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«In der Geschichte verewigt»: Werkself mit historischem Jahr

Es war eine Saison der Rekorde von Bayer Leverkusen. Und das soll noch nicht das Ende gewesen sein - der Meister will das Triple.
Xabi Alonso
28 Siege und sechs Unentschieden: Leverkusen-Trainer Xabi Alonso jubelt mit der Meisterschale. © Marius Becker/dpa

In der Leverkusener Partyhochburg BayArena feierten sie eine historische Saison. Eine ganze Spielzeit ohne Niederlage, das hat noch nicht mal der FC Bayern in seinen besten Zeiten geschafft. Und so war der erste Leverkusener Meistertitel auch für den früheren Welt- und Europameister Xabi Alonso etwas ganz Besonderes. 

«Diese Mannschaft hat sich in der Geschichte verewigt. So etwas ist nicht nur in Deutschland eine Ausnahme, sondern in Europa», sagte der Baske: «In Spanien gab es noch nie eine Mannschaft, die ungeschlagen geblieben ist. Wir erinnern uns an Arsenal vor 20 Jahren. Und in 20 Jahren werden wir zurückschauen und sagen: Wir haben es damals geschafft.» Team-Leader Granit Xhaka stellte die Frage, «ob das irgendwann noch mal wer schaffen wird? Mal schauen.» Zudem war es eine Saison der Rekorde.

Diese Rekorde hat Leverkusen in dieser Saison geknackt 

Neben der Unbesiegbarkeit hat Bayer einige nationale und kontinentale Rekorde gebrochen. So haben sie sich wie Stuttgart als erstes Team der Bundesliga-Historie um 40 Punkte gegenüber der Vorsaison verbessert. Mit nun 51 Pflichtspielen ohne Niederlage vom Saisonstart weg haben sie einen europäischen Rekord von Benfica Lissabon aus dem Jahr 1965 (49) verbessert. Hinzu kommen viele Rekorde auf Zwischenetappen und zahlreiche Vereinsbestmarken. Nie holte Leverkusen in einer Saison mehr Siege (28) und mehr Punkte (90), schoss mehr Tore (89), kassierte weniger Gegentreffer (24), schaffte mehr Siege in Folge (10) oder schaffte mehr Spiele ohne Gegentor (16). Außerdem war die Werkself das zweite Team in der Geschichte, das nach einer Führung keinen Punkt mehr abgab.

Meisterschaft aus eigener Stärke

Je länger die Meisterserie des FC Bayern dauerte, desto häufiger kam innerhalb der Bundesliga der Spruch: Wenn die Bayern schwächeln, muss einer da ist. Doch daran lag Leverkusens Meistercoup nicht. Die Bayern erlebten zwar ein chaotisches Jahr, aber sie holten sogar einen Punkt mehr als im vorigen Meisterjahr. Trotzdem haben sie 18 Zähler weniger als Bayer. «Man kann nicht sagen, dass es daran liegt, dass die Bayern eine schlechte Saison spielen», sagte Robert Andrich: «Auch Stuttgart hat punktetechnisch eine unfassbare Saison gespielt. Aber wir haben eine bessere gespielt.» Von einer «genialen Saison» sprach Xhaka: «Wir verdienen ganz großen Respekt. Wir hatten vom 1. bis zum 34. Spieltag den Hunger zu fighten, zu laufen und zu kämpfen.» So lobte auch Trainer Alonso: «Wir haben kein komplett schlechtes Spiel gemacht. Höchstens mal eine Halbzeit. Aber dann mit guter Reaktion.»

Deshalb gab Kapitän Lukas Hradecky die Schale in die Fankurve

Das sei ihm im Vorfeld «direkt klar» gewesen, sagte der Finne. Es sei ein Dankeschön gewesen dafür, wie die Anhänger den Club nicht nur in dieser Erfolgssaison unterstützt haben, sondern vor allem auch beim Absturz zu Beginn der vorletzten Spielzeit. «Ich weiß noch, was vor zwei Jahren war. Wie sie uns gepuscht und hinter uns gestanden haben. Ich vergesse sowas nicht», sagte Hradecky.  Als die Schale im Fan-Gewusel nicht mehr zu sehen war, «habe ich kurz Angst gehabt», gestand er lachend: «Aber sie haben sie alle mit Respekt behandelt. Sie sind besser damit umgegangen als ich mit dem Ball.»

Darum durften die Leverkusener nur gebremst feiern

Die Bundesliga-Saison ist zu Ende, aber für Leverkusen stehen in der Europa League am Mittwoch und im Pokal am Samstag noch zwei Endspiele an. Er wolle «erst Sauna machen, dann feiern gehen», sagte Hradecky rund anderthalb Stunden nach dem Abpfiff mit einem Bier in der Hand. Das Team traf sich danach auch zu einer kleinen Feier. «Aber jeder ist Profi genug, zu verstehen, dass man nicht bis sechs Uhr morgen machen kann», sagte der Kapitän. Jonas Hofmann erklärte: «Ich glaube und hoffe, dass jeder seine Grenze kennt.» Dessen war Xhaka sich sicher: «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass wir nicht ein, zwei, drei Getränke haben werden. Aber am Mittwoch wollen wir den nächsten Pokal holen.» Die große Saison-Abschlussfete mit den Fans steigt am Sonntag nach dem Pokalfinale.

Meisterschale als Motivation

Unabhängig vom Alkoholkonsum sollen die Emotionen nach der Schalen-Übergabe Bayer eher motivieren als durchatmen lassen. «Das waren Szenarien, die man immer nur im Fernsehen gesehen hat. Nun haben wir es mal selbst erlebt», sagte Andrich: «Und es gibt noch zwei Titel zu gewinnen. Darauf waren wir vorher schon sehr, sehr heiß. Aber jetzt nach dieser ganzen Zeremonie vielleicht noch etwas mehr.»

© dpa ⁄ Holger Schmidt, dpa
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