno», die sich weltweit mehr als 250 Millionen mal verkauft haben und in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden, sowie Verfilmungen haben den US-Schriftsteller zum Multimillionär gemacht. «Jedes Mal, wenn ich in einem Flugzeug sitze, lesen mindestens vier oder fünf Leute meine Bücher. Ein paar Mal saß ich schon neben so jemandem und habe dann einfach gefragt 'Kann das Buch was?' Das macht immer Spaß.»

Ideen groß umsetzen

An den Erfolg habe er sich aber auch erstmal gewöhnen müssen, sagt Brown. «Ich hatte definitiv ein paar Wochen, wo mir das sehr bewusst war. Da habe ich einen Satz getippt und dann gedacht: 'Moment, wie viele Millionen Menschen werden das lesen?'» Aber dann habe er sich wieder auf sein Erfolgsrezept konzentriert, alles nicht zu sehr zu verkomplizieren. «Jede einzelne Idee ist schon immer und immer wieder umgesetzt worden. Man braucht keine große Idee. Es kommt darauf an, sie groß umzusetzen.»

Millionen Fans sind den Brown-Büchern treu - Kritiker werfen dem Autor jedoch Oberflächlichkeit, einen Hang zu Verschwörungstheorien und zu wenig Originalität in Sprache und Konzept vor. «Natürlich sollen wir alle vorgeben, dass wir die Besprechungen nicht lesen oder dass es uns egal ist», sagt Brown. «Die Realität ist, dass man will, dass jeder das liebt, was man macht.» Aber auch an die schlechten Kritiken habe er sich inzwischen gewöhnt und gelernt, sie weitgehend auszublenden.

Geboren wurde Daniel «Dan» Brown 1964 in Exeter im US-Bundesstaat New Hampshire. «Meine Mutter war die Chorleiterin und Organistin unserer Kirche. Ich war im Chor, ich bin konfirmiert worden und in die Bibel-Schule gegangen», erzählte Brown einmal dem Radiosender WNPR. «Mein Vater ist Mathematiker und Schulbuchautor und so bin ich irgendwie in sich widersprechenden Welten von Wissenschaft und Religion aufgewachsen.»

Als Kind «wie verrückt gelesen»

Einen Fernseher gab es im Haus nicht. «Also habe ich wie verrückt gelesen.» Besonders fasziniert habe ihn als Kind unter anderem das Buch «Die Zeitfalte» von Madeleine L'Engle. «Als ich halb durch war, hat meine Mutter mir gesagt, es sei jetzt Zeit fürs Bett. Ich erinnere mich, dass ich dann nicht schlafen konnte, weil ich so besorgt um die Sicherheit der Figuren war. Am nächsten Tag, als ich das Buch ausgelesen habe, habe ich vor Freude geweint, weil alles gut ausgegangen ist.» Damals sei ihm erstmals die «Magie des Geschichtenerzählens» und die «Macht des gedruckten Wortes» bewusstgeworden.

Nach dem College versucht sich Brown zunächst als Sänger, Songschreiber und Schauspieler in Hollywood, allerdings mit mäßigem Erfolg. Mit seiner späteren Frau Blythe Newlon zieht er Anfang der 90er Jahre zurück nach New Hampshire. Brown wird Lehrer für Englisch und Spanisch, bis er irgendwann auf die Idee kommt, Thriller zu schreiben. Die ersten bleiben allerdings erfolglos.

Leonardo da Vinci bringt den Durchbruch

Dann vertieft er sich in die Werke des italienischen Universalgelehrten Leonardo da Vinci und die angeblichen Codes darin. «Ich habe eine Kunsthistorikerin geheiratet, die da Vinci-Fanatikerin ist. Und von da aus gab es kein Zurück, zum Schluss habe ich das jahrelang studiert.» Aus den Studien wird 2003 der Thriller «The Da Vinci Code» (Deutsch: «Sakrileg»), der Brown zum Durchbruch katapultiert. Monatelang hält sich die Geschichte um den Symbol-Forscher Robert Langdon in den Bestsellerlisten der Welt und wird später mit Tom Hanks verfilmt.

Auch Browns Vorgängerwerk «Illuminati», ebenfalls mit Robert Langdon als Protagonist, wird von der Erfolgswelle mitgezogen und verfilmt. Langdons nächste Abenteuer - erzählt in «Das verlorene Symbol» und «Inferno» - verkaufen sich auch blendend. «Ich bin einfach geboren, um Thriller zu schreiben», sagte Brown einmal zu «Entertainment Weekly». «Ich habe nur eine Weile gebraucht, das herauszufinden.»

Die vergangenen Jahre verliefen allerdings nicht ganz so gradlinig für Brown. Sieben Jahre ist die Veröffentlichung seines letzten Werks «Origin» schon her. 2020 veröffentlichte er mit «Eine wilde Symphonie» erstmals ein Kinderbuch, in dem eine Maus mit ihren Tierfreunden ein Konzert organisiert. Parallel trennte er sich von seiner Frau. Der Streit zwischen den beiden landete sogar vor Gericht, wo sie ihm ein «Doppelleben» mit Affären und Betrug um Geld vorwarf. Brown hat die Vorwürfe immer zurückgewiesen, das Ex-Paar einigte sich schließlich außergerichtlich.

Online hat Brown schon durchblicken lassen, dass er am nächsten Langdon-Abenteuer arbeitet, Details gibt es bislang aber noch keine. «Es gibt keinen Mangel an Geheimnissen und Abenteuern für Robert Langdon. Ich habe Ideen für mindestens zwölf weitere Bücher», sagte der Autor einmal in einem Interview. «In meinem Leben werde ich gar nicht genug Zeit haben, die alle zu schreiben.»

Eine Sache habe ihn aber doch überrascht. «Ich war mal auf der Frankfurter Buchmesse und da hat mich jemand gefragt, ob ich darüber nachdenke, über Donald Trump zu schreiben. Ich habe gesagt: 'Wenn ich den Trump-Code schreiben würde, würde das niemand glauben.' Die Realität hat die Fiktion überholt.»

© dpa ⁄ Christina Horsten, dpa
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