Als das Ergebnis durchgesagt wurde, ballte Isabell Werth beim Ritt aus dem größten Dressurstadion der Welt beide Fäuste. Und während die rund 6300 Zuschauer weiter enthusiastisch und lautstark die gerade beendete Kür bejubelten, rief Werth im Sattel von Wendy: «Was für ein Pferd!»
Werth beendete den CHIO in Aachen mit einer beeindruckenden Bilanz. Die 54-Jährige aus Rheinberg ritt beim größten Reitturnier der Welt mit ihrer Stute dreimal und gewann dreimal. Bei der abschließenden Kür am Sonntag erhielt die erfolgreichste Reiterin der Welt 89,095 Prozent. Es war bereits ihr 15. Sieg beim Höhepunkt des CHIO.
Werth gewann die Vorstellung mit Musik souverän vor Frederic Wandres aus Hagen bei Osnabrück mit Bluetooth 83,010 Prozent. Dritte wurde Ingrid Klimke aus Münster mit Franziskus (81,385).
Olympia-Nominierung
Isabell Werth hat die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris geschafft. Nach einer spannenden Aufholjagd nominierte der Dressur-Ausschuss die 54-Jährige aus Rheinberg. Mit der zehnjährigen Stute Wendy will die erfolgreichste Reiterin der Welt vor dem Schloss von Versailles ihre beeindruckende Medaillenbilanz ausbauen.
Sieben goldene und fünf silberne Olympia-Medaillen hat Werth bisher gewonnen. Kommt in Paris eine weitere Goldmedaille hinzu, überholt sie die bisherige Rekord-Olympionikin Birgit Fischer. Die Kanutin hatte in ihrer Karriere unter anderem acht Goldmedaillen gewonnen.
Für Werth war die Qualifikation eine Zitterpartie. Bei der ersten Olympia-Sichtung vor vier Wochen belegte sie im Grand Prix und im Special mit Quantaz die Plätze acht und fünf. Das war zu wenig, um sich für die Olympischen Spiele zu empfehlen. Die Stute Wendy war verletzt, wurde aber rechtzeitig wieder fit war. Beim CHIO in Aachen gewannen Werth und Wendy den Grand Prix, den Special und die Kür.
Jessica von Bredow-Werndl aus Tuntenhausen hatte ihr Olympia-Ticket mit Dalera schon vor dem CHIO sicher. Die Doppel-Olympiasiegerin von Tokio musste in Aachen nicht mehr antreten. Das dritte Paris-Ticket erhielt Frederic Wandres aus Osnabrück mit Bluetooth. Als Ersatzpaar dabei ist Ingrid Klimke aus Münster mit Franziskus.
Fünfter internationaler Auftritt des Paares
«Es ist einfach unglaublich», sagte Werth nach dem dritten Sieg der Woche: «Dass sie das heute so performt hat, ist einfach unglaublich.» Die erfolgreichste Reiterin der Welt war überwältigt von der Steigerung des jungen Pferdes, das mit ihr in Aachen erst das zweite Mal eine Kür ritt.
Erst zu Beginn des Jahres bekam Werth das Pferd, das zuvor vom derzeit gesperrten Dänen Andreas Helgstrand geritten wurde. Aachen war das fünfte internationale Turnier, bei dem das Paar antrat. «Ich bin mega-stolz auf mein Pferd», schwärmte Werth. «Jeden Tag kommen wir noch einen Schritt weiter zusammen.» Bei ihrer Kür war sie nach eigener Aussage «völlig losgelöst».
Eine gute Woche erlebte auch Wandres. «Ich bin wirklich happy», sagte der Reiter aus Hagen bei Osnabrück. Zwei dritte Plätze und Rang zwei zum Abschluss sorgten neben dem Sieg mit der deutschen Mannschaft im Nationenpreis für eine starke Bilanz. Sein Pferd Bluetooth «fühlt sich immer noch frisch an», berichtete er vor der Abreise aus Aachen.