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Turmbrand-Prozess: Angeklagter will es nicht gewesen sein

Die Angeklagten im Prozess um ein desaströses Feuer in Arnstadt räumen viele Vorwürfe ein. Einer der Männer steht offen zu seiner rechtsextremen Gesinnung. Doch der Hauptanklagepunkt bleibt strittig.
Feuer in der Spitze vom Neutorturm Arnstadt
Im April brannte der historische Neutorturm in Arnstadt. Nun stehen in diesem Zusammenhang zwei Männer vor Gericht. © Christopher Kissmann/dpa

Ilmenau/Arnstadt - Der Schock ist groß, als Mitte April mit dem historischen Neutorturm ein Wahrzeichen Arnstadts in Flammen steht. Schnell steht der Verdacht der Brandstiftung im Raum. Genau gegen diesen Vorwurf wehrt sich nun aber der Hauptangeklagte im Prozess um das Feuer. 

Stattdessen beschuldigte der 24-Jährige einen Bekannten, Efeu am Turm mit einer Spraydose und einem Feuerzeug angezündet zu haben. In Bruchteil von Sekunden sei so in der Nacht eine meterhohe Flamme am Turm hoch geschlagen, so der Angeklagte. Pikantes Detail: Der junge Mann ist eigener Aussage nach aktives Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr.

Zeugenaussagen mit Erinnerungslücken

Ein Zeuge sagte allerdings aus, dass es sehr wohl der 24-Jährige gewesen sei, der das Efeu angesteckt habe. Der junge Mann im Zeugenstand war in der Nacht in der Gruppe der beiden Angeklagten mit unterwegs gewesen. Allerdings räumt er ein, sich nicht gut an die Geschehnisse von vor einem halben Jahr erinnern zu können. 

Der junge Mann, der nach Angaben des Hauptangeklagten das Efeu angezündet haben soll, konnte sich allerdings kaum an die Geschehnisse erinnern, auch er wurde als Zeuge vernommen. Er sei damals sehr betrunken gewesen. Dass der Angeklagte ihm die Sache in die Schuhe schieben wolle, liege daran, dass er ihn bei der Polizei als möglichen Täter belastet habe.

Hakenkreuz-Schmierereien als Ausdruck der Gesinnung

Dagegen räumte der Hauptangeklagte bei der Verhandlung des Amtsgerichts Arnstadt in Ilmenau die anderen Vorwürfe der Staatsanwaltschaft fast vollständig ein. So gab er zu, einem Bekannten aus Affekt ins Gesicht geschlagen zu haben, da er davon ausging, dass dieser ihn bei der Polizei belastet habe.

Auch der zweite Angeklagte räumte ein, er habe im Tatzeitraum mehrfach Brandmelder ohne Not eingeschlagen. Als Grund verwies der 38-Jährige auf seine nach eigener Aussage schwere Alkoholsucht. Auch in der Nacht des Feuers habe er reichlich getrunken.

Vor allem aber räumten die beiden Angeklagten auch ein, den Bahnhof in Arnstadt mit Hakenkreuzen und anderen verfassungswidrigen Symbolen besprüht zu haben. Auf die Frage des Richters, warum er getan habe, sagte der 38-Jährige: «Das ist halt meine Gesinnung.» Konfrontiert mit der gleichen Frage, sprach der jüngere Angeklagte von einer Dummheit. Die Untersuchungshaft, in der er sich seit rund vier Monate befinde, habe ihn zum Nachdenken gebracht. Den anderen Angeklagten habe er in der Tatnacht zum ersten Mal getroffen.

Wahrzeichen von Thüringens ältestem Ort

Bei dem Feuer am 14. April war die Kuppel des Turmes aus dem 15. Jahrhundert abgebrannt. Laut Staatsanwaltschaft entstand ein Materialschaden von rund 500.000 Euro. Der Turm ist Teil der Stadtmauer, er gilt als Wahrzeichen der Stadt, die mit ihrer Ersterwähnung im Jahr 704 als der älteste Ort Thüringens gilt. 

Die Brandsanierung sei inzwischen abgeschlossen, hatte ein Sprecher der Stadtverwaltung vor wenigen Wochen mitgeteilt. 190.000 Euro seien bislang in die Sicherung des Bauwerks geflossen. Aktuell arbeite die Verwaltung an einem Nutzungskonzept, mit dem der Turm künftig für Besucher geöffnet werden könne.

© dpa
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