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Branche: Menschen müssen mehr vom Windkraft-Ausbau haben

Der Ausbau der Windenergie in Mecklenburg-Vorpommern ist erklärtes Ziel der Regierung. Dabei dürfe man aber die Menschen vor Ort nicht überfordern, heißt es bei einem Branchentreffen.
Windpark
In Greifswald haben Branchen- und Behördenvertreter über Hürden beim Ausbau der Windkraft in MV sprechen. © Jens Büttner/dpa

Die Akzeptanz von Windkraftanlagen lässt sich aus Sicht der Branche und von Planungsbehörden erhöhen, wenn die Menschen vor Ort stärker von dem Ausbau profitieren. In den Kommunen sei teils ein leichter Stimmungsumschwung festzustellen, weil diese auch Vorteile der Windenergie erkannten, sagte Peter Seifert vom Planungsverband Mecklenburgische Seenplatte in Greifswald. 

Der Ausbau erneuerbarer Energien stelle die Bevölkerung vor allem auf dem Land vor erhebliche Herausforderungen. «Mit der Energiewende steht unserer Region ein enormer Landschaftswandel bevor», sagte Seifert bei einem Treffen von Vertretern der Windkraftbranche und Behörden. «Das ist ein Wandel von einer agrarisch geprägten Landschaft hin zu einer Industrielandschaft. Und das ist für viele Bewohner ein Schock.» 

Man müsse Menschen Zeit geben. «Das sind ja nicht nur die Windenergieanlagen, das sind auch Solarparks, das sind Umspannwerke, Batteriespeicher, Hochspannungsfreileitungen.» Seifert verwies auf andere Regionen, die etwa nach dem Zweiten Weltkrieg ähnliche Transformationen durchgemacht hätten und wo Menschen davon profitierten. 

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Hannes Damm verwies auf die Vorteile, die erneuerbaren Energien Kommunen jetzt schon böten. «Aktuell fließen bereits dreistellige Millionenbeträge aus Gewerbesteuern der erneuerbaren Energien an die Kommunen.»

Langwierige Ausweisung von Windkraft-Flächen

Robert Vogt vom Unternehmen Enertrag sagte, der von Seifert beschriebene Schock sei auch dadurch begründet, dass in Mecklenburg-Vorpommern lange nichts passiert sei, etwa was die Flächenplanung für Windkraftanlagen angehe. So sei in der Zeit von 2011 bis 2021 zwar viel diskutiert worden. In diesen zehn Jahren seien aber nur magere 0,2 Prozent der Landesfläche zusätzlich für Windkraft ausgewiesen worden.

Nach Maßgabe des Bundes soll die als Windeignungsgebiete ausgewiesene Fläche im Nordosten von derzeit 0,8 Prozent bis 2032 auf 2,1 Prozent wachsen. Als Zwischenschritt müssen 1,4 Prozent bis 2027 ausgewiesen werden.

Unterschiedliche Ziele in den Regionen

Aus Sicht von Johann-Georg Jaeger, Vorsitzender des Branchenverbands LEE MV, sollten die 2,1 Prozent in einem Schritt ausgewiesen werden. Netzbetreiber müssten wissen, wo die Windparks hinkommen, damit sie entsprechend ihr Netz ausbauen könnten.

Der Planungsverband Region Rostock will das 2,1-Prozent-Zeil nach eigenen Angaben in einem Schritt erreichen. Bereits im ersten Quartal kommenden Jahres soll ein entsprechender Entwurf vorgelegt werden. Ebenfalls in einem Schritt bis 2027 will der Planungsverband Westmecklenburg nach jetzigem Stand die 2,1 Prozent ausweisen. In Vorpommern soll bis dahin ein Wert zwischen 1,4 und 2,1 Prozent erreicht werden, wie der Landrat von Vorpommern-Rügen und Vorsitzender des Planungsverbandes Vorpommern, Stefan Kerth, bekannt gab.

Der Planungsverband Mecklenburgische Seenplatte strebt hingegen bis 2027 eine Ausweisung von 1,4 Prozent an. Als ein Grund nannte Seifert die große Zahl notwendiger Prüfungen möglicher Auswirkungen auf Schutzgebiete in seiner Zuständigkeit.

Stärkere Nutzung auch für Wärme angeregt

Die Genehmigungen für Windkraftanlagen in MV stiegen endlich, sagte Jaeger. Im ersten Halbjahr sei eine Gesamtleistung von 350 Megawatt genehmigt worden. Hier sei man auf einem guten Weg. Allerdings könne vielfach trotzdem nicht gebaut werden. «Weil schlicht das Netz nicht da ist.» Andere Bundesländer hätten dieses Problem nicht, weil sie im Verhältnis zum Verbrauch nur einen Bruchteil erneuerbarer Energie hätten.

In MV übersteige die Erzeugung hingegen den Verbrauch. Überschüssige Energie könne man etwa für die Erzeugung von Wasserstoff als Energieträger nutzen. Jaeger plädierte aber auch dafür, Wärmeerzeugung stärker in den Blick zu nehmen. Hier sei der Anteil erneuerbarer Energie noch sehr klein. «Wir haben einen Wärmeverbrauch in Mecklenburg-Vorpommern von sieben Terawattstunden.» Dem stünden etwa zehn Terawattstunden aus erneuerbarer Energie entgegen. Hier gebe es großes Potenzial.

© dpa
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