Der mutmaßliche Brandstifter von Krefeld galt als Sicherheitsrisiko und war nach Angaben der Stadt seit April in einer Einzelwohnung nahe einer Polizeiwache untergebracht. «Aufgrund der besonderen Konstellation war er nicht in einer Gruppenunterkunft untergebracht, sondern in einer Einzelwohnung – aus Gründen der Sicherheit lag diese Wohnung nahe der Polizeiwache Hansastraße», teilte die Stadt auf dpa-Anfrage mit. Der tatverdächtige Iraner war demnach erst im April nach Krefeld zurückgekehrt und zuvor nach Verbüßung einer Haftstrafe zehn Jahre untergetaucht.
Die Polizei hatte den Verdächtigen am Donnerstag vergangener Woche in einem Kino in Krefeld mit mindestens einem Schuss niedergestreckt. Der 38-Jährige soll dort Benzin vergossen und versucht haben, es anzuzünden. Er kam schwer verletzt in ein Krankenhaus. Zuvor soll er mehrere weitere Brände in Krefeld gelegt haben. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts der versuchten schweren Brandstiftung erlassen.
Der Zustand des Verletzten sei stabil und er sei am Mittwoch ins Justizvollzugskrankenhaus verlegt worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Krefeld. Er habe sich zur Tat bisher nicht geäußert. Standardmäßig geprüft werde auch der Schusswaffengebrauch der Polizei. Dabei handele es sich aber nicht um ein Ermittlungsverfahren.
Schon zuvor war der Mann auffällig geworden. Am 13. September 2024 sei es zu einer «Bedrohungssituation für Mitarbeitende» gekommen, teilte die Stadt weiter mit. Noch am selben Tag sei er für das Programm «Periskop» zur Früherkennung von und zum Umgang mit Personen mit Risikopotenzial gemeldet worden. Am 30. September sei die Wohnung des Mannes durchsucht und am 8. Oktober sei er befragt worden.
Tatverdächtiger hielt sich in vielen Ländern auf
Der Iraner sei bereits 2002 erstmals unerlaubt nach Deutschland eingereist und habe sich seitdem vorübergehend in weiteren zwölf europäischen Ländern aufgehalten, wie aus der Ausländerakte hervorgehe. Der Mann habe nacheinander verschiedene Identitäten genutzt, um beispielsweise Asylanträge zu stellen.
Asyl habe er in Deutschland, Dänemark, Norwegen, Schweden, der Schweiz und Österreich beantragt. 2008 sei er nach Krefeld zugewiesen und 2010 vom Landgericht verurteilt worden. Laut Ermittlungsbehörden wurden ihm Gewaltdelikte und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung vorgeworfen.
Nach Informationen des WDR und der «Rheinischen Post» fiel der mutmaßliche Brandstifter bereits 2009 durch Randale in städtischen Ämtern auf. Damals habe er nach Angaben eines Stadtsprechers Mitarbeiter im Sozialamt verletzt und mit einem Messer bedroht. Nach seiner Festnahme und der Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik habe er dort laut Stadt versucht, eine andere Patientin zu vergewaltigen. Immer wieder sei der Mann im Sozialamt ausgerastet und habe Hausverbot erhalten.
Zehn Jahre untergetaucht
Nach Verbüßung der Freiheitsstrafe beantragte der Mann 2014 eine Duldung bei der Ausländerbehörde Krefeld. Danach sei er aber für zehn Jahre nicht mehr in der Stadt aufgetaucht. Erst im April dieses Jahres sei er zurückgekommen und habe Unterbringung begehrt. Ein Rücknahmeersuchen an Frankreich, wo er sich über einen erheblichen Zeitraum aufgehalten habe, sei abgelehnt worden. In Frankreich hatte der Mann demnach weitere Haftstrafen verbüßt.
Der Tatverdächtige sei vollziehbar ausreisepflichtig, die rechtlichen Voraussetzung für eine Abschiebung lägen grundsätzlich vor. «Allerdings ist eine Rückführung wegen der Praxis im Iran nicht realisierbar», heißt es in der Erklärung der Stadt. Der Mann habe keine gültigen Reisedokumente. Eine ersatzweise Passbeschaffung im Zwangsverfahren für das Herkunftsland Iran sei für die Ausländerbehörden nicht möglich, da die iranischen Behörden sogenannte Freiwilligkeitserklärungen der Betroffenen verlangten.