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Bronze sicher, Gold möglich: Tiafack boxt sich zur Medaille

Nelvie Tiafack sichert dem deutschen Boxteam die erhoffte Medaille. Welche Farbe sie hat, entscheidet sich noch. Der Superschwergewichtler hat noch viel vor. Seine Vorbilder sind Mama und «Iron Mike».
Paris 2024 - Boxen
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Nelvie Tiafack verbeugte sich schon vor der Urteilsverkündung siegessicher vor dem Publikum. Nachdem die Medaille für den Superschwergewichtler beim olympischen Boxturnier bestätigt wurde, ließ das Kölner Kraftpaket für die Kameras seine Muskeln spielen. Dem 25-Jährigen ist Bronze nach seinem einstimmigen Punktsieg im Viertelfinale gegen den Italiener Diego Lenzi nicht mehr zu nehmen.

Im Halbfinale am kommenden Mittwoch kämpft Tiafack in der Gewichtsklasse über 92 kg gegen Tokio-Olympiasieger Bachodir Jalolow aus Usbekistan um den Finaleinzug und die Chance auf Gold. Die Verlierer der beiden Halbfinals bekommen jeweils Bronze.

Auf den Spuren von Lennox Lewis und Wladimir Klitschko

«Ich fühle mich hervorragend. Es war mein Ziel, bei Olympia eine Medaille zu holen. Das ist ein Traum, der für mich wahr wird», sagte Tiafack. Er kann nun in die Fußstapfen von Box-Superstars wie Lennox Lewis, Wladimir Klitschko und Anthony Joshua treten, die in der prestigeträchtigen Gewichtsklasse alle Olympiasieger wurden. «Ich traue mir einiges zu. Ich setzte meine Ziele relativ hoch», sagte er: «Wer mich kennt, der weiß: Wenn ich in den Ring steige, dann will ich gewinnen. Das werde ich auch immer zeigen.»

Für den Deutschen Boxsport-Verband ist es die erste Olympia-Medaille überhaupt im Superschwergewicht und das erste Edelmetall seit 2016, als Artem Harutyunyan im Halbweltergewicht in Rio de Janeiro Bronze gewann. Tiafack ist der letzte verbliebene deutsche Boxer bei den Spielen von Paris. Die Chemnitzerin Maxi Klötzer und der Münchner Magomed Schachidov waren in der ersten Runde ausgeschieden.

Für Tiafack bedeutete der schon jetzt größte Erfolg seiner Karriere auch die Belohnung für den Kampf mit vielen Rückschlägen. Den 1,89 Meter großen Athleten, der je nach Vorbereitungsphase 110 bis 120 Kilogramm Körpergewicht auf die Waage bringt, hatten Verletzungen und Formschwankungen immer wieder zurückgeworfen. 

In Paris läuft es prächtig - der Europameister von 2022 hatte es schon vor der Abreise gespürt: «Ich gehe in jedes Turnier mit der Erwartung, zu den Besten zu gehören.»

Vorbilder: Mutter und Mike Tyson

Olympia in Tokio hatte er überraschend verpasst, obwohl er beim Qualifikationsturnier an Nummer eins gesetzt war. Tiafack nahm einen erneuten Anlauf auf olympische Ehren - und wird dafür nun belohnt. Dabei nahm er sich seine Mama, die mit ihrem Sohn im Publikum mitfieberte, und sein großes sportliches Idol Mike Tyson zum Vorbild, denn: «So ein Kämpferherz haben nicht viele.» 

Der gebürtige Kameruner hat auch früh gelernt, sich durchzukämpfen. Mit seiner Mutter ist er alleine nach Deutschland gekommen, «da hatte ich gar keine andere Möglichkeit, als stark zu sein». Er probierte Fußball und Basketball aus, doch erst beim Boxen konnte er seine Emotionen in die richtigen Bahnen lenken. Sein Talent war früh erkennbar, schon mit 19 Jahren kürte er sich zum deutschen Meister in der Elite-Klasse.

Nach Olympia Wechsel zu den Profis?

Der deutsche Schwergewichtsprofi Agit Kabayel hatte schon vor dem gewonnenen Viertelfinale an einen Olympiasieg von Tiafack in Paris geglaubt. «Auf jeden Fall traue ich ihm Gold zu», sagte der 31-Jährige der Mediengruppe «Münchner Merkur/tz»: «Er bringt eine extrem hohe Dynamik mit. Das ist sehr interessant für die Zuschauer.»

Und das macht ihn interessant für das Profigeschäft. Tiafack würde nach Olympia gern mit dem Boxen sein Geld verdienen, die nun sichere Olympia-Medaille dürfte ihm den Wechsel erleichtern. So wie zuvor auch Harutyunyan, der Anfang Juli einen WM-Kampf des WBC-Verbandes im Leichtgewicht gegen den US-Amerikaner Shakur Stevenson verlor.

Kabayel glaubt, dass sich Tiafack auch bei den Profis «gut präsentieren» werde. Der Bochumer unterstrich: «Olympia ist die perfekte Bühne für den Übergang in den Profibereich.»

© dpa ⁄ Jörg Soldwisch, dpa
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