Die Serie von Funden toter Kegelrobben an der vorpommerschen Küste setzt sich fort. Am Montag sei ein weiteres Tier im Südosten der Insel Rügen geborgen worden, teilte die Kuratorin für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum in Stralsund, Judith Denkinger, mit. Damit steige die Zahl der Fälle in der Region seit Anfang Oktober auf 28. Erst am Samstag war ein Fund zwischen Sassnitz und Mukran bekannt geworden. Die Häufung sei ungewöhnlich, sagte Denkinger. «Auf jeden Fall. Das ohne Zweifel.»
Es stelle sich die Frage, wieso so viele Tiere auf einmal verendeten, sagte Denkinger. Jedes der Tiere solle untersucht werden. Drei seien bereits durch das Meeresmuseum untersucht worden. Sie wiesen laut Denkinger Spuren von Ertrinken auf. Es sei denkbar, dass sich Tiere in Reusen verfangen und ertrinken. In der Nähe des neuerlich gefundenen Tieres soll sich eine Reuse befunden haben. Auch zuvor waren Tiere früheren Angaben zufolge in der Nähe einer Reuse gefunden worden.
Das Meeresmuseum und das Biosphärenreservat Südost-Rügen hat früheren Angaben zufolge Anzeige gegen unbekannt erstattet. Die Wasserschutzpolizei bestätigte den Eingang einer Anzeige wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.
Bislang keine Hinweise etwa auf Krankheiten
Nach Aussage Denkingers waren die bislang untersuchten Tiere gesund. Tests etwa auf Vogelgrippe, mit der sich auch Robben anstecken können, seien negativ ausgefallen. Andernorts sei bisher keine entsprechende Häufung gemeldet worden - etwa von der polnischen Küste oder der Insel Greifswalder Oie, wo sich die meisten Tiere in der Region aufhielten.
In der Ostsee sind die Kegelrobben im 20. Jahrhundert fast ausgerottet worden. Nach Schutzmaßnahmen ist der Bestand zuletzt wieder gewachsen. Laut Denkinger erreichte er in der Region in den Jahren 2022 und 2021 einen Höhepunkt. An der Küste Mecklenburg-Vorpommerns leben schätzungsweise 300 bis 400 Tiere.
Noch in dieser Woche sollten weitere zehn Tiere seziert werden. Die Tiere sollen am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) im schleswig-holsteinischen Büsum untersucht werden. Hinzu kämen weitere Analysen. Spätestens bis zum Jahresende sollten alle Ergebnisse vorliegen. Laut Denkinger ist der Beifang in Netzen weltweit eine der wichtigsten Todesursachen für die Tiere. Der Kontakt mit Netzen sei aber wegen des Fells schwer nachzuweisen. Spuren bildeten sich dadurch weniger ab. Zumindest bei einem der sezierten Tiere seien Hautabschürfungen festgestellt worden.