Atlético-Trainer Diego Simeone stürmte jubelnd mit geballter Faust Richtung Katakomben, Marco Rose musste noch auf dem Rasen in Madrid bei seinen bitter enttäuschten Profis Aufbauarbeit leisten. Nach dem Kopfball-Siegtreffer von José María Giménez in der 90. Minute stand RB Leipzig beim Start in die Champions League plötzlich doch mit leeren Händen da.
Lange Zeit glaubte der sächsische Bundesligist an einen Punktgewinn bei Atlético Madrid. Doch am Ende war das 1:2 (1:1) die erste Niederlage der Leipziger nach 16 ungeschlagen Pflichtspielen. Benjamin Sesko hatte RB im Estadio Metropolitano früh in Führung (4. Minute) gebracht. Den mehr als verdienten Ausgleich hatte Antoine Griezmann (28.), ehe Giménez das Stadion ausflippen ließ.
Baumgartner: «Das sind eben richtige Männer»
«Wir sind sehr enttäuscht, weil war mehr drin gewesen wäre, mindestens ein Punkt hier in Madrid. Vielleicht war Atlético das eine Tor besser heute», sagte Christoph Baumgartner beim Streamingdienst Dazn und fügte angesichts der schwächeren Phase nach dem Führungstreffer an: «Wir haben die Überzeugung verloren im Ballbesitz, es waren durchaus Räume da, die wir hätten bespielen können.» So war es teilweise auch in der zweiten Hälfte. «Da haben wir die Bälle zu leicht hergeschenkt. Das sind eben richtige Männer, die wissen, wie sie nacharbeiten.»
Kampl muss passen
Eine erste schlechte Nachricht verkündete RB kurz vor dem Anpfiff: Mittelfeldspieler Kevin Kampl konnte aufgrund von Muskelproblemen nicht mitwirken. Für ihn startete zum ersten Mal seit seinem Wechsel die Madrider Leihgabe Arthur Vermeeren. Zudem mussten die Leipziger zunächst ohne einen Teil ihrer rund 700 mitgereisten Anhänger auskommen. Ein Starkregen kurz vor Anpfiff sorgte für einen zwischenzeitlichen Ausfall der Metro-Linie in Richtung Stadion.
Doch unbeeindruckt von diesen negativen Begleiterscheinungen legten die Sachsen furios los. Nachdem Sesko beim torlosen 0:0 gegen den 1. FC Union Berlin in der Liga noch große Probleme gehabt hatte, zeigte er bei der Rückkehr ins Sturmzentrum direkt seine Qualitäten. In der vierten Minute erzielte der Slowene per Kopf seinen vierten Treffer in der Königsklasse und fügte den Hausherren das erste Gegentor vor heimischer Kulisse in dieser Saison zu.
Mit vereinten Kräften
Die ohnehin schon frenetischen Atlético-Anhänger legten sich noch einmal mehr ins Zeug und unterstützten ihre Mannschaft noch lautstärker. RB-Abwehrchef Willi Orban, der nach einer Sperre in der Liga in die Startelf zurückkehrte, hatte tags zuvor erklärt, dass die «hitzige Atmosphäre» ihn und seine Mitspieler antreiben werde. Doch dies galt nur für die Anfangsphase. Denn die ersten wütenden Gegenangriffe vereitelten die Leipziger Abwehrspieler noch mit Mühe.
Besonders nach einem Patzer von Torhüter Peter Gulacsi mussten Orban und Co. alles investieren, um die Gefahr zu bannen (16.). Nur acht Minuten später verhinderte Castello Lukeba per Grätsche nach einem Fehler im Aufbauspiel das Gegentor und direkt im Anschluss landete ein nach einer Ecke verlängerter Kopfball von Ángel Correa am Innenpfosten. Gulacsi konnte ihn noch von der Linie angeln. Leipzig schaffte es kaum noch, für Entlastung zu sorgen. Griezmanns Ausgleich war daher nur eine Frage der Zeit. Auch nach dem Treffer hatten die Gastgeber mehr vom Spiel, ließen jedoch zu viele Chancen liegen.
400. Spiel für Poulsen
Mit Halbzeit zwei reagierte Rose früh, brachte unter anderem Baumgartner für den eher wirkungslosen Startelf-Debütanten Antonia Nusa. Die größte RB-Chance nach dem Wechsel leitete aber der ebenfalls eingewechselte Yussuf Poulsen ein. In seinem 400. Pflichtspiel für die Leipziger legte der Däne im Strafraum für Xavi Simons auf, doch der Niederländer drosch den Ball unglücklich übers Tor (72.). Poulsen selbst verpasste mit einem Kopfball vier Minuten später nur knapp die RB-Führung. Angetrieben von Simeone erhöhte Madrid gegen Ende noch mal das Tempo: Griezmann (81.) traf aus spitzem Winkel nur das Außennetz, Giménez wenig später aber ins Tor.