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Khelif und Lin holen trotz Geschlechter-Debatte Medaillen

Die Sportwelt schaut auf die Boxerinnen Imane Khelif und Lin Yu-Ting, um die eine Startrecht-Debatte entbrannt ist. Beide haben eine Medaille sicher, ein Kritiker spricht von einem «Jahrmarkt».
Paris 2024 - Boxen
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Die im Zentrum einer aufgeheizten Geschlechter-Debatte stehenden Boxerinnen haben sich Olympia-Medaillen gesichert. Einen Tag nach der Algerierin Imane Khelif zog auch Lin Yu-Ting aus Taiwan ins Halbfinale des Turniers ein. Beide Athletinnen, deren Kämpfe von einer hochemotional geführten Kontroverse wegen ihres Startrechts bei den Sommerspielen von Paris begleitet werden, haben damit mindestens Bronze sicher. 

Lin (28) besiegte in ihrem Viertelfinale in der Gewichtsklasse bis 57 kg die Bulgarin Swetlana Stanewa einstimmig nach Punkten. Stanewas Trainer Borislaw Georgiew zeigte sich hinterher «empört über den Jahrmarkt, der hier veranstaltet wird». Seiner Meinung nach sei es «vorbestimmt», dass Lin und Khelif Olympiasiegerinnen werden sollen. In der Interview-Zone hielt er laut bulgarischen Medien ein Blatt Papier in den Händen mit der Aufschrift: «Ich bin XX! Rettet den Frauensport!» Frauen haben typischerweise zwei X-Chromosomen (XX), Männer in den meisten Fällen ein X- und ein Y-Chromosom (XY).

Plötzlich weltweites Interesse am Frauen-Boxen

Noch emotionalere Szenen hatten sich nach Khelifs Halbfinaleinzug am Samstag in der Boxhalle abgespielt. Beim einstimmigen Punktsieg gegen die Ungarin Anna Luca Hamori war die Weltergewichtlerin von zahlreichen algerischen Fans in der Halle bejubelt worden. Nach der Urteilsverkündung hatte die 25-Jährige ihre Hand mit voller Wucht auf den Ringboden geschlagen, salutiert und war in Tränen ausgebrochen. 

«Dies ist eine Frage der Würde und Ehre für jede Frau», sagte Khelif bei beIN Sports. Ihr sei Unrecht getan worden, «aber ich habe Gott. Allah Akbar.» Danach wurde sie in einer algerischen Landesflagge eingehüllt von Betreuern in die Kabine gebracht. Hunderte Medienvertreter warteten vergeblich auf Aussagen der Athletin.

Nach Khelifs Auftaktsieg nach nur 46 Sekunden durch technischen K.o. gegen die Italienerin Angela Carini war das Startrecht für die Algerierin und für Lin von einigen Seiten - darunter auch rechtskonservative Politiker wie Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump - infrage gestellt worden. Beide Boxerinnen waren nach bislang nicht näher erklärten Tests vom Verband IBA, der vom Internationalen Olympischen Komitee nicht mehr anerkannt wird, ausgeschlossen worden. Beide hätten laut IBA die erforderlichen Teilnahmekriterien nicht erfüllt und «im Vergleich zu anderen weiblichen Teilnehmern Wettbewerbsvorteile» gehabt.

Das IOC nannte es eine «willkürliche Entscheidung ohne ordnungsgemäßes Verfahren» und ließ Lin und Khelif in Paris teilnehmen. «Es gab nie Zweifel, dass sie Frauen sind», bekräftigte IOC-Präsident Thomas Bach erneut. Das IOC warnte vor einem «Kulturkrieg», der auf dem Rücken der Athletinnen ausgetragen werde.

Hass und Unterstützung

Lin und Khelif wurden im Internet angefeindet, Lin meidet nach eigener Aussage die sozialen Medien. Sie erhielten aber auch Rückendeckung. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch und ILGA World unterstützten die beiden Athletinnen. Algeriens Präsident Abdelmadjid Tebboune gratulierte Khelif bei der Online-Plattform X: «Sie haben Algerien, die algerischen Frauen und das algerische Boxen geehrt. Wir werden an ihrer Seite stehen, egal, wie ihre Ergebnisse ausfallen.»

 

Auch Khelifs Mutter Irene reagierte mit Stolz darauf, dass ihre Tochter dem enormen Druck standgehalten habe. «Sie ist mutig, trotz rassistischer und sexistischer Angriffe, die sie brechen sollen», sagte sie laut Nachrichtenagentur AP im algerischen Fernsehen.

© dpa
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