Nach einem sehr guten Geschäftsjahr setzt der Buchverlag Bastei Lübbe verstärkt auf soziale Medien, um Leserinnen an sich zu binden. Die sogenannten Community-Verlagsmarken, in denen Bastei Lübbe auf Plattformen wie Facebook, Instagram und Book Talk präsent ist und Leserinnen eigene Rezensionen veröffentlichen können, würden ausgebaut, sagt Verlagschef Soheil Dastyari der Deutschen Presse-Agentur in Köln.
«Das Wachstum ist überproportional: Im vergangenen Geschäftsjahr haben diese Verlagsmarken schon 35 Prozent unseres Umsatzes ausgemacht und damit zwei Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor.» Für die Zukunft rechne er mit einem weiter anziehenden Geschäft.
Sehr positive Jahreszahlen
Der Verlag veröffentlichte Zahlen für sein Ende März ausgelaufenes Geschäftsjahr 2023/24, in dem er die eigenen Erwartungen übertreffen konnte: Der Umsatz stieg Firmenangaben zufolge im Geschäftsjahr 2023/24 um 10,3 Prozent auf 110,3 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) konnte auf 14 Millionen Euro fast verdoppelt werden. Zuvor hatte das Management einen Umsatz von bis zu 105 Millionen Euro und ein Ebit von bis zu 13,5 Millionen Euro prognostiziert. Das Unternehmen ist börsennotiert, der Aktienkurs vervierfachte sich in den vergangenen vier Jahren in etwa.
Der Weg der aktiven Communitys, der Ausbau des digitalen Geschäfts und der Fokus auf populäre Unterhaltung habe sich als «nachhaltig performant und ungebremst potenzialträchtig» erwiesen, sagt Verlagschef Dastyari. «Die aktuellen Zahlen sind ein starker Beleg für die hohe Leistungsfähigkeit unserer diversifizierten Geschäftsstrategie und unserer avisierten Wachstumsmöglichkeiten.» Bastei Lübbe hatte im vergangenen Geschäftsjahr konzernweit 323 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Junge Frauen im Blick
Die Community-Verlagsmarken, in deren Büchern es häufig um Herzschmerz geht, richten sich an unterschiedlichen Altersgruppen aus: One ist für 14- bis 20-Jährige, Lyx für 16- bis 26-Jährige und Pola, das im Herbst mit den ersten Buchtiteln starten soll, nimmt 25- bis 40-Jährige in den Blick. Alle drei «Imprints», wie eine Verlagsmarke auch genannt wird, richten sich schwerpunktmäßig an Frauen. «Das ist naheliegend, schließlich ist der Buchmarkt sehr weiblich geprägt», erklärt Dastyari. «Die meisten Bücher werden von Frauen gekauft.»
Bei diesen Marken sind Community-Treffen wichtig, ob Lesereisen, Buchmessen oder weitere Eventformate. Bei Lyx werden mitunter Hunderte oder Tausende Teilnehmerinnen erwartet. Dadurch soll eine besondere Bindung der Leserinnen zu der Marke erzeugt werden. «Die Bereitschaft der Community ist hoch, auch Bücher von bislang unbekannten Autorinnen zu kaufen - weil die Marke für eine besondere Qualität steht und gewisse Erwartung bedient.» Man erschließe sich junge Leserschaften, die beim Einkaufsverhalten relativ treu seien.
Digitales wird für den Verlag wichtiger
Der Digitalumsatz von Bastei Lübbe ist leicht gestiegen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 erwirtschafteten E-Books und Audiobooks zusammen 32,4 Millionen. Das sind 0,9 Millionen Euro mehr als im Geschäftsjahr davor. «Wir setzen den Fokus auf populäre Unterhaltung. Das ist zeitgemäß und findet einen guten Platz im heutigen Medienmix», sagt Dastyari. In der Lyx-Verlagsmarke gilt die «Save Me»-Romanreihe von Mona Kasten als ein großer Erfolg, der inzwischen für Amazon Prime als «Maxton Hall»-Serie verfilmt wurde.
Wie sind die Zukunftsaussichten angesichts der boomenden Streamingdienste - haben die Menschen nicht weniger Zeit zum Lesen, wenn sie abends nach der Arbeit Serien auf Netflix oder Amazon Prime schauen? Dastyari schüttelt den Kopf. «Egal, wie viele Streamingdienste es gibt - der Buchmarkt hat eine stabile Nachfrage und wir können mit unserem innovativen Konzept perspektivisch Marktanteile hinzugewinnen: Die Menschen wollen immer gut unterhalten werden, das ist unsere Chance.»