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Runden soll Klimpergeld überflüssig machen

Sie sammeln sich im Geldbeutel, doch viel kaufen kann man mit ihnen nicht: Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Einige Euroländer verzichten schon weitgehend darauf. Nun gibt es für Deutschland einen Vorschlag.
Euro-Cent-Münzen
Cent-Münzen
Deutsche Bundesbank in Frankfurt am Main
Ladenkasse

Es wäre ein entscheidender Schritt zur Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen in Deutschland: Bei Barzahlungen soll auf die nächsten fünf Eurocent auf- oder abgerundet werden. Das schlägt das von der Bundesbank initiierte «Nationale Bargeldforum» vor, in dem der Einzelhandel, Bankenverbände, Geldtransporteure und Verbraucherschützer vertreten sind.

«Das Bundesfinanzministerium wird gebeten, sich für eine gesetzliche Rundungsregelung in Deutschland einzusetzen und diese voranzutreiben», heißt es in einer von der Bundesbank veröffentlichten Mitteilung. «Die Rundungsregeln sollten in Europa möglichst einheitlich sein.» 

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Kommt eine solche Regelung für Deutschland, hieße das in der Praxis: Bei krummen Beträgen würde an der Ladenkasse gerundet. Beispielsweise würden statt 4,99 Euro dann 5 Euro fällig, dagegen müsste bei Beträgen von 1,02 Euro nur 1 Euro gezahlt werden. Ein- und Zwei-Cent-Münzen würden nicht mehr benötigt.

Kleinmünzen zu teuer

«Insgesamt sind die ökonomischen und ökologischen Kosten für Herstellung, Verpackung und Transport der Ein- und Zwei-Cent-Münzen im Verhältnis zu ihrem Nennwert hoch», begründet Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz den Vorstoß. «Wenn wir auf den Umlauf von Ein- und Zwei-Cent-Münzen verzichteten, würde Bargeld für die Nutzerinnen und Nutzer attraktiver. Außerdem wäre der Bargeldkreislauf nachhaltiger und effizienter.»

Das im Februar 2024 auf Initiative von Balz gegründete «Nationale Bargeldforum» hat sich zum Ziel gesetzt, Bargeld als allgemein verbreitetes Zahlungsmittel zu sichern und verfügbar zu halten. 

Verbraucherschützer: Akzeptanz von Bargeld steigern 

Bargeld ist und bleibe für viele Verbraucherinnen und Verbraucher das Zahlungsmittel Nummer Eins, sagt Dorothea Mohn, Finanzmarktexpertin beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Allerdings hätten viele Menschen nur ungern Kleinstmünzen im Geldbeutel: «An der Supermarktkasse den letzten Cent aus der Geldbörse zu suchen, macht vielen keine Freude.» 

Es sei daher gut, dass sich das «Nationale Bargeldforum» für Lösungen einsetze, «mit denen die Akzeptanz von Bargeld weiter gesteigert werden kann», sagt Mohn. «Der Verzicht auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen würde die Kosten senken und den Bargeldkreislauf insgesamt effizienter und nachhaltiger machen.»

Handelsverband: Noch viele Fragen zu klären

Der Handelsverband HDE setzt sich nach eigenen Angaben «nicht proaktiv für die Einführung einer Rundungsregel ein». Für den Einzelhandel sind krumme Beträge im Wettbewerb um die Kundschaft ein wichtiges Instrument zur Preisdifferenzierung. Der Handel stelle sich aber Initiativen anderer Akteure nicht entgegen, wenn von dort ein Impuls zur Rundung von Endbeträgen erfolge, teilte der HDE mit.

Allerdings weist HDE-Zahlungsdienstexperte Ulrich Binnebößel darauf hin, dass noch etliche Fragen zu klären wären: «Eine Rundung muss für alle Handelsunternehmen verpflichtend sein. Zudem sollten ausreichende Umsetzungsfristen für Wirtschaftsakteure und umfangreiche Kommunikationsmaßnahmen für Verbraucher vorgesehen werden.»

Geregelt werden müsse zudem der Umgang mit Kassendifferenzen sowie weitere steuerliche Detailfragen, das Vorgehen beim Kauf von preisgebundenen Artikeln sowie die Umstellung von Kassensystemen.

«Für den Einsatz einer Rundungsregel und somit für die Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen sprechen aus Sicht des HDE sowohl logistische als auch umweltpolitische Gründe», führt Binnebößel aus. «Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass im Handel ein Zusatzaufwand entsteht, solange mit Centmünzen gezahlt werde, diese aber nicht wieder ausgegeben werden.» 

In etlichen Ländern wird bereits gerundet

Einige Euroländer versuchen bereits, ohne die kleinsten Cent-Münzen auszukommen. In Finnland zum Beispiel werden Barzahlungen per Gesetz auf den nächstgelegenen Fünf-Cent-Betrag gerundet - also etwa von 14,97 Euro auf 14,95 Euro. 

Ein- und Zwei-Cent-Münzen werden dort zwar nicht in Umlauf gebracht, gelten aber weiterhin als gesetzliches Zahlungsmittel. Ein Geschäft in Finnland muss diese nur nicht akzeptieren, wenn es gesondert darauf hinweist. Ähnliche Regelungen gibt es in den Niederlanden, der Slowakei, Irland, Italien, Belgien und Estland.

Gänzlich abgeschafft sind die kleinen Münzen in diesen Ländern nicht. Dies könnte nur auf europäischer Ebene beschlossen werden. «Die Mitgliedstaaten können keine eigenen währungsrechtlichen Maßnahmen wie etwa die Einstellung der Prägung oder die Einschränkung des Umlaufs bestimmter Euro-Münzen in ihrem Hoheitsgebiet ergreifen», schrieb die EU-Kommission im November 2023.

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, stellte im Dezember 2023 zudem klar: Die Zuständigkeit für Maßnahmen, die etwa die Stückelung oder technischen Merkmale der Euromünzen betreffen, liege beim Rat der Europäischen Union auf Vorschlag der Europäischen Kommission und nach Anhörung des Europäischen Parlaments und der EZB.

Viele finden Ein- und Zwei-Cent-Münzen lästig

Umfragen zufolge sind Kleinmünzen nicht sehr beliebt: Im jüngsten Eurobarometer, das jährlich von der Europäischen Kommission in allen EU-Staaten in Auftrag gegeben, sprach sich die Mehrheit der Befragten dafür aus, Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen. 

Von den etwa 18.600 Befragten aus den Euroländern befürworteten 61 Prozent die Abschaffung der kleinen Münzen, bei Befragten aus Deutschland waren es 53 Prozent.

Ein weiteres Argument aus Sicht der Notenbanken: Die Kupfermünzen kehren selten zu den nationalen Zentralbanken des Euroraums zurück. Ein Großteil landet in Sparschweinen oder geht verloren - und verschwindet so ganz von allein weitgehend aus dem Bargeldkreislauf.

© dpa ⁄ Jörn Bender, dpa
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